Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
sondern aus einem der Seitenarme oben am Knotenpunkt kommen! « , sprudelte er gehetzt hervor. » Wir müssen das Tunnelkreuz unbedingt hinter uns gebracht haben, bevor sich die Horden da oben sammeln und uns den einzig rettenden Weg abschneiden können! Schaltet eure Taschenlampen ein. Auf ein bisschen mehr oder weniger Licht kommt es jetzt auch nicht mehr an. Die Kreaturen wissen, wo wir sind. Und nun los! « , rief er ihnen noch zu und stürmte davon.
    » Wie weit ist es denn noch bis zu diesem Knotenpunkt? « , schrie Kendira, zog im Laufen ihre Taschenlampe hervor und schaltete sie ein– fast gleichzeitig mit sechs Leuchten der anderen. Licht flutete durch den Tunnel, erhellte aber überwiegend den Boden, über den sie wie von Furien gehetzt rannten.
    » Zweihundert, dreihundert Meter! « , rief der Runner zurück und warf einen kurzen Blick über die Schulter, ob sie ihm auch dicht auf den Fersen folgten, was nicht der Fall war. Die Kette der Libertianer war verhältnismäßig weit auseinandergezogen, begann sich jedoch schnell wieder zu schließen.
    Sekunden später schlug Kendira plötzlich eine Welle infernalischen Gestanks entgegen, der den üblen Geruch, der sie die ganze Zeit begleitet hatte, um einiges überstieg.
    Dusty brüllte eine Warnung, aber es war schon zu spät.
    Im selben Moment registrierte Kendira aus den Augenwinkeln, dass irgendetwas Dunkles und Großes über ihr von der Decke fiel. Ein Teil davon traf sie an der Schulter und streifte ihren Rücken.
    Ein schaurig triumphierendes Kreischen brach über sie herein, augenblicklich gefolgt von Haileys entsetztem, nicht abreißenden Schrei, der Kendira bis ins Mark drang, und den gellenden Schreien ihrer anderen Freunde.
    Kendira ließ ihre Taschenlampe fallen, riss die Maschinenpistole von der Schulter und wirbelte herum. Im ersten Schockmoment weigerte sich ihr Verstand, zu glauben, was ihre Augen sahen. Es war einfach zu grauenhaft, zu dämonisch, als dass es Wirklichkeit sein konnte.
    Aber es war Wirklichkeit.
    Dusty hatte es zwar nicht direkt ausgesprochen, doch sie alle hatten instinktiv gewusst, dass es sich bei den Tunnelratten, den Unterweltlern, um Kannibalen handeln musste. Die vielen Knochen, auf die sie bislang schon gestoßen waren und die nur von Menschen hatten stammen können, hatten davon ein beredtes Zeugnis abgelegt, wie auch der Gestank, der hier unten herrschte. Aber jetzt hatten sie den grauenhaften Beweis vor Augen.
    Hailey lag am Boden und kämpfte mit einer splitternackten Kreatur, deren ausgemergelter Leib von Dreck, Fäkalien und verkrustetem Blut wie mit einer zweiten Haut überzogen war. Verklebte Haare reichten dieser menschlichen Tunnelratte bis auf die spitzknochigen Hüften. Und diese Kreatur, dieser im Abyss zum Tier gewordene Mensch, hatte sich von der Decke wie ein Raubtier auf Hailey gestürzt, die krallenähnlichen Finger in ihren Overall gegraben und sich über der Halsschlagader in ihre Kehle verbissen.
    Blut schoss in rhythmischen Stößen zwischen den verfilzten Haaren der Kreatur hervor. Ihr gieriges Schmatzen und Saugen vermischte sich mit Haileys halb erstickten Schreien.
    Kendira löste sich aus der Schockstarre und schlug mit der Maschinenpistole zu. Sie hämmerte der Kreatur die Schulterstütze mit aller Kraft gegen den Kopf. Andere rissen an ihren Armen und Beinen und ihrer Haarmähne, um sie von Hailey wegzuzerren. Doch der Unterweltler ließ nicht von ihr ab. Es war, als wäre der Kannibale in seinem Blutrausch gegen jegliche Art von Schmerzen immun.
    Noch immer dröhnten die Rohre um sie herum.
    » Weg da! «
    Jemand stieß Kendira zur Seite.
    Es war Dusty. Er hielt einen Revolver in der Hand, setzte der Kreatur den Lauf an die Schläfe und drückte ab. Mit dem Stiefel stieß er die männliche Leiche von Hailey. Sie blieb neben ihr auf dem Rücken liegen, mit weit aufgerissenem Mund und bluttriefenden Zähnen. Viele waren verfärbt und verfault, aber dazwischen befanden sich noch genug kräftige Zähne, mit denen der Kannibale Hailey die Kehle genau über der Halsschlagader hatte aufreißen können. Was ihm nicht schwergefallen war. Die Zähne waren spitz gefeilt. Es waren die Waffen dieser Kreatur gewesen!
    Hailey presste ihre rechte Hand auf die Halswunde, von der Fleischfetzen herabhingen. Das Blut schoss nicht mehr in kräftigen Stößen aus der durchgebissenen Ader, sondern es pulsierte immer schwächer aus der Wunde und sickerte wie ein allmählich versiegender Quell zwischen ihren

Weitere Kostenlose Bücher