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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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küsste sie. Frafa ritzte seine Unterlippe mit ihren Zähnen. Sie ließ ihn los und strich mit den Händen über seinen Körper. Ein guter Stoff, aus lebenden Fasern gewoben.
    Unter Frafas Magie lösten Leinen und Wollfäden sich voneinander. Erschrocken wich Descidar zurück, aber Frafa legte die Arme um ihn und zog ihn an sich, während sein Anzug zerfiel und tausend Fäden aus den Maschen krochen und zu Boden glitten wie hauchdünne Würmer.
    Descidar wehrte sich nicht länger, sondern öffnete Frafas Kleid am Rücken.
    Frafa schmiegte sich an ihn, dann stieß sie ihn Richtung Bett, bis er sich niederlegte. Sie wartete einen Augenblick, bevor sie ihm folgte. Descidars Haut war blass, selbst für einen Menschen. Frafa berührte seinen Bauch, betrachtete den Gegensatz zwischen dem weißen, mit blondem Flaum überzogenen Menschenleib und ihrer eigenen glatten olivgrünen, fast schon braunen Haut.
    Sie setzte sich rittlings auf ihn. Ihre Hand wanderte dabei langsam nach oben, eine Bewegung wie ein Schattenspiel im Dämmerlicht des Schlafzimmers. Descidar seufzte unter der Berührung, Frafa genoss die Ästhetik der Farben.
    Dann ruhte ihr Handballen auf seiner Brust.
    Frafa hielt kurz inne und schaute Descidar ins Gesicht. Sie fühlte seine Hände auf ihren Hüften. Dann biss sie sich auf die Unterlippe - und drückte die rechte Hand durch seine Haut.
    Die Hand sank ein wie in einen zähen Morast. Descidar keuchte auf, sein Kopf fuhr hoch, fiel wieder zurück. Frafa drückte weiter, ertastete den Knochen, als sein Fleisch sich über ihrem Handrücken schloss. Mit ihrer Essenz spürte sie, wo die Nerven in Descidars Sonnengeflecht zusammenliefen. Sie schickte ihre Aura dorthin, verband sich mit seinem Leib und verschmolz ihrer beider Empfinden.
    Mit der Linken strich sie über seinen Brustkorb, fühlte, was er fühlte: wie die Haarwurzeln seine Haut kitzelten. Frafa atmete rascher, sie sah, wie Descidar unter der Rückkoppelung von ihren und seinen eigenen Empfindungen erschauderte, wie seine Finger über ihre Haut spielten, immer schneller, wie er genoss, was er bei ihr bewirkte und was er von ihr wieder empfing. Frafa spürte seine Erregung, an ihrem Körper wie in seinem, und die Gefühle, die sich gegenseitig emporhoben, sich vereinten und überlagerten, ließen keinen Raum mehr für Gedanken und löschten aus, was nicht Sein war und Tun und Lust.
 
    Die Feenkrone war das beste Hotel von Daugazburg, und Bloma der Gnom bezog dort ein Zimmer im 38. Stock. Was von seiner Reisekasse übrig war, erlaubte keine höhere Etage.
    Er hatte also noch einen weiten Weg vor sich.
    Bloma blickte aus dem Fenster des schmalen Raums. Von außen, so wusste er, wirkte die Glasfassade der Feenkrone schwarz, doch von innen war das Glas klar und gab den Blick frei auf eine gewöhnliche Nacht in Daugazburg ... auf die Hauptstadt der Finstervölker, aus der seine Vorfahren vor Jahrhunderten fortgegangen waren.
    Die Nächte hier waren niemals ganz dunkel. Schatten mischten sich mit Lichtern in allen Farben, mit Werbetafeln, mit Warnlampen an Spitzen und Graten der hohen Häuser, mit Schlangen von bunten Scheinwerfern auf den Straßen, die sich zwischen den Wohntürmen wanden. An manchen Stellen stanzten unbeleuchtete Gebäudeflächen eine tiefere Finsternis aus dem grauen Nachthimmel, anderswo waren die Bauwerke wirkungsvoll ausgeleuchtet oder gesprenkelt mit hellen Fenstern, vielfarbig wie die Felder absonderlicher Spielbretter. In der Tiefe verband sich der Schimmer zu einem einzigen Band, in dem ständige zuckende Bewegung herrschte. Die vereinte Beleuchtung von Daugazburg ergab einen dunkelroten Schein, sodass die Straßenschluchten den Eindruck erweckten, als würde ein steter Strom von Lava die Sockel der Gebäude umfließen.
    In Daugazburg gab es keinen Mangel an Licht, denn in der ganzen Stadt, fast unter jedem Gebäude, reichten Repulsatoren Hunderte, Tausende Meter hinab und entzogen dem Blut der Erde seine Kraft, speisten damit Lampen und Lüftungen und Klimaanlagen - und Heizungsöfen während des kurzen Winters -, das passende Futter für den verderbten Moloch, der diese Stadt war.
    Bloma zog sich die schwarze Haube über das Gesicht, sodass nur seine Augen aus einem schmalen Schlitz hervorlugten. Dann ritzte er mit dem Glasschneider einen Kreis in das Zimmerfenster. Behutsam nahm er die Scheibe heraus und stellte sie ab. Er spürte den Sog und blickte kurz auf seine handgroße Bildtafel. Er hatte sie mit den Sensoren im Zimmer

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