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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Rosengärten blieben, und es würde neue Sommer und neue
Erinnerungen geben.
    »Früher hast du dir die Taschen mit Fudge vollgestopft, bevor du
weggefahren bist«, bemerkte Mark.
    Ich lächelte. »Könnte gut sein, dass ich das diesmal auch mache.
Wann schließt der Fudge-Laden?«
    »Keine Ahnung. Vergiss nicht: Wenn du den Hügel runtergehst, musst
du ihn wieder hoch. Und dann werde ich nicht da sein, um dich Huckepack zu
nehmen.«
    »Ihr habt mich diesen Sommer lange genug gestützt.«
    »Geht’s dir jetzt besser?«, erkundigte er sich.
    Ich nickte. »Mark, ich weiß nicht, wann ich wiederkomme oder ob
überhaupt … Das heißt, es könnte ziemlich lange dauern.« Ich senkte den Blick.
Mark nahm mich in die Arme.
    »Das letzte Mal waren es zwanzig Jahre«, erinnerte er mich. »Es ist
egal, wie lange es sein wird.«
    »Es hat nichts mit euch zu tun«, versicherte ich ihm. »Ihr und
Trelowarth seid mir wichtig, aber …«
    »… es ist nicht dein Zuhause«, führte Mark den Satz für mich zu
Ende.
    Dankbar legte ich kurz die Wange an die seine und nickte.
    Er trat einen Schritt zurück und lächelte. »Schon in Ordnung. Das
hatte ich auch nicht erwartet. Auch Katrinas Asche ist davongeflogen.«
    Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Er strich mir mit einem
Finger leicht über die Wange wie ein großer Bruder. »Tut mir leid, dass ich
dich nicht zum Bahnhof bringen kann.«
    »Claire ist da.«
    Er nickte und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Pass auf dich auf.«
    »Du auch.«
    Ich schob die Hände tief in die Taschen meiner Jacke, als ich ihnen
von der Auffahrt aus nachschaute.
    Da hörte ich ein leises Winseln von Samson, der, den Blick auf die
Straße gerichtet, neben mir saß. Ich bückte mich, um seinen Kopf zu streicheln.
    »Ganz ruhig«, tröstete ich ihn, »du siehst ihn bald wieder.«
    Und an den pisky in meiner Hand gewandt, wiederholte ich: »Du siehst ihn bald wieder.«
    Felicitys Worte über die Magie Cornwalls kamen mir in den Sinn. »Zu
Daniel Butler«, sagte ich mit geschlossenen Augen.
    Nur das Rauschen des Windes antwortete mir.
    Da winselte Samson noch einmal, und ich öffnete die Augen. Die
anderen Hunde rannten hinunter zum Unteren Garten, hinter dem sich die grünen
Felder bis zu den Wäldern und Klippen erstreckten.
    Über dem Meer segelten weiße Vögel. Ich musste an den Tag denken,
als wir Katrinas Asche auf dem Hügel verstreut hatten, wie der Wind sie erfasst
und weggeweht hatte.
    An einen anderen Ort, hatte Mark gedacht. Und sich getäuscht. Nicht
an einen anderen Ort, sondern zu einem anderen Menschen.
    Denn ich glaubte zu wissen, wohin sie verschwunden war.

EINUNDVIERZIG

    E r rief erst am
folgenden Morgen zurück.
    Ich rechnete aus: Neun Uhr hier war ein Uhr früh in L. A.
    »Eva?«
    Im Hintergrund hörte ich Partygeräusche – das Klirren von Gläsern,
Lachen und Musik.
    »Hallo, Bill.« Ich setzte mich auf die Bettkante.
»Danke, dass du mich zurückrufst.«
    »Hätte ich schon früher gemacht, aber ich war am Set, und es ist
spät geworden. Ich wollte dich nicht aufwecken«, erklärte er. Kurzes Schweigen.
»Wie geht’s dir?«
    »Gut, danke. Und dir?«
    Die Partygeräusche wurden leiser, als hätte er sich eine ruhigere
Ecke gesucht. »Läuft so.« Wieder Schweigen. »Du bist noch in Europa?«
    »Fürs Erste, ja. In Cornwall, genauer gesagt in Trelowarth. Hat
Katrina je von Trelowarth erzählt?«
    »Ja. Das ist also der Ort?«
    »Ich habe ihre Asche an ihrem Lieblingsplatz verstreut, auf dem
Hügel mit dem alten Leuchtfeuer.«
    »Gute Wahl.«
    »Nein.« Ich schloss die Finger fester um den Hörer und senkte den
Kopf, bevor ich ihm erzählte, was passiert war, wie der Wind die Asche vom Wind
aufs Meer hinausgeweht hatte. »Du wolltest, dass sie ihre letzte Ruhe findet,
wo sie hingehört, aber es war nicht dort, Bill.«
    »Hey.« Seine Stimme klang rau. »Wo sonst …?«
    »Bei dir. Sie gehörte zu dir.«
    Eine ganze Weile hörte ich am anderen Ende der Leitung nur die
gedämpften Partygeräusche. Vielleicht stellte er sich vor, wie Katrinas Asche
in Richtung Westen über den Atlantik wehte, nach Hause.
    »Ich … wollte mich entschuldigen«, sagte ich. »Ich habe es falsch
gemacht. Du warst die Liebe ihres Lebens, Bill. Sie hätte sein wollen, wo du
bist.«
    Das Klicken eines Feuerzeugs, dann zog er tief an einer Zigarette
und stieß den Rauch wieder aus. »Da ist sie, Eva, jeden Tag. Du hast nichts
falsch gemacht.« Erneut kurzes Schweigen. Er suchte nach den richtigen

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