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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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verbunden, und dort wurde der Druckabfall nicht registriert. Es hatte also geklappt. Bloma steckte das Gerät in die Brusttasche, kletterte auf das Fensterbrett und streckte die Hände durch die kreisrunde Öffnung.
    Ein leises Zischen ertönte, als die Saugnäpfe an seinen Handgelenken auf dem glatten Untergrund Halt fanden.
    Mühsam zog Bloma sich hinauf, und sobald sein Körper die Öffnung abdichtete, half die Luft im Zimmer nach und drückte ihn nach draußen. Dort klebte er an der Fassade wie eine Spinne. Wie eine riesige Spinne! Leider konnte Bloma nicht seine kleine Gestalt annehmen, und er fühlte sich an der glatten Glaswand schutzlos und allen Blicken ausgeliefert, ohne Deckung und nur durch seinen schwarz-grau gefleckten Tarnanzug geschützt. Aber er hatte zu viel Ausrüstung dabei, die nicht aus lebendem Material bestand, und so war er an seine jetzige Gestalt gebunden.
    Bloma schaute hinab. Der Lichterstrom machte es schwer, Entfernungen abzuschätzen. Ein Abgrund gähnte unter ihm, und ausgerechnet die Feenkrone war ohne Kanten und Simse gebaut, wie sie die Architektur von Daugazburg sonst prägten. Wenn seine Saugnäpfe nicht hielten, würde er in die Tiefe stürzen.
    Er presste sich enger an die Wand. Der Wind pfiff um das Gebäude und zerrte an ihm.
    Bloma drückte das Gesicht gegen das Glas. Er schob sich seitwärts, löste abwechselnd die Saugnäpfe an seinen Armen, seinen Knien und an den Füßen, bis er das Gefühl hatte, dass hinter der gläsernen Fassade kein Raum mehr lag, sondern tragende Teile des Bauwerks. Dann kletterte er nach oben.
    Immer wieder presste er die Stirn an das Glas und prüfte, ob er sich noch vor totem Mauerwerk bewegte. Wenn er über eine Fensterscheibe kroch und ein Hotelgast hindurchschaute, würde der Gnom unweigerlich auffallen.
    Allmählich spürte Bloma die Anstrengung. Die Beine wurden ihm schwer, und er verlagerte das Gewicht auf die Arme, zog sich hoch. Aber seine Arme ermüdeten noch rascher. Bloma verschnaufte kurz. Er legte den Kopf in den Nacken, doch er konnte die Spitze der Feenkrone nicht sehen.
    Er kletterte weiter.
    Wenigstens war sein Ziel nicht zu verfehlen, denn Gulbert hatte die größte und edelste Suite gemietet - die ganze oberste Etage!
    Die Glasfront bildete nun eine leichte Schräge. Das Gebäude verjüngte sich auf dem letzten Stück, und das machte das Klettern leichter. Dann und wann presste Bloma sich fester gegen das schwarze Glas und schaute auf die Flugmaschinen, die zwischen den Häusern umhersummten. Nur wenige Fledermäuse verirrten sich bis in diese Höhe, und die waren bei seiner jetzigen Größe keine Gefahr.
    Wenn es sich nicht um Spione handelt, von Zauberern kontrolliert ...
    Bloma beobachtete die Tiere mit neu erwachtem Misstrauen.
    Endlich zog er sich über die Brüstung auf einen Balkon, legte sich flach auf den Boden und verschnaufte.
    Das oberste Stockwerk des Hotels Feenkrone war etwas zurückgesetzt, sodass es fast eine Art Penthouse bildete. Allerdings gab es keine umlaufende Terrasse, sondern nur größere Balkone, durch Gebäudeflügel voneinander getrennt. Bloma erhob sich wieder, erklomm die Brüstung und schob sich seitwärts an der Fassade entlang, bis er eine winzige Schlafkammer entdeckte, die verlassen aussah. Mit einer Hand versuchte er, den Glasschneider einzusetzen. Dann verließ er sich allein auf die Saugnäpfe an seinen Beinen und benutzte beide Arme. Er ließ die herausgeschnittene Scheibe vorsichtig in das Zimmer gleiten und kroch hastig hinterher.
    Ihm blieb wenig Zeit. Hier hatte er die Klimaanlage nicht vorher manipulieren können. Bei längerem Druckabfall würde sie Alarm schlagen. Er setzte das herausgelöste Stück von der Scheibe wieder ein und fixierte es mit einem rasch aushärtenden Kunstharz. Seine Arme zitterten, als er das Glas gegen den Sog festzuhalten versuchte. Dadurch löste sich die Naht an vielen Stellen, und Bloma musste eine weitere Lage Klebstoff darum sprühen.
    Der ringförmige Wulst an dem Fenster würde gleich auffallen, sobald jemand das Licht einschaltete. Andererseits hatte er den Raum gerade so ausgewählt, dass niemand hereinkommen sollte.
    Er setzte sich aufs Bett, legte die Hände auf die Knie und atmete durch.
    Keine Zeit jetzt. Wer wusste schon, wann Gulbert zurückkehrte?
    Bloma zog die Blaspistole und schlich durch die Suite. Behutsam öffnete er die Türen und spähte hindurch. Er fand mehrere Schlafzimmer, Salons, einen Saal mit einem gewaltigen Bühnenprojektor,

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