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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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den Strängen des Nodus hindurch. Die stoffliche Veränderung, die das Thaumagel bewirkte, würde der Aura folgen, so wie das Leben der Nachtalben von ihrer magischen Form bestimmt wurde.
    Immer wieder wurde das Schiff getroffen. Der nächste Stoß war so hart, dass Frafa nach vorn geschleudert wurde. Sie klammerte sich an einen Griff in der Schleusenkammer. Der Boden unter ihren Füßen wurde schräg, immer steiler, und sie fühlte sich, als würde sie stürzen.
    Sie krallte sich mit beiden Händen fest, ihre Füße verloren den Halt, und durch das Fenster sah sie noch, wie Descidar durch den Nodusraum flog und in die Nervenstränge fiel. Fäden splitterten wie Glas, und die thaumagelverseuchten Überreste spritzen durch die Luft. In der ätherischen Welt, in der Frafa immer noch halb verweilte, spürte sie die Schäden, die Descidars Körper schlug. Sie empfand es wie einen Schmerz in ihrem eigenen Leib.
    Ein Aufprall schleuderte Frafa fort von der Tür und gegen die Panzerwand. Sie blieb benommen liegen und rang nach Atem. Doch wenig später hatte sie sich wieder erholt. Sie kam auf alle viere hoch. Der Boden bebte unter ihr, und immer noch hatte sie das Gefühl einer Bewegung.
    Das Schiff fuhr!
    Sie stürmte zur Schleusentür und schaute in den Nodusraum. Von Descidar war nichts zu sehen, aber Frafa konnte seine Aura erkennen. Er lebte, und er war unversehrt. Sie berührte ihn mit ihrem Geist, versuchte, ihm schneller auf die Beine zu helfen. Der Doktor brach aus dem Nodus hervor wie aus einem trockenen Dickicht. Sein weißer Schutzanzug war mit Thaumagel verschmiert, das sich langsam zu Tropfen zusammenzog und über die Oberfläche kroch. Unter seiner Haube liefen Descidar Tränen über das Gesicht.
    Er kam auf den Schleusengang zu, gestikulierte mit den Händen vor dem Fenster, und Frafa verstand. Sie zog sich in den Kontrollraum zurück. Descidar trat von der anderen Seite in die Schleuse, zog mit geübten Bewegungen den Anzug aus, ohne die Außenseite zu berühren, und warf ihn in eine Klappe. Dann kam er heraus.
    Er war kreidebleich, und seine Finger zitterten. Dennoch ging er als Erstes zu dem Ventil, das den Nodus betäubte, und schloss es wieder. Erst dann setzte er sich hin, legte die Hände in den Schoß und schaute Frafa an.
    »Das war ... furchtbar. Ich hätte den Raum nicht während eines Kampfes betreten dürfen. Diese Schäden ... Es ist furchtbar.«
    Sein Kopf fiel kraftlos nach vorn.
    »Haben Sie den Wichtel eingebunden?«, fragte Frafa.
    Descidar zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht einmal, was ich im Nodus angerichtet habe.«
    Frafa streckte wieder ihre Essenz aus und suchte nach Bistes Aura. Sie fand die Überreste, verloren im Äther und schwer fassbar zwischen all dem Metall. Sie erschrak, dann erkannte sie, dass der Wichtel in derselben Lähmung gefangen war wie der Rest des Nodus. Das betäubende Gas umhüllte seine nackten Nervenstränge, jetzt, wo er ohne Körper war.
    Die Wirkung ließ bereits nach. Rings um die Seele des Wichtels brodelte eine andere Präsenz empor, ein kaltes Denken ohne Stimme, ohne Bewusstsein. Frafa fand kleine Inseln des Wahnsinns darin, kunstvoll zusammengeschnürt und in Schleifen gefangen - lebende Geister, ineinander verstrickt und auf ewig in den fremden Gedanken der anderen verloren. Das Werk eines Zauberers.
    Frafa zuckte vor einer Berührung zurück wie vor eitrigen Pusteln.
    Sie versuchte, Bistes Aura zu kräftigen, seinen Geist zu erreichen und in das größere Netz zu führen, das er gesucht hatte. Aber sie konnte ihn nur stützen, sie konnte ihn nicht leiten, zu wenig verstand sie, worin er da eingebunden war. Und dann verschwand er in dem Ganzen, und Frafa konnte seine Aura nicht mehr unterscheiden.
    Etwas veränderte sich.
    Nach einigen kräftigen Stößen lag das Schiff plötzlich ruhig. Das Dröhnen und Krachen und Knistern, das den gepanzerten Kern der Lichtbringer fast beständig umhüllt hatte, wurde leiser und verstummte ganz. Frafa hörte ein Zischen hinter sich, ein schwerer Geruch nach Hitze lag in der Luft.
    Sie fuhr herum.
    Rot und träge tropfte geschmolzener Stahl aus den Ritzen der Eingangstür. Frafa sprang von ihrem Sitz und verkroch sich hinter einer Konsole. In diesem Augenblick schwang das Schott auf. Reste von flüssigem Stahl perlten in winzigen Tropfen davon ab und flogen umher. Qualm stieg von Bildtafeln und Schreibfeldern auf. Ein Tröpfchen traf Descidar am Arm, und der Doktor fiel vom Stuhl und brüllte.
    Zwei gepanzerte

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