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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Frafa war lange nicht mehr dort gewesen. Die vertrauten Wege waren zugewachsen, und sie kämpfte sich mühsam durch federndes Gesträuch, ein Ast traf sie an der Schulter, und sie ging langsamer. Sie war es gewohnt, dass die Pflanzen ihr Platz machten; jetzt musste sie sich durch das Unterholz kämpfen wie ein Mensch, und Tränen traten ihr in die Augen. Endlich tat sich ein schmaler Streifen Wiese vor ihr auf, und der Wald schloss sich hinter ihr mit einem Rascheln.
    Frafa stand am Ufer dieser winzigen Welt und blickte hinaus in die Ferne. Kalte Silberlichter funkelten in der Tiefe, Sterne, und Frafa schöpfte Luft. Sie genoss die klare, reine Nacht, die sie so lange hatte entbehren müssen. Schlieren trieben dahin, flossen zusammen. Frafa beobachtete, wie die Sterne hinter Dunst verschwanden, und binnen kürzester Zeit war der ganze Elfenwald von Nebel verhangen. Es wurde kühl.
    Sie legte fröstelnd die bloßen Arme um den Leib, aber sie blieb stehen.
    Noch zweimal reiste der Elfenwald durch die Tore des Äthers, glitt, von Barsemias gelenkt, durch die Lücken zwischen den Dimensionen. Diesmal sah Frafa die Tore wie Wunden in der Wirklichkeit. Ein unwirkliches Leuchten strömte heraus, das selbst den Nebel durchdrang, so rot wie eine sterbende Sonne, die als Grabmal über toten Welten gloste.
    Der Nebel sank herab. Es tropfte und rauschte aus dem Wald hinter ihr. Frafa spürte, wie ihre langen Haare schwer wurden vor Nässe. Als sie sich umwenden wollte, um zurückzugehen, sah sie Barsemias aus dem Wald treten.
    Der Elf wirkte erschöpft, seine Augen lagen tief in den Höhlen. Wortlos trat er neben sie, fasste sie am Arm, und sie sahen gemeinsam in den Abgrund. Die letzten Nebelstreifen verwischten das Sternenlicht, als hätte ein trübes Nichts sogar die Dunkelheit verschlungen. Frafa beugte sich vor und versuchte etwas zu erkennen.
    »Ich wollte mit eigenen Augen sehen, wohin ich uns gebracht habe«, sagte Barsemias. »Man verliert die Perspektive, wenn man zu lange nur mit dem Geist ... auf die anderen Seiten der Wirklichkeit sieht.«
    Frafa stand steif neben ihm. Sie spürte seine Hand auf ihrem Arm, doch sie wagte nicht, sich aus dem Griff zu lösen. Er mochte es als Kränkung ansehen, womöglich störte es seine Konzentration bei den notwendigen Zaubern. Wer verstand schon, was Elfen empfanden?
    »Wo sind wir?«, fragte sie. »Ich sehe nichts.«
    »Wir sind im Nirgendwo«, erwiderte Barsemias. »Ich brauchte eine Rast, ein wenig Schlaf. Wir setzen die Suche morgen fort.«
    £5 gab keinen Morgen an diesem Ort...
    Eigentlich sollte Frafa froh sein darüber, doch sie spürte ein Frösteln. Vielleicht lag es nur an der Kühle nach der Gluthitze der letzten Tage.
    »Warum hast du uns hierher gebracht? Ich dachte, in den höheren Dimensionen spielt die Entfernung keine Rolle. Du hättest uns gleich ans Ziel bringen können.«
    »Ich kenne das Ziel nicht«, sagte Barsemias. »Ich muss einer Spur folgen. Wenn ich den Faden verliere, an dem wir uns durch den Abgrund tasten, dann sind wir verloren. Verstehst du, Frafa, diese Spur ist unsere einzige Wegmarke in beide Richtungen, zu Leuchmadans Ursprung und zurück nach Hause. Wenn wir sie verlieren, kommen wir nirgendwohin.«
    Frafa erkannte, dass nicht nur der Zauber ihn erschöpfte. Auch die Verantwortung zehrte an ihm. Der Wald verstärkte seine Magie, aber Barsemias allein sah den Weg, den sie nehmen mussten. Wenn er einen Fehler machte, strandeten sie hier draußen im Nichts. Der Wald würde welken und im Frost versinken. Und am Ende würde der magische Schirm erlöschen und das Dunkel sie verschlingen, diese unbedeutende Elfeninsel, die sich zu weit in die Leere hinausgewagt hatte ...
    »Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig ist«, sagte Frafa. Sie nutzte das Gespräch und löste sich unauffällig aus seinem Griff. »Leuchmadans Magie muss gewaltig sein. Ich dachte, sein Abdruck im Äther wäre deutlich genug. Er müsste ja regelrecht lodern!«
    »Er ist blass, und man sieht ihn kaum.« Barsemias seufzte. »Und die Wege sind verschlungen ... Du kannst das nicht verstehen, Frafa. Niemand kann es verstehen, denn niemand sieht, was ich sehe, und hier draußen ist alles so weit und so gewaltig. Es steht nicht still. Wir glauben, die Sterne regen sich nicht, doch das stimmt nicht. Alles rast dahin, und nichts ist mehr an dem Ort, wo es war, als Leuchmadan seine Spur in den Äther grub. All das muss ich bedenken.«
    Frafa erinnerte sich an ihre eigene

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