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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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der gleichen Produktion stammen.« Er schaute in die Runde. »Dieser, nennen wir ihn mal Rote Ritter, ist entweder unser Täter oder er kennt die Quelle, aus der unser Knopf stammt. Wir müssen an den Mann ran.«
    »Wovon wollen wir ausgehen? Täter oder Zeuge?«, Scherer blickte ihn fragend an, doch Sophie Erdmann sprach zuerst.
    »Das ist schwer. Auf der einen Seite hören sich die Aussagen über den Roten Ritter so an, als sei er nicht ganz richtig im Kopf. Redet in mittelalterlichem Deutsch und will sein Gesicht nicht zeigen. Auf der anderen Seite wirkt er sehr zielstrebig, trägt eine super Ausrüstung und bereitet sich offensichtlich intensiv auf die Kämpfe vor, die er immerhin alle gewinnt.«
    »Seine Größe und der durchtrainierte Körper könnten passen.« Müller dachte kurz nach. »Was sagt denn unser Fallanalytiker zu den neuen Fakten?«
    »Nichts, denn er kennt sie erst seit zehn Minuten. Ich fahre später zu ihm, dann ist das Profil wohl fertig. Ich werde diese Frage mit ihm diskutieren. Frau Erdmann nehme ich mit.«
    »Gut. Kann man die Knöpfe kaufen?«
    Lichthaus sah, dass die anderen bei Müllers Frage stutzten, diesen Aspekt hatten sie übersehen. »Ich war gestern Abend noch ewig im Internet und habe Hunderte von handgearbeiteten Knöpfen gesehen, unsere hier waren nicht dabei. Es ist nicht auszuschließen, dass sie irgendwo angeboten werden, aber wenn, dann wohl nur in exklusiv kleiner Zahl.«
    »Was sich auch mit den Auskünften des Experten deckt, den Spleeth angerufen hat«, ergänzte Steinrausch.
    »Wir sollten die Frage noch genauer prüfen«, Lichthaus schaute Steinrausch an, der sich nickend eine Notiz machte. »Ansonsten tendiere ich für meinen Teil erst einmal dazu, den Roten Ritter für den Täter zu halten. Wichtig ist meines Erachtens, dass wir so schnell wie möglich einen Einsatz für Samstagabend planen. Herr Marx, Sie waren ja mal auf dem Burgenfest in Manderscheid.«
    »Nun«, begann Marx müde. Er hatte kaninchenrote Augen und sah völlig ungepflegt aus. Er schien den freien Abend ausgiebig genossen zu haben. In Lichthaus kamen die alten Aversionen hoch, doch er unterdrückte sie. »Es gibt dort zwei Burgen. Die Feiern finden an der Niederburg statt, fast eine Ruine, die auf einem niedrigen Hügel direkt an der Lieser steht. An ihrem Fuß werden Würstchenbuden, Bierstände und Toiletten aufgestellt. Hier finden auch kleine Vorführungen statt, die wahre Menschenansammlungen verursachen. Gaukler und Zauberer und so was eben. Überwachungstechnisch die Hölle. An den Abenden sind da Tausende von Besuchern. Sie glauben nicht, was da los ist. Ich war zwar nur am Mittag da, aber trotz schlechten Wetters war ein Gedränge wie beim Oktoberfest. Eine Überwachung geht hier wohl nur von einer erhöhten Stelle aus. Das müsste man vor Ort klären.«
    »Gibt es dort eine Aussichtsplattform?«
    »Ja, auf dem einzigen Turm, der noch begehbar ist. Von da aus ist allerdings nur ein kleiner Bereich einzusehen. Aber es wird ja noch besser. Unterhalb des Hügels, auf dem die Burg steht, liegt in einer Flussschleife eine große Auwiese. Hier finden die Ritterspiele und Musikveranstaltungen statt. Man muss aber über das Wasser, um dort hinzukommen. Von der Burg aus gibt es nur einen steilen schmalen Weg hinunter, an dessen Ende man über eine Holzbrücke auf das Festgelände gelangt. Abends soll das Gedränge so dicht sein, dass man minutenlang warten muss, um hinüberzukommen. Eine vernünftige Überwachung braucht haufenweise Beamte. Ich schätze gut vierzig Mann, wenn wir gut aufgestellt sein wollen.«
    »Ausgeschlossen. Nur wegen eines Knopfs. Er kommt doch zum Schwertkampf, da müssen wir eigentlich nur diesen Bereich abdecken. Was soll also der Aufwand?«, warf Müller ein.
    Typisch Müller, ärgerte sich Lichthaus, er will mal wieder alles möglichst klein aufziehen. »Das ist gefährlich«, konterte er.
    »Wenn er etwas mitbekommt und vorher abdreht, können wir ihn nicht mehr greifen. Außerdem ist er bewaffnet und viele Leute stehen da herum.«
    »Na, wir wissen doch nicht einmal, ob er der Täter ist. Da ist eine Vollüberwachung übertrieben. Stellen Sie sich mal vor, wir nehmen da mit lautem Tamtam einen völlig Unbeteiligten fest.«
    »Und wenn er es ist?« Lichthaus Ton wurde rauer. Er sah nicht ein, warum eine vielleicht einmalige Chance vertan werden sollte, nur weil man nicht einen Misserfolg riskieren wollte.
    »Dann kriegen wir ihn auch bei den Schwertkämpfern zu fassen.

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