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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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sie nicht deuten können.«
    Frafa blieb stehen. Sie fasste Barsemias bei der Jacke, zog ihn zu sich, blickte zu ihm auf. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Sie schlang die Arme um seinen Leib und hielt ihn fest, und einen Moment lang erwiderte er die Umarmung.
    Dann wand er sich verlegen aus ihrem Griff, trat einen Schritt zurück und räusperte sich.
    »Äh.« Er wischte sich die Stirn. »Wofür war das? Ein, äh - Nachtalbenbrauch?«
    Frafa lachte. »Ganz im Gegenteil! Ich habe keine Lust mehr auf Nachtalbenbräuche. Ich musste gerade an meine Mutter denken und an meinen Bruder und an mich! Ich habe etwas gelernt auf dieser kleinen Lichtung: Tausend Jahre sind eine zu lange Zeit, um sie in Gefangenschaft zu verbringen. Und ich war gefangen, gefangen von ein paar wenigen Erfahrungen, ein paar wenigen Jahren, die allein dadurch die Herrschaft über mein Leben erringen konnten, weil sie früh gekommen sind und ich noch nicht wusste, wie ich mich dagegen wehren sollte!«
    Barsemias musterte sie verständnislos. »Frafa«, sagte er. »Geht es dir gut? Die Verletzungen ...«
    Frafa wischte seine Worte fort. »Es geht mir besser. Ich habe mich von meiner Vergangenheit fesseln lassen, Barsemias, und dabei die Gegenwart versäumt. Ich habe mehr darauf geachtet, keine Fehler zu machen, nicht mehr verletzlich zu sein, als darauf, zu leben. Das war dumm von mir. Man darf nicht nur bewahren, was man ist, und sich allem anderen verschließen. Leben ist Veränderung, Barsemias. Und warum sollte eine Nachtalbe nicht einen Elf küssen? In tausend Jahren kann man alles sein! Und ich habe es versäumt...«
    Sie schaute Barsemias an. »Ich will es nicht länger versäumen. Ich will lieben und mich verändern und die Welt in meinem Inneren fühlen. Auf dieser Lichtung habe ich erkannt, dass wir leben!«
 
    Sie kamen an eine Lichtung. Frafa stutzte, als sie den wolkengrauen Kriegsodontopter in der Mitte stehen sah. Dann fiel ihr Blick auf die Elfe Ledesiel, die auf einem moosbewachsenen Stein saß. Wisbur und Biste standen neben ihr. Ein kleines Tier lag zu ihren Füßen, und der Gnom und der Wichtel beäugten es misstrauisch. Aber Frafa spürte schon aus der Ferne, dass das Geschöpf tot war.
    »Ledesiel!«, rief sie. »Es freut mich, dass es Euch gut geht!«
    Die Elfe schaute nur flüchtig auf. »Euch haben wir das jedenfalls nicht zu verdanken.«
    »Ledesiel!« Barsemias hob beschwichtigend die Hand. »Gib Frafa nicht die Schuld daran. Ich habe sie losgelassen. Und sie wäre beinahe gestorben, weil wir sie allein gelassen haben.«
    »Sie lebt, wie ich sehe.« Ledesiel musterte Frafa von Kopf bis Fuß und rümpfte die Nase. »Und ihr Blut ist grün geblieben. So ist das mit den Nachtalbenzaubern. Sie täuschen die Sinne, aber im Inneren verändern sie nichts.«
    Frafa biss die Zähne aufeinander. Was die unbestimmte Drohung des Waldes nicht geschafft hatte, gelang Barsemias' Schwester im Handumdrehen: Ihre gute Stimmung schwand.
    »Wo sind die anderen?«, fragte sie. »Barsemias meinte, es ginge allen gut.«
    »Gut ist etwas übertrieben«, erwiderte Ledesiel. »Mein Volk ist in Bedrängnis. Ein halbes Dutzend unserer besten Zauberer können nicht tatenlos hier herumsitzen und warten. Die Übrigen haben sich den Spähtrupps angeschlossen oder widmen sich dem Schutz der Hilflosen.«
    »Na«, sagte Frafa schnippisch. »Da kann ich aber froh sein, dass die große Zauberin Ledesiel, die Hoffnung ihres Volkes, um meinetwillen hier zurückgeblieben ist.«
    Barsemias zischte begütigend und tätschelte hilflos ihren Arm. Ledesiel lupfte eine Augenbraue.
    »Ich bin nicht Euretwillen geblieben«, erklärte sie. »Ich habe auf meinen törichten Bruder gewartet. Und dieses Beutestück ist zu wichtig, als dass wir es unbewacht lassen dürften.«
    Sie wies auf den Odontopter. Es war ein schlankes Modell, zierlicher als der klobige Transporter der Kopfgeldjäger. Insgesamt mochte er nicht kleiner sein, aber der Rumpf war dünn und langgezogen, die beiden Kanzeln am Kopfende waren winzig. Tatsächlich glich dieses Fluggerät viel mehr einer Libelle, und der Schwanz war bestückt mit Tanks, Raketenwerfern, Munitionscontainern ...
    »Der Gnom meint, er kann das Ding fliegen«, sagte Ledesiel. »Mein Volk kann auf eine solche Waffe nicht verzichten, wir haben nicht viele andere. Und doch weiß ich nicht, was wir damit anfangen sollen. Gegen das Schlachtschiff kann die Maschine jedenfalls auch nicht viel ausrichten.«
    Frafa

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