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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Hartplastik unter den Füllstutzen der Kaffeemaschine und drückte auf der Leuchtanzeige die Taste mit der Aufschrift Milchkaffee extra stark mit Zucker. Der Automat erwachte geräuschvoll zum Leben und begann zu arbeiten, und während sich der Becher wenige Sekunden später mit milchhellem, süßem und extra starkem Kaffee füllte, ging Duke zum Snack-Automaten hinüber und zog sich einen Schokonussriegel.
    Mit dem Becher und dem Schokoriegel bewaffnet, ging er einen weiteren langen Gang hinunter. Der helle Korridor endete vor einer Stahltür. Dahinter lag die Galerie, für die Electoren der einzige Ort auf dieser Insel aus Stahl und Beton, an dem sie den fensterlosen Räumen kurzzeitig entfliehen, sich an die frische Luft begeben und natürliches Himmelslicht sehen konnten.
    Duke drückte die Tür auf und trat hinaus. Frische, belebende Nachtluft schlug ihm entgegen. Der salzige Beigeschmack verriet die unmittelbare Nähe des Meeres. Tief atmete er sie ein. Wie gut sie roch und schmeckte im Vergleich zu der trockenen, künstlich erzeugten Luft im Innern, die ihm oft den Eindruck vermittelte, Metall und Beton auf der Zunge zu haben. Es wehte ein leichter Wind.
    Was Galerie genannt wurde, war eigentlich nichts weiter als ein zwei Meter breiter und gut zwanzig Meter langer käfigartiger Balkon. Der Boden bestand aus stählernen Gitterrosten. Ein dünneres, aber ebenfalls recht stabiles Gitter aus Stahlstreben ragte über dem Geländer auf. In Kopfhöhe bogen sich die Streben nach innen, liefen auf die Wand zu und endeten dort im Beton.
    Duke nahm an, dass die käfigartige Einfassung der Sicherheit diente. Denn die Konstruktion hing in schwindelerregender Höhe an der Außenmauer. Unter der Galerie fiel die Wand mindestens fünfzehn bis zwanzig Meter senkrecht zu einem Betonsims ab. Gute anderthalb Dutzend Meter tiefer endete der dort unter ihm hervorragende Betonklotz am felsigen Rand der Insel.
    Duke lehnte sich an das Geländer, schlürfte seinen Kaffee und verzehrte den Schokoriegel. Dabei blickte er gedankenversunken hinaus auf die schwarze Wasserfläche. Sie erstreckte sich vor ihm in nordöstlicher Richtung bis an das drei oder vier Kilometer entfernte Festland. Dort drüben grenzte die Dunkelwelt der endlosen Trümmerstädte an das Ufer der weiträumigen Bay.
    Wie gut die Bezeichnung Dunkelwelt doch auf diesen Teil der zerstörten Welt passte. Denn bis auf die undeutlichen schwarzen Silhouetten von besonders hohen Wohnhäusern und Industrieanlagen, die der Vernichtungswut von Erdbeben, Bränden und blutigen Revierkriegen der Gangs als Skelette in unterschiedlichen Formen und Neigungsgraden widerstanden hatten, ließen sich keine näheren Einzelheiten erkennen. Und die wenigen schwachen offenen Feuer und Lichtpunkte hier und da nahmen sich in der Dunkelwelt wie verlorene Irrlichter aus. Und doch lebten dort Hunderttausende Menschen, womöglich sogar Millionen.
    Wenn er schräg nach links schaute, fiel sein Blick auf das Ende einer viele Kilometer langen und schmalen Landzunge, die schnurgerade nach Norden verlief und wie eine natürliche, nur wenige Dutzend Meter breite Kaimauer die riesige Bay vom offenen Pazifik trennte und schützte.
    Früher, vor dem Großen Weltenbrand und den beiden massiven Erdbeben, hatte es dort im Norden eine weite und dicht bebaute Landfläche und an ihrem südlichen Zipfel eine berühmte Brücke gegeben. Sie hatte die Mündung der Bay überspannt und hinüber auf die Südseite geführt, wo jetzt Presidio lag, die Hauptstadt der Supreme Republic of Hyperion. Sie hatte das verheerende zweite Erdbeben, das wenige Jahre vor der neuen Zeitrechnung namens Phoenix in Kalifornien Millionen Menschenleben gekostet und ganze Küstenabschnitte ins Meer gerissen hatte, nicht überstanden.
    Wie gewaltig die Brückenkonstruktion einst gewesen sein musste, konnte man an der rostroten Turmruine ablesen, die sich an der Südspitze der Landzunge schief in den Himmel hob. Sie bestand aus zwei gigantischen Stahlpylonen, die durch vier breite Querstreben miteinander verbunden waren. Auf beiden Seiten baumelte ein wirres Durcheinander aus mannsdicken stählernen Spannseilen herab. Die Stahlkonstruktion sah unnatürlich verdreht aus, als hätte sich der Boden unter den beiden Pylonen unterschiedlich weit gehoben.
    In sich verdreht, als hätte ein Riese beide Enden in verschiedene Richtungen gezwungen, war auch die breite Fahrbahn zwischen den beiden Türmen. Sie führte noch einige Meter über das Wasser

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