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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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ist er gefallen.«
    »Ich möchte wissen, was passiert ist«, wiederhole ich.
    »Das ist egal«, erwidert Katriina.
    »Nicht für mich.«
    »Es war nicht dein Vater.«
    »Vielleicht war es Marcus?« Ich sehe sie einfach nur an. Sie schaut aus dem Fenster in die dunkle Nacht, ihr Blick ist fern: »Ich bin nach draußen gegangen, um nach ihm zu sehen. Nach Jonas. Er hatte sich in den Schlaf gesoffen und lag auf einer der Bänke vor der Sauna. Dann habe ich noch eine Portion Holz aufgelegt und ihn in die Sauna gezogen.«
    »Hat mein Vater dabei geholfen?«
    »Nein, er weiß nichts davon. Ich wollte ihn wecken, um mir helfen zu lassen. Aber ich habe es nicht getan.«
    »Dir dabei zu helfen, Jonas hineinzutragen?«
    »Ja.«
    »Ins Haus?«
    »Nein, in die Sauna.«
    »Lag er denn nicht schon in der Sauna?«
    »Nein«, sagt sie. »Er lag auf einer der Bänke davor.«
    »Wie hast du ihn hereinbekommen?«
    »Jemand anders hat mir geholfen.«
    »Marcus?«
    »Ja.«
    »Wusste er, dass du Jonas töten könntest, wenn du ihn dehydrierst?«
    »Vielleicht … ich glaube schon. Aber ich habe nur zu ihm gesagt, ich will Jonas nicht im Haus haben.«
    »Und er ist nicht aufgewacht?«
    »Nein.«
    »Und dann habt ihr seinen Kopf an den Ofen geschlagen?«
    »Nein. Wir haben ihn auf die Bank gelegt, und ich habe zu Marcus gesagt, er soll dich wecken. Und als Marcus gegangen war, habe ich Jonas mit einem Stein auf den Hinterkopf geschlagen.«
    »Mit einem Stein?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich es nicht mehr mit ihm ertrug. Und weil ich davon ausging, dass die Rechtsmediziner hier unten nicht sonderlich viel können.«
    »Und dann hast du meinen Vater geweckt?«
    »Ja. Ich habe ihm gesagt, dass ihr besser aufbrechen solltet.«
    »Weiß Vater, was du getan hast?« Katriina lächelt.
    »Nein«, sagt sie.
    »Glaubst du, es würde ihm gefallen, wenn er erfährt, dass du deinen Mann umgebracht hast?«
    »Dein Vater ist jetzt mein Mann.«
    »Trotzdem.«
    »Ich glaube, er ist froh darüber, obwohl er es nicht weiß.«
    »Wirklich froh?«
    »Ich bin schwanger«, sagt sie und lächelt.
    Shinyanga ist eine große Stadt mit Einfamilienhäusern, in der nichts los ist. Kein Kino, kein Club, zwei Restaurants, keine Diskotheken. Hier gibt es so gut wie keine Weißen – weniger als zehn innerhalb der Stadtgrenzen –, sodass mich sämtliche Einwohner anstarren, wenn ich in der Stadt herumlaufe. Ich fahre Rebekka morgens auf dem Motorrad zur Missionsschule.
    Ich fahre auf dem Motorrad lange Touren durch die Baumwollfelder. Bultaco 350cc. Ich liebe diese Maschine. Vater sagt, ich soll sie stehen lassen, für Solja. Das ist in Ordnung, sie wird sich darüber freuen.
    Die Gegend ist unglaublich arm. Alte Menschen werden der Hexerei beschuldigt und aus ihren Dörfern vertrieben, damit ihre Familien sie nicht mehr ernähren müssen – es gibt nicht genug zu essen. Die Alten schlafen unter den Bäumen in der Landschaft, verhungern.
    Samstagabend. Katriina hat ein französisches Ehepaar zum Abendessen eingeladen. Ärzte. Sie arbeiten im Krankenhaus von Shinyanga.
    »Wir ertrinken in Aids-Patienten«, erzählt der Mann, Laurent.
    »Und elternlosen Kindern, die bei den Großeltern leben und allesamt unterernährt sind«, ergänzt Odile. Ich habe die Kinder in den Dörfern gesehen – aufgeblähte Bäuche, graue Haut und rötliches Haar.
    »Wie konnte es so schlimm kommen?«, fragt Katriina. Laurent schüttelt den Kopf.
    »Wenn du dir die Landkarte ansiehst, ist es einfach. Die Krankheit beginnt irgendwo im Kongo und wird entlang der Hauptstraßen von Lastwagenfahrern verbreitet, die sich Sex kaufen. Und Lehrern, die zu Konferenzen in andere Städte reisen und sich ebenfalls Sex kaufen. Hinterher kommen sie zurück und vögeln ihre Frauen und die Schülerinnen, die gute Noten wollen. Und wenn die Lehrer das nächste Mal verreist sind, vögeln ihre Frauen mit anderen Männern, und die Schüler untereinander. Es gibt kein Fernsehen in Tansania«, sagt er und grinst resignierend.
    »Aber sie könnten sich schützen«, wendet Katriina ein.
    »Afrikanische Männer lehnen das Kondom ab«, sagt Odile.
    »Dazu kommen die Vergewaltigungen«, ergänzt Laurent.
    »Was für Vergewaltigungen?«, fragt Vater.
    »Wenn ein afrikanischer Mann erfährt, dass er HIV -positiv ist, erzählt ihm der Hexendoktor, er soll mit einer Jungfrau schlafen, denn sie würde ihn von der Krankheit heilen. Ich kenne Beispiele, bei denen ein Aids-infizierter Mann nach Hause gegangen ist und seine

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