Lichterspiele
woher sollten Sie wissen, wer ich bin. Und es tut mir schrecklich leid wegen der ganzen Sachen, aber wissen Sie, ich war sechs Jahre nicht zu Hause, da kommt eben einiges zusammen.“
„Ja, das sehe ich.“
Emma war verlegen. „Wenn Sie mir bloß eben einen Scheck einlö sen können, räume ich Ihnen alles wieder aus dem Weg. Ich brauche nur genug, um bis Porthkerris zu kommen. Ich hab vergessen, mir in Paris englisches Geld zu besorgen, und meine Reiseschecks sind alle.“
Er runzelte die Stirn. „Wie sind Sie bis hierher gekommen? Vom Flughafen, meine ich?“
„Oh.“ Sie hatte es schon vergessen. „Ach, da war so ein netter Herr im Flugzeug, der mir geholfen hat, meine Sachen in die Ma schine zu tragen. Beim Aussteigen in London half er mir wieder tragen, und dann hat er mir ein Pfund geliehen. Ich muß es ihm zurückschicken. Ich hab seine Adresse hier... irgendwo.“ Sie kramte hektisch in diversen Taschen, konnte aber die Karte des Mannes nicht finden. „Egal, irgendwo hab ich sie.“ Sie lächelte entwaffnend.
„Und wann wollen Sie nach Porthkerris?“
„Ich glaube, um halb eins geht ein Zug.“
Er sah auf seine Armbanduhr. „Den kriegen Sie nicht mehr. Wann geht der nächste?“
Emma machte ein verdutztes Gesicht. Peggy schaltete sich auf ihre höfliche, praktische Art in das Gespräch ein. „Ich glaube, es gibt einen um halb drei, Mr. Morrow, aber ich kann mich erkundigen.“
„Ja, tun Sie das, Peggy. Wäre Ihnen der um halb drei recht?“
„Ja, natürlich. Es ist egal, um welche Zeit ich ankomme.“
„Erwartet Ihr Vater Sie?“
„Ich hab ihm geschrieben, daß ich komme. Aber das heißt nicht, daß er mich erwartet...“
Robert lächelte. „Ja. Hm ...“ Er sah wieder auf seine Uhr. Es war Viertel nach zwölf. Peggy erkundigte sich bereits am Telefon nach den Abfahrtzeiten der Züge. Seine Augen kehrten zu dem Sammel surium von Gepäckstücken zurück. Um wenigstens etwas zu tun, bückte Emma sich und hob ihren Sonnenhut auf.
„Hm“, sagte er. „Ich glaube, wir räumen am besten einfach alles aus dem Weg... wir stapeln es im Büro, und dann... Haben Sie schon gegessen?“
„Ich hab in Le Bourget einen Kaffee getrunken.“
„Wenn Sie den Zug um halb drei nehmen, bleibt mir Zeit, Ihnen ein Mittagessen zu spendieren, bevor Sie gehen.“
„Oh, Sie müssen sich keine Umstände machen.“
„Es macht keine Umstände. Essen muß ich sowieso, da können Sie genausogut mitkommen. Gehen wir.“
Er nahm zwei Koffer und ging voran ins Büro. Emma sammelte auf, soviel sie tragen konnte, und folgte ihm. Das Hirschgemälde lehnte noch auf der Staffelei, sie bemerkte es sofort. „Das ist von Ben.“
„Ja, ich habe es gerade verkauft...“
„An den kleinen Mann im Regenmantel? Es ist gut, nicht?“ Sie trat näher heran, während Robert den Rest ihres Gepäcks schleppte. „Warum hat er es auf Sackleinen gemalt?“
„Das müssen Sie ihn selbst fragen, wenn Sie ihn heute abend se hen.“
Sie drehte sich um und grinste ihn über die Schulter an. „Meinen Sie, das ist der Einfluß der japanischen Schule?“
Robert seufzte. „Ich wünschte, das wäre mir für Mr. Cheeke ein gefallen. So, wollen wir jetzt essen gehen?“
Er nahm einen riesigen schwarzen Regenschirm aus einem Stän der und trat beiseite, um Emma an der Tür den Vortritt zu lassen. Peggy blieb zurück, um die Stellung zu halten. Emma und Robert traten in den Regen hinaus und bahnten sich zusammen unter dem schwarzen Schirm ihren Weg durch das Mittagsgedränge auf der Kent Street, London, W.I.
Er ging mit ihr zu Marcello, wo er meistens aß, wenn nicht von ihm erwartet wurde, einen wichtigen, wohlhabenden Kunden zu bewirten. Marcello war ein Italiener, der ein kleines, im ersten Stock gelegenes Restaurant betrieb, zwei Straßen von der Galerie Bern stein entfernt, und ein Tisch war stets für Marcus oder Robert reser viert oder, an den seltenen Tagen, an denen sie gemeinsam zu Mittag essen konnten, für alle beide. Es war ein bescheidener Tisch in einer stillen Ecke, aber als Robert heute mit Emma die Treppe heraufkam, warf Marcello einen Blick auf sie, sah ihre lange schwarze Haarquaste und das grüne Kostüm und äußerte die Vermutung, daß sie viel leicht lieber am Fenster sitzen würden.
Robert lächelte amüsiert. „Möchten Sie gerne am Fenster sit zen?“ fragte er Emma.
„Wo sitzen Sie sonst immer?“ Er zeigte auf den kleinen Ecktisch. „Warum setzen wir uns nicht einfach da hin?“
Marcello war
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