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Licht vom anderen Ufer

Licht vom anderen Ufer

Titel: Licht vom anderen Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Ernst
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noch von Spott und Hohn durchdrungen, wechselte er seine Stimmung hurtig und verkörperte nun Sorge und Freundlichkeit.
    »Wie geht’s dir denn, Vater? Wart, lass dir ein bissl helfen.«
    Er nahm eine Brechstange und hob die Planke etwas in die Höhe, damit der Vater die Bohlen leichter einschieben konnte. Der Rauscher betrachtete zufrieden sein Werk. Dann fragte er:
    »Wie spät ist es eigentlich schon?«
    »Es geht auf vier Uhr, denk ich.«
    »Dann geht es noch. Ich will nämlich einmal zum Sprenger hinaufschaun. Da sind doch drei Mädl da. Vielleicht kann ich eine überreden, dass sie zu uns geht. Wir brauchen unbedingt jemand auf der Alm. Die Anna kann heuer nicht hinauf.«
    Matthias ließ einen bekümmerten Seufzer hören.
    »Den Weg kannst dir sparen, Vater. Ich hab nämlich am letzten Sonntag beim Sprenger schon nachgefragt. Zwei sind schon fort und die dritte braucht er selber daheim, hat er mir gesagt.« Wieder ein tief hergeholter Seufzer. »Es ist schon ein Kreuz und ein Elend. So kann es auch nicht weitergehn. Die Anna arbeitet sich noch auf. Was für einen Menschen zu viel ist, ist zu viel. Schließlich hat sie ja auch bloß zwei Hände.«
    Der Rauscher schlüpfte in seine Wolljacke, die er über den Rossstand gehängt hatte. Dann trat er an das kleine Fenster und schaute hinaus. Der Wald und die Berge waren noch tief verschneit. Nur gegen Blockstein zu zeigten sich auf den Wiesen ein paar apere Flecke.
    »Du hast Recht«, sagte er versonnen. »Auf die Dauer wird es der Anna auch zu viel. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Wenn man wenigstens die Emma noch haben könnt.«
    Matthias nahm einen Halm aus dem Pferdefutter und steckte ihn zwischen die Zähne. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, schaute er auch hinaus. Mitten im Hof war ein großer Haufen mit Fichtenzweigen und Blasius war gerade mit dem Schlittengespann wieder um eine neue Fuhre unterwegs.
    Vorsichtig räusperte sich Matthias. »Du hast Recht, Vater. Da ist guter Rat teuer.« Und nach einer Weile: »Das heißt – so teuer wär er auch wieder nicht, der gute Rat. Aber ich mag nichts sagen, sonst heißt es gleich wieder, ich möcht heiraten.«
    Langsam drehte der Rauscher sein Gesicht über die Schulter. »Vielleicht nicht?«
    »Ja, aber bloß deswegen, weil es die Anna auf die Dauer allein nicht schaffen kann.«
    Der Rauscher schaute seinen Sprössling mit forschenden Augen an. »Das hab ich gar nicht gewusst, dass deine Schwester dir so am Herzen liegt. Aber ich werde über deinen Vorschlag nachdenken.«
    Er dachte nach und kam in seinen Überlegungen dahin, dass er sich am Sonntag darauf auf den Weg machte nach der Einöde Dornbichl, die eine gute Wegstunde entfernt, etwa sechshundert Meter oberhalb des Dorfes Blockstein, in westlicher Richtung lag.
    Daheim sagte er nichts von seinem Vorhaben und sie meinten, dass er ins Dorf zum Sonntagsbier ginge. Die Rissers von Dornbichl wurden von seinem Besuch vollständig überrascht. Das genau hatte er bezwecken wollen, weil sie bei einem früheren Besuch, von dem sie wussten, aufgedeckt hatten, als käme nicht bloß der Bauer vom Goldenen Grund, sondern gar der Weihbischof.
    Er sah niemanden, als er auf den Hof zuging, der um einiges kleiner war als der seine. Auch im Flur blieb alles still, obwohl er sich vor der Tür die Schuhe vom Schnee ziemlich laut abgeklopft hatte. So öffnete er die Stubentür und trat ein.
    Der Bauer Ferdinand Risser war mit seinem Mittagschlaf noch nicht fertig und der Rauscher musste ihn erst mit seinem Hakelstecken ein wenig gegen die Rippen stoßen, damit er zu sich kam. Langsam rekelte er sich herum und blinzelte mit den Augen.
    »Ach – du bist es, Rauscher.« Er rieb sich die Augen und stand ächzend auf. Gegen den hoch gewachsenen Rauscher wirkte er klein und schmal. Er hatte ein hageres, von vielen Falten durchzogenes Gesicht, in dem ein Paar kleine Augen in ständiger Bewegung waren. »Hock dich nieder, Rauscher. Ich werd gleich einmal nachschauen, dass wir einen guten Kaffee kriegen.«
    »Nein, lass nur«, wehrte der Rauscher ab. »Was ich zu sagen hab, rede ich lieber mit dir allein aus.«
    Der Risser nahm eine von den vielen Pfeifen von der Wand und stopfte sie umständlich. »Wie geht’s dir denn als Witwer?«
    »Nichts ist’s hinten und vorn. Plötzlich so allein, kommst dir vor wie ein Depp. Am besten war’s, man könnt auch gleich mitgehen in die Grube, wenn man zuerst so lang miteinander gehaust hat.«
    »Und gut gehaust, was man so

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