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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Stockwerk, durch das sie brachen. Krachend rutschte der Rumpf tiefer, kam zum Stillstand, brach wieder ein, stand still. Ein Ächzen drang aus dem Boden wie der gequälte Schrei uralter Architektur, dann brachen sie noch einmal durch und sackten noch ein Stück tiefer.
    Bebend kam das Schiff zur Ruhe.
    Rudrogeit blickte über die Reling. Er schätzte, dass sie etwa sechs Meter tief im Boden steckten. Nun sah auch er die Mauern, die Swankar beim Anflug geortet hatte: Überwachsene Umrisse, die vage an Gebäude denken ließen, halb von einem bunten Urwald überwuchert, dessen Farben in der trüben Nacht nur zu erahnen waren.
    »Verdammte Scheiße«, zischte Sneithan. »Schau dir die hässlichen Froschfratzen an!« Er hob das Gewehr.
    Rudrogeit folgte seiner Bewegung mit dem Blick. Eine Hand voll Geschöpfe versammelte sich rings um das Schiff: fremdartige Wesen mit breitem Echsenmaul, mit Armen wie Affen und mit einem behaarten Leib. Rudrogeit hörte das gedämpfte Knacken von Sneithans LIG. Der Kopf eines der Wesen zuckte zurück, und inmitten eines Augenkranzes auf der Stirn erschien ein weiteres Loch. Dunkles Blut spritzte aus dem Hinterkopfüber das Rückenfell, dann brach das Tier zusammen und blieb reglos liegen.
    Die übrigen Geschöpfe standen da und regten sich nicht.
    Sneithan zielte auf eine zweite Kreatur und drückte ab, erschoss eine dritte.
    »Scheiße, sind die doof«, lachte er. »Schau dir das an, Rudi.«
    Die Wesen blickten aus dunklen Augen zum Schiff, oder sie sahen zu Boden. Eines von ihnen hob eine Art Liane auf und streichelte sie zwischen den Affenfingern. Rudrogeit bemerkte keine Anzeichen von Furcht, von Aufregung oder auch nur von Neugier. Keines der Tiere machte Anstalten zu fliehen, selbst dann nicht, wenn ihre Gefährten gleich neben ihnen zusammenbrachen und sie vom Blut ihrer toten Artgenossen bespritzt wurden.
    Sneithan drehte die Leistung an seinem großkalibrigen Beschleunigergewehr noch höher und pumpte mehrere Hundert Gramm flüssigen Stahl bei großer Streuung in ein Ziel. Das Wesen zerplatzte regelrecht, Fleischfetzen flogen meterweit und verteilten sich in der Vegetation und auf die umstehenden Tiere. Eines von ihnen wischte sich mit einer beiläufigen Geste schleimige Hautfetzen von einem bizarr großen Auge, ohne dabei den Kopf zu bewegen.
    Rudrogeit hatte das Gefühl, dass dieses Tier ihn anstarrte. Oder Sneithan. Er fröstelte. Die gelassenen Bewegungen, die scheinbare Gleichgültigkeit im Angesicht eines Massakers beunruhigte ihn mehr als jede Aggression.
    »Hab'n noch nie 'nen Goblin gesehen, die Fleischsäcke da unten«, grölte Sneithan. »Schau dir das an, Rotauge!«
    Sneithan stellte sein Gewehr auf Dauerfeuer. In diesem Augenblick sackte die Lichtbringer ein weiteres Stück ein, und Risse liefen in alle Richtungen vom Schiffsrumpf fort. Jetzt setzten sich die Tiere in Bewegung, gingen langsam davon und verschwanden in den Nischen zwischen den überwachsenen Ruinen.
    Rudrogeit betätigte sein Sprechgerät. »Wir rutschen immer tiefer!«, rief er. »Wir sollten uns einen anderen Platz suchen!«
    Die Stimme seiner Mutter klang spöttisch in seinem Ohr. »Keine Sorge, Rudi, deinem zarten Blutsaugerarsch passiert schon nichts. Der Nodus meldet, wir haben jetzt hinreichend stabilen Grund unter dem Kiel.«

22
 
    Harmonie und Vielfalt (HuV) - Die zweite große politische Partei innerhalb der Union wurde von Aldungan gegründet, vermutlich vor allem, um die Kräfte der Völker von Falinga als einheitliches Gegengewicht gegen die dominanten menschlichen Bewohner des neuen Staates zu bündeln. Die HuV steht für Liberalität und Toleranz.
    Insbesondere Historiker der traditionellen bitanischen Akademien haben oft unterstellt, dass diese Ausrichtung allein taktischen Erwägungen geschuldet war, als Deckmantel, unter dem Aldungan sein Machtstreben in der Union zu verbergen suchte. Zu unglaubwürdig erschien es diesen Menschen, dass der langjährige König der Finstervölker, der Nachfolger des mythischen Leuchmadan, ernsthaft ein harmonisches Zusammenleben gleichberechtigter Völker anstrebte.
    Übersehen wird dabei, dass die im Parteiprogramm festgehaltenen Werte weitestgehend der Ideologie des alten Falinga folgten und im Ursprung durchaus anders interpretiert werden konnten, als sie heutzutage klingen. So ist die Vorherrschaft des Stärksten nach dem individualistischen Ansatz Daugazburger Prägung kein Widerspruch zum Miteinander der beherrschten Völker.
    Die weitere

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