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Licht

Titel: Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
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der Imbissstube, als er sie sagen hörte: »He, Ed. Vögelst du noch?«
    Er drehte sich um. Schon möglich, dass der Tag jetzt mehr versprach. Rita Robinson grinste, und er kam auf sie zu, als etwas Verrücktes passierte. Die Türöffnung von Sullivans Stube verdunkelte sich. Rita, die sehen konnte, warum, starrte in einer Art erwachender Furcht an Ed vorbei; Ed, der es nicht konnte, wollte sie fragen, was denn los sei. Rita hob die Hand und zeigte zur Tür.
    »Jesus«, sagte sie. »Guck mal, Ed.«
    Er sah sich um. Eine riesige gelbe Ente zwängte sich mühsam in die Imbissstube.

 
4
     
Herzensangelegenheiten
     
    »Du rufst doch nie an!«, sagte Anna Kearney.
    »Ich rufe gerade an«, antwortete er wie zu einem Kind.
    »Du kommst nie vorbei.«
    Anna Kearney wohnte in Grove Park, in einem Straßengewirr zwischen Eisenbahn und Fluss. Eine dünne Frau, die ständig Gefahr lief, magersüchtig zu werden, und ständig einen verwirrten Ausdruck im Gesicht hatte; sie hatte seinen Namen behalten, weil sie den ihren nicht mochte. Ihre Wohnung, ehemals Sozialwohnung, war dunkel und unaufgeräumt. Es roch nach billiger Seife, Earl Grey Tea und saurer Milch. Damals, zu Beginn des Mietverhältnisses, hatte sie Fische an die Badezimmerwände gemalt und die Rückseite der Türen mit Briefen von ihren Freunden tapeziert, mit Polaroidfotos und Memos. Es war eine alte Gewohnheit, doch viele der Memos waren jüngeren Datums.
    Wenn du es nicht tun willst, dann musst du es nicht tun, las Kearney. Tue nur, was du kannst. Lass alles andere bleiben.
    »Du siehst gut aus«, sagte er.
    »Du meinst, ich bin dick geworden. Immer, wenn das jemand sagt, weiß ich, dass ich zu dick bin.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Na ja, es ist jedenfalls nett, dich zu sehen«, sagte er.
    »Ich nehme gerade ein Bad. Als du anriefst, war ich gerade dabei, es einlaufen zu lassen.«
    In einem Hinterzimmer hob sie ein paar Dinge für ihn auf: ein Bett, einen Stuhl und eine kleine grün gestrichene Kommode, auf der zwei, drei gefärbte Federn, der Stummel einer dreieckigen Duftkerze und eine Hand voll Kiesel lagen, die immer noch entfernt nach dem Meerwasser rochen, das sie einst umspült hatte, hübsch arrangiert vor einem gerahmten Foto, das ihn mit sieben Jahren zeigte.
    Obwohl es doch sein eigenes Leben war, von dem diese Dinge erzählten, schien es ihm verschlossen und fremd zu sein. Nachdem er sie einen Moment lang angestarrt hatte, rieb er sich mit den flachen Händen durchs Gesicht und zündete die Kerze an. Er schüttelte die Würfel des Shranders aus dem Lederbeutelchen und warf sie mehrmals. Unerwartet groß, aus einem polierten bräunlichen Material, das er für menschliche Knochensubstanz hielt, schlitterten und kullerten sie zwischen die anderen Sachen und ergaben Muster, mit denen er nichts anzufangen wusste. Bevor er die Würfel gestohlen hatte, hatte er Tarotkarten geworfen. Irgendwo in der Kommode mussten noch zwei oder drei Spiele liegen, schmutzig vom Gebrauch, aber noch in den alten Schachteln.
    »Willst du etwas zu essen?«, rief Anna aus dem Bad. »Ich könnte dir was machen, wenn du möchtest.«
    Kearney seufzte. »Das wäre nett von dir«, sagte er.
    Er warf die Würfel erneut, dann steckte er sie wieder weg und sah sich im Zimmer um. Es war klein, mit rohen, unbehandelten Dielen und einem Fenster, das auf die dicken schwarzen Abwasserleitungen anderer Wohnungen hinausging. An die gebrochen weiße Wand über der Kommode hatte Kearney vor Jahren mit farbiger Kreide ein paar Diagramme gemalt. Auch damit konnte er nichts anfangen.
    Nachdem sie gegessen hatten, zündete sie Kerzen an und überredete ihn, mit ihr ins Bett zu gehen. »Ich bin wirklich müde«, sagte sie. »Fix und foxi.« Sie seufzte und schmiegte sich an ihn. Ihre Haut war noch feucht und gerötet vom Bad. Kearney ließ die Finger zwischen ihre Pobacken gleiten. Sie holte scharf Luft, dann rollte sie fort und blieb Gesicht unten, halb kniend liegen, hob sich, damit er besser eindringen konnte. Ihre Scham fühlte sich an wie ganz weiches Wildleder. Er rieb, bis sich ihr ganzer Leib versteifte; sie kam, keuchend mit einem winzigen hustenden Stöhnen. Zu seiner Überraschung bekam er eine Erektion. Er wartete, bis sie abgeklungen war, was ein paar Minuten dauerte, dann sagte er: »Ich muss wahrscheinlich gehen.«
    Sie starrte ihn an. »Und was ist mit mir?«
    »Anna, ich habe dich vor langer Zeit verlassen.«
    »Aber du bist immer noch hier. Du kommst gerne und du fickst mich gerne;

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