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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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gleiten. Er schaute auf den niedrigen Tisch aus Kristallglas, das ausladende Sofa und die geschwungenen Regale aus rotem Holz und aus Glas. Dann klopfte er gegen die milchige Scheibe ihres uralten Bühnenprojektors.
    »Und?«, fragte Frafa. »Lohnt der Ausflug?«
    »Ich weiß nicht.« Descidar wandte sich zu ihr um. »Erstaunlich ... normal. Nach den Maßstäben von Daugazburg, jedenfalls.«
    Frafa bedeutete Descidar, auf einem Sessel Platz zu nehmen. Sie selbst setzte sich ihm gegenüber auf das Sofa. Einige Polster eilten herbei und schmiegten sich in ihren Rücken. Descidar erhob sich fasziniert und inspizierte die Sofakissen. Er drehte sie auf den Rücken und suchte nach Beinen.
    »Ich besitze weitere Häuser.« Frafa setzte ihr Gespräch fort, als würde sie die Bemühungen des Doktors gar nicht bemerken. »Die entsprechen dem Bild der tausendjährigen Zauberin vielleicht eher. Ein Anwesen in den Bergen im Südosten, wo ich lange gelebt habe.«
    »Sie waren als Gouverneurin in Sandersverg«, warf Descidar ein. »Unter Aldungans Herrschaft vor sechshundert Jahren, so weit weg von Daugazburg, wie es im damaligen Reich nur möglich war. Gab es da ein Zerwürfnis?«
    »Nicht zwischen mir und Aldungan. Er hielt es für sinnvoll, mich eine Weile aus der Schusslinie zu bringen. Damals wurde das Land wieder trocken, und viele machten mich für die Krise verantwortlich. Viele Menschen.« Sie zwinkerte Descidar zu und spitzte die Lippen. »Und Menschen vergessen, wenn etwas für ein paar Jahrhunderte verschwindet.«
    Descidar lachte.
    »Und dort steht er noch immer, Ihr Palast? Der Palast einer Albenzauberin?«
    »Als Statthalterin hatte ich dort einen Palast«, erwiderte Frafa. »Was davon übrig ist, gilt heute als Denkmal und wird von einer Stiftung gepflegt. Aber ich habe mir auch ein privates Anwesen bauen lassen, tiefer in den Bergen. Darum kümmert sich niemand mehr, und inzwischen ist es eine malerische Ruine. Der richtige Ort für eine albische Zauberin, wird manch einer meinen.«
    »Leblose Ruinen interessieren mich weniger«, sagte Descidar.
    Frafa sah ihn an mit dem Lächeln eines Raubtiers. »Ich sagte nicht, dass die Ruinen ohne Leben sind. Kein Ort, an dem ich gewirkt habe, ist ohne Leben zurückgeblieben. Sie experimentieren auch mit Leben, wenn ich richtig verstanden habe? Mit den Veränderungen, die das Blut der Erde am lebenden Körper bewirkt?«
    Sie griff neben sich, hob die Flasche neben dem Sofa auf und schenkte sein Glas wieder voll. Descidar runzelte die Stirn. Frafa hatte die Flasche auf dem Tisch bei der Tür stehen lassen, aber dieser Mensch wollte den Haushalt einer Zauberin kennenlernen, also konnte sie ihm ein wenig davon zeigen.
    »Meine Arbeit ist ziemlich unbedeutend, fürchte ich«, sagte er. »Sie sprachen von weiteren Häusern?«
    »Ich besitze einiges Land im Kerngebiet von Falinga. Dort habe ich Pflanzen verändert, damit sie der Dürre widerstehen. Es ist ein Urwald inmitten der Steppe, und das Anwesen nutze ich mitunter noch. Aber seit Gründung der Union bin ich meistens in Daugazburg.«
    »Der Urwald klingt interessant«, sagte Descidar. »Man sollte meinen, das würde auf mehr Interesse stoßen in einem so kargen Land.«
    »Das Blut der Erde wirkt stark im Binnenland«, erwiderte Frafa. »Will man etwas wachsen lassen, muss man auf seine Macht zurückgreifen - aber die ist nicht freundlich zu Menschen. Meine Züchtungen sind zu feindselig für die Bauern von Falinga. Aber womöglich gibt es eine Ähnlichkeit zu Ihren Forschungen.«
    Descidar setzte sich neben Frafa auf das Sofa. Dabei zog er ein Polster zu sich her, lehnte sich darauf und kraulte es mit einer Hand. Er entlockte ihm ein wohliges Schnurren.
    »Eigentlich«, sagte er, »bin ich nicht wegen der Arbeit nach Daugazburg gekommen. Nun, vielleicht doch, aber deswegen bin ich heute Nacht nicht hier. Man will bei solchen Reisen ja auch ein wenig Kultur aufschnappen.«
    »Aldungans Feier«, antwortete Frafa. »Unter seinen Gästen und in seinem Haus finden Sie eine Menge Daugazburger Kultur.«
    »Aber Sie leben nicht dort«, sagte Descidar. »Sie leben hier. Am Rand der Innenstadt. In der Unterstadt.«
    »Das ist nicht meine erste Wohnung in der Stadt«, sagte Frafa. »Im Laufe der Jahre hat es mich immer mehr hierhergezogen. Es ist weiter weg von dem, was ich tue, aber näher an dem Daugazburg, in dem ich meine Wurzeln habe.«
    »Ja«, sagte Descidar. Er beugte sich über sein Polster zu ihr. »Das alte Daugazburg. Die

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