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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Cheekes Entscheidung wartete, lehnte immer noch an der Wand des Büros. Robert zog die Staffelei in die Mitte des Raumes, drehte sie zum Licht und hob den Ben Litton vorsichtig hinauf. Es war ein großes Bild, ein Ölgemälde, drei Hir sche in einem Wald. Licht sickerte durch die kaum angedeuteten Zweige, und der Künstler hatte viel Weiß verwendet, was dem Bild etwas Ätherisches verlieh. Doch das Interessanteste war, daß es nicht auf Leinwand, sondern auf Jute gemalt war. Die rauhe Struk tur des Stoffes hatte den Pinselstrich des Malers verwischt wie die Konturen einer bei hoher Geschwindigkeit aufgenommenen Foto grafie.
    Der Amerikaner brachte seinen Stuhl mit einer Drehung in die richtige Position und richtete das kalte Funkeln seiner Brille auf das Gemälde. Robert zog sich diskret in den Hintergrund des Raumes zurück, um Mr. Cheekes Urteil in keiner Weise zu beeinträchtigen; ihm selbst war der Blick auf das Bild von dem runden Bürsten schnittkopf seines potentiellen Kunden verdeckt. Er persönlich mochte das Bild, obwohl er eigentlich kein Fan von Ben Litton war. Er fand seine Arbeiten gekünstelt und nicht immer leicht zu verste hen - möglicherweise eine Spiegelung der Persönlichkeit des Künst lers -, doch diese rasch hingeworfene Waldimpression konnte man immer wieder betrachten, ohne sie jemals leid zu werden.
    Mr. Cheeke erhob sich von seinem Stuhl, trat vor das Gemälde, betrachtete es eingehend, trat wieder zurück und lehnte sich schließ lich an Roberts Schreibtisch.
    „Was, glauben Sie, Mr. Morrow“, fragte er, ohne sich umzudrehen, „hat Litton veranlaßt, es auf Sackleinen zu malen?“
    Bei dem Wort Sackleinen hätte Robert beinahe gelacht. Am liebsten hätte er etwas Respektloses gesagt - vermutlich hatte er gerade einen alten Sack herumliegen -, aber Mr. Cheeke sah nicht so aus, als würde er Despektierlichkeiten dulden. Mr. Cheeke war hier, um Geld auszugeben - und das war stets ein ernsthaftes Geschäft. Ro bert wurde jetzt klar, daß er den Litton als Kapitalanlage kaufte, in der Hoffnung, es würde sich für ihn auszahlen.
    Also sagte Robert: „Ich habe leider keine Ahnung, Mr. Cheeke, aber es verleiht der Arbeit einen höchst ungewöhnlichen Charak ter.“
    Mr. Cheeke wandte den Kopf und schenkte Robert ein kühles Lächeln.
    „Sie sind über solche Aspekte nicht so gut informiert wie Mr. Bernstein.“
    „Nein“, sagte Robert, „leider.“
    Mr. Cheeke versenkte sich noch einmal in die Betrachtung des Bildes. Stille breitete sich aus. Roberts Aufmerksamkeit begann abzuschweifen. Hintergrundge-räusche waren plötzlich deutlich zu hören: das Ticken seiner Armbanduhr. Stimmengemurmel jenseits der Tür. Donnerndes Grollen wie eine ferne Brandung: der Verkehr auf dem Piccadilly.
    Der Amerikaner seufzte tief. Er kramte in seinen Taschen, einer nach der anderen, und suchte etwas. Ein Taschentuch vielleicht. Kleingeld für die Taxifahrt zurück zum Hilton. Robert hatte ihn nicht überzeugt, daß es sich lohnte, den Litton zu kaufen. Er würde eine Entschuldigung vorbringen und gehen.
    Mr. Cheeke suchte jedoch nur nach seinem Stift. Als er sich um drehte, sah Robert, daß er sein Scheckheft schon in der anderen Hand hielt.
    Als das Geschäft schließlich abgeschlossen war, entspannte sich Mr. Cheeke. Er wurde richtig menschlich und setzte sogar seine Brille ab, die er in einem geprägten Lederetui verstaute. Er nahm das Angebot eines Drinks an, und so saßen sie bei einem Sherry eine Weile zusammen und sprachen über Marcus Bernstein und Ben Litton und über die zwei oder drei Gemälde, die Mr. Cheeke bei seinem letzten Besuch in London erstanden hatte. Zusammen mit seiner neuesten Erwerbung sollten sie den Grundstein einer kleinen Privatsammlung bilden. Robert erzählte ihm von der Ben Litton Retrospektive, die im April in Queenstown, Virginia, gezeigt wer den sollte, und Mr. Cheeke notierte es in seinem Kalender; dann standen beide auf, Robert half Mr. Cheeke in den Regenmantel, reichte ihm den Hut, und sie verabschiedeten sich.
    „Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr. Morrow, und das Geschäft mit Ihnen zu machen.“
    „Ich hoffe, wir werden Sie wiedersehen, wenn Sie das nächste Mal nach London kommen.“
    „Ich werde Sie ganz bestimmt aufsuchen...“
    Robert hielt die Tür auf, und sie traten in die Galerie hinaus. Bernstein zeigte in diesen vierzehn Tagen eine Sammlung von Vo gel- und Tiergemälden eines obskuren Südamerikaners mit einem unaussprechlichen Namen, ein

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