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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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den nächtlichen Trugbildern, aber greifbarer. Alles wirkte bunt und friedlich und entrückt, erfüllt von den Geräuschen des Lebens. Barsemias stützte sie, und Frafa lehnte sich gern an ihn, auch wenn sie mit jedem Schritt an Kraft gewann. Bei manchen Bewegungen knirschte es noch in ihrem Leib; einige Knochen waren falsch zusammengewachsen - sie würde sich später darum kümmern. Sie roch das eigene Blut, mit dem sie über und über besudelt war, und sie versuchte so zu laufen, dass Barsemias nichts davon an seine Kleidung bekam.
    Was dachte er?
    Er ging mit keinem Wort auf ihren Zustand ein, er wich nicht zurück, sondern hatte den Arm um sie gelegt.
    »Du hast deine Magie wieder«, stellte er fest.
    »Hm-hm«, sagte sie.
    Ein Pfeifen hallte durch den Wald, schrill, aber weit entfernt. Ein Geschöpf wie eine bunte Girlande kroch vor ihnen davon und raschelte, als es sich bewegte. Frafa ließ ihre Sinne ausgreifen, all ihre magischen Sinne, die sie so lange entbehrt hatte, und das Idyll zerbrach.
    Sie spürte eine lauernde Präsenz, die vor ihrem Tasten zurückwich und wiederkehrte, wenn sie nicht aufmerksam war. Während Frafa ihre Umgebung sondierte, wurde sie selbst betrachtet, und sie wusste nicht, von wem. Magie stieg vom Boden auf, erfüllte die Wurzeln und alles Leben ringsum, verwob den Wald zu einer Einheit, die sich ganz auf sie zu konzentrieren schien.
    Frafa erschauderte.
    Es war gewiss eine Täuschung. Sie kannte diese Welt nicht, ihre magischen Sinne kehrten eben erst zurück. War es da nicht möglich, dass sie das Spiel der Auren an diesem Ort falsch interpretierte? Dennoch beschlich sie das Gefühl, dass ihre Unruhe gestern schon ein Ausdruck ihrer wiederkehrenden Kräfte gewesen war. Dass sie gespürt hatte, wie etwas in ihrer Umgebung sich veränderte.
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragte sie. »Wie seid ihr aus dem unheimlichen Waldstück herauskommen, letzte Nacht?«
    »Wir waren wohl etwas verwirrt in der letzten Nacht«, antwortete Barsemias. »Da flogen Sporen in der Luft, ein Gift. Ledesiel hat es zu spät bemerkt. Biste musste uns erst etwas wachrütteln. Auf ihn hat es nicht gewirkt.«
    »Ja«, sagte Frafa. »Es liegt Stärke in der Vielfalt.«
    »Was?«, fragte Barsemias.
    »Ein alter Wahlspruch der Finstervölker.« Sie knuffte ihn schalkhaft. »Manchmal haben wir eben doch recht, nicht wahr?«
    »Vielleicht. Wie auch immer, wir hatten vier der stärksten Zauberer unseres Volkes bei uns, und so sind wir herausgekommen. Fünf, wenn man mich mitzählen möchte, aber ich bin ja fast nutzlos hier am Boden. Dann haben wir dich gesucht. Die Schüsse haben mich schließlich in die richtige Richtung geführt.«
    Er atmete tief durch. »In den letzten Stunden ist eine Menge geschehen, Frafa. Unser Volk kämpft. Menschensoldaten gegen Elfenzauberer im Wald, das ist gar nicht mal so schlimm, damit werden wir fertig. Aber der Wald, Frafa, der Wald!«
    Er sah sich beunruhigt um und fasste Frafa fester. Mit einem Mal hatte sie das Gefühl, dass er sie nicht nur stützte, sondern dass er selbst Halt suchte. »Es ist, als hätte diese Welt sich gegen uns erhoben. Die Krankheiten waren der Anfang. Die Tiere werden feindseliger. Die Pflanzen bilden Gift. Es geschehen ... Dinge. Kein gezielter Angriff, aber man erkennt eine Richtung. Es ist wie ein Kratzen, aber es ist diese ganze Welt, die sich kratzt, und wir sind ihre Flöhe!«
    Genau das war es, was Frafa ebenfalls fühlte. Was sie bereits gestern wahrgenommen hatte. Dennoch fiel es ihr schwer, diese Welt als Bedrohung anzusehen. Sie erinnerte sich an all die Bilder der vergangenen Nacht, daran, wie sie das Leben an diesem Ort durchschaut und bewundert hatte. Es mochte ein Wachtraum gewesen sein, doch jetzt war es ihre Erinnerung, und es war eine Erinnerung daran, dass diese Welt schön war! Und war sie nicht eben erst gerettet worden? Waren sie nicht alle gerettet worden, nachdem sie sich im Wald verirrt hatten?
    Sie konnte in diesem Moment nichts anderes empfinden als Dankbarkeit.
    »Wenn die Geschöpfe dieser Welt uns so wenig mögen«, sagte sie leichthin und verfolgte den Flug zweier schillernder Insektenwesen, »dann sollten wir froh sein, dass wir auf ihrer Welt sind und nicht sie auf unserer.«
    »Nun«, entgegnete Barsemias. »Etwas von dieser Welt ist auf die unsere gekommen. Darum sind wir überhaupt erst hier! Und ich denke, wir bekommen gerade ein paar Hinweise darauf, warum wir bei uns zuhause solche Probleme haben - auch wenn wir

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