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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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der Anlage gab es nicht ein einziges Fenster. Dachte man sich die aufgemalten optischen Täuschungen weg, blieb nichts weiter als ein hoher, von dicken Betonwänden umschlossener Raum mit einem Dutzend Betten und Metallspinden.
    Genau genommen war auf dieser gigantischen Insel aus Beton und Stahl nichts so wie in Liberty9. Zwar hatte man versucht, einige der Räume so ähnlich zu gestalten, wie sie ihnen in der Lichtburg und im Schwarzen Würfel vertraut gewesen waren. Aber man hatte sich dabei nicht sonderlich bemüht oder aber die horrenden Kosten gescheut, um dem Vorbild auch nur annähernd gerecht zu werden. Deshalb wirkten diese Räume wie billige, lieblose Imitationen.
    Duke schaute auf die Leuchtanzeige seiner Armbanduhr. Kurz vor vier. Wecken war erst um halb sechs. Es blieben ihm also noch gute anderthalb Stunden. Aber er wusste, dass er nicht wieder einschlafen würde, sosehr er es auch versuchte. Er bekam die schrecklichen Bilder vom gestrigen Nachmittag nicht aus dem Kopf. Außerdem waren sie im wachen Zustand einfacher zu ertragen und zu verdrängen als im Schlaf. Die realen Bilder hatten sich zu einem Albtraum verdichtet, der um ein Vielfaches schlimmer gewesen war als das, was er in dem mit Bleiplatten ausgekleideten Tunnel gesehen und erlebt hatte. Deshalb fürchtete er sich davor, dass ihn der Traum erneut im Schlaf überfiel.
    Es hielt ihn nicht länger im Bett. Was er jetzt brauchte, war ein heißer Kaffee aus der Cafeteria, frische Luft um die Nase und ein offener Himmel über sich.
    Kurz entschlossen warf er die leichte Decke zurück und schwang seinen schlanken, sehnigen Körper aus dem Bett. Er griff nach dem silberblauen Overall, der an der Ausziehstange seines offenen Spinds hing, schlüpfte hinein und zog den Reißverschluss bis zur Brust hoch. Dann stieg er in seine halbhohen Stiefel und schloss die Spannverschlüsse.
    Die Kleidung war auch etwas, das sehr gewöhnungsbedürftig für ihn und seine elf Gefährten war, die Liberty9 vor knapp einer Woche mit dem Lichtschiff verlassen hatten und nach Tomamato Island geflogen worden waren. Hier trugen Electoren keine wadenlangen Kutten mit Kapuzen und auch keine Sandalen mehr, sondern Overalls und solide Halbstiefel mit Stahlkappen im vorderen Fußbereich. Die Oberen erkannte man an ihren roten Overalls und sie wurden mit Tec Master angesprochen. Und was Primas Templeton in Liberty9 darstellte, also diese ranghöchste Position, bekleidete aufTomamato Island der Master Controller Eastwood, der als Einziger einen weißen Overall trug.
    Aber ihre Oberen bekamen sie eher selten zu Gesicht, und dann auch nur im oberen Level, wo sich die Kontrollräume mit den wandgroßen farbigen Lichttafeln befanden. Meist hatten sie es mit den Männern von der Security zu tun, die Sec Master genannt wurden und schwarze Overalls trugen. Sie überwachten die Ausführung der jeweiligen Arbeiten, die ihnen die Tec Master erteilten. Aber selbst die Sec Master, allesamt raubeinige und zum Teil sogar finstere Gestalten, hielten sich nie lange bei ihnen auf. Die Überwachung fand überwiegend durch die Kameras statt, die überall angebracht waren. Der Große Dampferzeuger, wie diese Anlage auf der Felseninsel vor dem Festland von Norcal genannt wurde, war eine hochtechnisierte und fast vollautomatisierte Anlage, die ihrer atemberaubenden Größe zum Trotz offenbar nur wenig Wartungspersonal benötigte.
    Duke fuhr sich gedankenversunken durch sein dunkles, störrisches Haar, das jedem Zähmungsversuch durch Kamm oder Bürste siegreich widerstand, und verließ den Schlafsaal, den er sich mit neun anderen Electoren teilte. Vier von ihnen gehörten zu der Gruppe, die schon seit Oktober hier ihre letzten Vorbereitungen und Prüfungen ablegte. Sie konnten es nicht abwarten, nach dieser bitteren Zwischenstation aufTomamato Island endlich in den Lichttempel berufen zu werden. Drüben im Schlafsaal der Mädchen gab es noch drei weitere aus der Oktober-Gruppe. Die Alten, wie die Neuankömmlinge sie nannten, hielten sich überwiegend für sich. Was vielleicht auch daran lag, dass es ihnen allen gesundheitlich nicht sehr gut ging. Sie mussten sich eine hartnäckige Erkältung zugezogen haben, denn sie husteten ständig und litten ausnahmslos unter starker Übelkeit. Und wie es hieß, hatte Ashton, der gestern im Sperrbereich den Verstand verloren und sich keine dreißig Meter vom Ausgang entfernt die Atemmaske vom Mund gerissen hatte, tags zuvor Blut gespuckt.
    Unbarmherzig helles

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