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Lichterfest

Lichterfest

Titel: Lichterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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ich. Verächtlich spuckte José auf den Boden und wandte sich Miranda zu, die sich immer noch im Schwitzkasten befand und ihren Peiniger keuchend beschimpfte.
    Am Ende der Straße waren endlich die Blaulichter zu erkennen, knapp hundertfünfzig Meter noch, doch der Wagen kam nicht vorwärts. Überall waren Menschen. Lachende, ru fende, samstagabendlich herausgeputzte in eleganter Kleidung, in Trauben standen sie trotz des kühlen Oktoberabends vor den Lokalen, entlang der beiden Fahrbahnen, rannten über den als Parkplatz benutzten Mittelstreifen unter der Brücke, drängten in Gruppen zwischen den durchfahrenden Autos Richtung Schiffbau und Laborbar.
    Der Verkehr bewegte sich zähflüssig, dumpf dröhnte ein Bass. Ellbogen lagen lässig auf heruntergekurbelten Fensterscheiben, und nur widerwillig machten die Fahrzeuglenker der Polizei Platz.
    Der Pummelige hatte das Anrücken des weißen Kastenwagens mit dem typischen orangefarbenen Seitenstreifen ebenfalls bemerkt, rasch rappelte er sich auf und versuchte, auf allen vieren davonzuschleichen.
    »Du bleibst hier.«
    Er schrie auf, als ich ihm auf die Hand trat. Um uns herum hatte sich ein Kreis von Zuschauern gebildet. Sie standen in sicherem Abstand, der sich jetzt noch vergrößerte, als sich das Herannahen der Polizei abzeichnete. Die ersten zogen sich bereits zögernd zurück, mit einem bedauernden Ausdruck im Gesicht. Die Show war noch lange nicht gelaufen, aber mit den Bullen wollte keiner etwas zu tun haben. Nur die Abgebrühtesten unter ihnen blieben stehen und filmten mit ihren Handys weiter.
    Miranda und José waren noch immer mit den beiden übrig gebliebenen Schlägern zugange. Ich fluchte, stürzte mich blindlings ins Handgemenge und wurde mit einigen wütenden Fausthieben begrüßt. Die Aussicht, sich mit Gegnern zu prügeln, die sich wehren konnten, schien die beiden Typen anzustacheln, ihre Schläge trafen nun noch gezielter, die Angriffe schienen koordinierter. Ich wehrte mich, so gut es ging, offenbar ohne eine einzige schmerzempfindliche Stelle am gestählten Körper des Muskelmannes zu treffen. Ich wich ein paar Schritte zurück und konnte mich gerade noch rechtzeitig ducken, um Mirandas hochfliegendem Bein auszuweichen. Sie wirbelte herum, berührte knapp den Boden, schoss dann unvermittelt hoch und traf den Untersetzten vor die Brust. Dieser war von der Wucht des Tritts genauso verblüfft wie ich. Mit weit aufgerissenen Augen wurde er rückwärts geschleudert, krachte gegen die Motorhaube eines geparkten Autos, rutschte schräg darüber und blieb benommen hocken. Sofort sprang die Alarmanlage an, ein jaulender Ton, der sich mit dem Heulen der Polizeisirene und der nun ebenfalls sich nähernden Ambulanz vermischte.
    »Was war das?«, keuchte ich.
    »Capoeira«, antwortete Miranda ebenso atemlos und zupfte ihr Kleid zurecht. »Brasilianischer Kampftanz. Ich hab das damals in Brasilien gemacht. Früher, als ich noch …« Sie hielt inne und setzte sich das Hütchen wieder auf, das ihr halb vom Kopf gerutscht war. »Ich war richtig gut darin.« Sie lächelte versonnen.
    Ich nickte verwirrt und dachte, wie schlecht ich sie doch trotz all der unzähligen Stunden, die wir zusammen in den Klubs und Bars der Stadt verbracht hatten, kannte. Wie wenig ich eigentlich über sie wusste.
    »Que merda!«
    Ich fuhr herum. Josés Gegner, der jetzt bemerkt hatte, dass seine beiden Kumpels ausgefallen waren, ließ von José ab und schritt mit drohend erhobenen Fäusten auf uns zu. Er hatte blonde, kurz rasierte Haare, ein grobschlächtiges, etwas teigiges Gesicht voller Aknepickel und um seinen Hals baumelte eine grobe Goldkette, die er einem Kampfhund geklaut haben mochte. Das kalte Funkeln an seiner Hand verhieß ebenfalls nichts Gutes. Trotz der ungünstigen Lichtverhältnisse erkannte ich den Schlagring, der an seinen Fingern steckte. Blitzschnell schätzte ich unsere Chancen ab. Mit der Polizei konnten wir noch nicht rechnen. Und zwischen uns und den herannahenden Fahrzeugen drängelte sich das Publikum zu dicht, als dass sich eine Flucht durch die Menschenmenge angeboten hätte. Uns blieb nur eine Möglichkeit.
    »Da lang!«, schrie ich José zu und deutete in die entgegengesetzte Richtung zur S-Bahn-Station hin, wo sich deutlich weniger Leute aufhielten.
    José spurtete los, während sich Miranda hastig ihres zweiten Schuhs entledigte. Hinter ihr fiel mir eine schattenhafte Gestalt auf, die sich über den bewusstlosen Türken beugte.
    Immerhin für den ist

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