Liberty 9 - Todeszone
der Einladung dieses ehrenwerten Mister Akahito und seiner Begleiter zu einem Gespräch mit dem sicherlich nicht weniger ehrenwerten Tai-Pan Yakimura, dem in ihren Kreisen offenbar alle wichtigen Entscheidungen obliegen, ohne langes Zögern folgen « , sagte er und begleitete seine steifen, gedrechselten Worte mit einem leicht gequälten Lächeln. » Sie erscheint mir irgendwie… nun ja, alternativlos zu sein. «
Ein Mundwinkel zuckte kaum merklich in Akahitos marmorglattem Gesicht. » Sehr scharfsinnig beobachtet. Also lasst die Finger von euren Waffen, an denen ihr unter euren Kutten so nervös herumfummelt. Dann stehen die Chancen gar nicht mal so schlecht, dass ihr noch am Leben seid, wenn es heller Tag geworden ist. «
Liang nickte. » Da draußen schafft ihr es sowieso keine drei Häuserblocks weit « , sagte er und deutete in Richtung des Geländes, das sich hinter der verlassenen Fabrikanlage viele Kilometer weit im Umkreis erstreckte.
In diesem Moment kam Kendira und offenbar auch den anderen erst richtig zu Bewusstsein, in welch erschreckender Lage sie sich befanden. Sosehr sie auch dankbar sein mussten, nicht nur den Crash, sondern auch den Überfall der Lumpengestalten überlebt zu haben, so düster sah doch ihr weiteres Schicksal aus.
Mit dem Absturz des Lichtschiffes war ihr Plan hinfällig geworden, die Befreiung ihrer Freunde aufTomamato Island mit einem Überraschungsangriff aus dem gelandeten Helikopter heraus einzuleiten. Und selbst wenn jener Yakimura und seine Asiaten-Gang sie laufen ließen, war ihr Leben hier draußen keinen Pfifferling mehr wert!
Sie waren inmitten der gesetzlosen Trümmerstädte der Dunkelwelt gestrandet!
36
Wie die Hühner auf der Stange, so saßen sie nebeneinander am Fuß des Sandhügels, die Hände gut sichtbar über die Knie gelegt. Ihre Waffen hatten sie, sofern sie diese nicht schon beim Absturz verloren hatten, dem jungen Drachenflieger Liang ausgehändigt. Dieser hatte auch ihre Bewachung übernommen. Er stand hinter ihnen auf erhöhtem Posten und behielt sie scharf im Auge.
Joetta stöhnte leise vor Schmerz. Immerhin hatte sich einer der Fremden, der auf den Namen Takumi hörte, ihrer angenommen. Er hatte sich aus dem Wrack den verbeulten Erste-Hilfe-Kasten bringen lassen, ihren Bruch gerichtet und auch ihre Kopfwunde provisorisch verbunden. Er hatte auch Marcos Schnittwunde mit Jod ausgewaschen und einen provisorischen Verband angelegt. Von den Schmerztabletten und Einmalspritzen mit starken Betäubungsmitteln hatte er jedoch nichts herausgerückt.
» Was, ihr wollt ein Schmerzmittel? Kommt ja gar nicht infrage! Das Zeug ist viel zu kostbar, um es bei so lächerlichen Verletzungen zu vergeuden « , hatte er mitleidlos gesagt. » Beißt gefälligst die Zähne zusammen! Das bisschen Schmerz wird euch schon nicht umbringen. « Und damit hatte er den Kasten nachdrücklich zugeklappt, ihn sich unter den Arm geklemmt und war gegangen.
Zur selben Zeit hatte sich eine sechsköpfige Gruppe unter Anführung von Akahito darangemacht, alles aus dem Wrack zu holen, was ihnen irgendwie von Nutzen erschien. Sie schleppten nicht nur die mit Zahlenschlössern gesicherten Alukisten aus dem geborstenen Rumpf, sondern entfernten auch Gurte, Rohre, Stangen und alles andere, was sich schnell und problemlos abschrauben ließ. Sie arbeiteten in großer Hast, das war offensichtlich.
Kendira vermutete zuerst, dass sie fürchteten, jeden Augenblick könnte der Funke eines Schwelbrands das ausgeflossene Flugbenzin entzünden und das Wrack in einen Feuerball verwandeln. Aber dann bemerkte sie die Unruhe der Wachposten, die oben nervös auf und ab gingen und ihren Kameraden unten in der Grube zuriefen, sich nicht zu lange mit dem Ausschlachten aufzuhalten. Offenbar fürchteten sie noch eine andere Gefahr, die nichts mit dem auslaufenden Flugbenzin zu tun hatte, sondern jenseits der halb zertrümmerten Fabrikanlagen lauerte.
» Akahito, lass es gut sein! Kommt hoch! « , brüllte dann auch der Wachposten mit dem backsteingroßen Funkgerät wenige Minuten später. » Gleich ist Ning mit unserer Mühle hier! Es wird eng! Ein Konvoi Islander brettert heran und ist schon ganz in der Nähe! «
Augenblicklich ließen Akahito und seine Männer vom Wrack ab. Sie stürzten mit dem, was sie gerade noch greifen konnten, ins Freie.
» Los, nach oben mit euch! « , forderte Liang die Libertianer auf. » Wenn die Islander eintreffen, wird das hier für uns alle zur Todesfalle! «
Kendira
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