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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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geführt hast, das du eigentlich nicht wolltest, nur weil deine Schwester einmal ein paar harte Worte zu dir gesagt hat?«
    Der Vampir grinste, sodass Frafa seine spitzen Zähne sah. Nur zwei Zähne, lang und leicht gebogen wie bei einem Raubtier in einem ansonsten menschlichen Gebiss. »Nun«, sagte er. »Es fehlten die sanfteren Worte zwischendurch, die den Eindruck hätten abmildern können. Aber, nein, ich bin nicht so weich, dass ich deswegen zu Mutters Rockzipfel flüchte und da kleben bleibe.«
    Er ließ die Waffe sinken und stützte sich darauf, sodass der Lauf sich in den Boden bohrte. Dann schaute er auf Swankars Leiche hinab und sprach weiter. »Die Wahrheit ist wohl, ich bin ein Vampir. Für mich war es damals nicht so leicht, der Mutter Lebewohl zu sagen und ein eigenes Leben zu führen. Später ... Irgendwie schien es nie zu gehen. Wer weiß, wann es zu spät war oder ob es jemals hätte anders sein können.«
    »Jetzt hast du sie getötet«, stellte Frafa fest.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass dir das zu Herzen geht, Schwester.« Bitterkeit lag in seiner Stimme. Sein Blick auf die Tote drückte fast so etwas wie Liebe aus. Verlust. Dennoch hatte er geschossen. Warum?
    »Du hast mich gerettet«, sagte Frafa. »Aber was ist mit dir? Du kannst nicht leben ohne ihr Blut!«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich habe lang genug gelebt, nehme ich an.«
    »Nein«, widersprach Frafa. »Bleib bei mir. Ich beherrsche die Kunst des Lebens, und ich finde einen Weg, um dich zu verändern. Wir finden einen Weg, damit du lebendig sein kannst und frei.«
    Rudrogeit schüttelte den Kopf. Mit der Linken wies er auf den Wald hinter sich. »Wir sind keine große glückliche Familie, Frafa. Und das Versuchskaninchen für deine Zauberkunststückchen will ich auch nicht sein. Geh einfach, und lass mich meine Mutter begraben.«
    »Nein.« Frafa ging auf ihn zu, bis nur noch Swankars Leichnam zwischen ihnen lag. »Ich lasse dich nicht hier. Du hast mich gerettet, du hast dich für mich entschieden und gegen sie. Das soll nicht das Ende sein. Du kannst ein besseres Leben anfangen.«
    Sie fühlte eine Berührung an der Seite und fuhr herum. Barsemias!
    Woher war der Elf so plötzlich gekommen?
    Sie wusste nicht, was von den Ereignissen und von den Gesprächen er mitbekommen hatte. Ihr Bruder jedenfalls betrachtete sie unbewegt. Kein Zucken in seinen Augen hatte verraten, dass der Elf von hinten an sie herangetreten war.
    »Komm«, sagte Barsemias. »Lass ihn.« Er schaute an Frafa vorbei auf Rudrogeit. »Auch wenn du ihn Bruder nennst: Er ist ein Vampir - ein Geschöpf, das von Nachtalben als Diener gezüchtet wurde. Er gehört nicht zu uns.«
    Die Erleichterung über das Wiedersehen schwand.
    »Und ich bin eine Nachtalbe!« Wütend stieß Frafa ihn weg. »Was glaubst du, was mir in die Wiege gelegt wurde? In welches finstere Loch willst du mich dann stecken?«
    Barsemias sah verlegen zu Boden. »Das ist etwas anderes«, murmelte er.
    »Der Elf hat recht«, warf Rudrogeit ein. »Geh mit ihm mit und verschwinde von hier. Ich habe mich gegen meine Mutter gestellt, und es war an der Zeit. Aber das heißt nicht, dass ich anderswo einen Platz hätte.«
    Barsemias zog sanft an ihrer Hand. Aber Frafa schaute Rudrogeit an. »Lass dir von diesem Elf nichts einreden«, flehte sie. »Über mich hat er auch nicht viel besser geredet, als wir uns das erste Mal über den Weg liefen. Und schau ihn dir an: Jetzt will er mich nicht zurücklassen!«
    Barsemias ließ sie unvermittelt los. Frafa erkannte, dass er knallrot geworden war im Gesicht.
    Rudrogeit sagte nichts mehr. Er hatte das Gewehr weggelegt und ging neben Swankar in die Hocke. Barsemias kam wieder heran, und nun schaffte er es, Frafa ein Stück mitzuziehen.
    »Du hast recht«, flüsterte er. »Dich will ich nicht mehr zurücklassen. Aber bei ihm ist es anders: Er hat seine Entscheidung getroffen. Du kannst es ihm nur noch schwerer machen.«
    Frafa widersetzte sich nicht länger. Auf der anderen Seite der Lichtung wandte sie sich noch einmal um. Rudrogeit kniete neben Swankar und hatte den Kopf der Mutter in seinen Schoß gebettet. Er blickte abwesend drein und ließ ihre Haare durch seine Finger gleiten. Frafa wartete auf einen letzten Blick, aber es war ein einseitiger, ein einsamer Abschied für sie. Rudrogeit teilte ihn so wenig mit ihr, wie sie seinen Abschied von ihrer Mutter teilen konnte.
 
    Barsemias führte sie durch den morgendlich erhellten Wald. Es war fast so wie in

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