Lichthaus Kaltgestellt
schien wenig verlockend. »Nun, das könnte natürlich jeder gewesen sein.«
»Schon, nur hatte er einen Hänger hinten dran.«
Die Nachricht brachte Lichthaus wieder auf Touren. »Wie sah der aus?«
»Hoch mit festem Aufbau ohne Aufschrift. Auffallend war, dass eine der Seitenklappen abstand und die Spitze einer Baggerschaufel herausschaute. Eigentlich nur die Zähne, aber es war eine Baggerschaufel, ganz sicher. Ich bin Bauingenieur und kenne mich da aus.«
Die drei schauten sich über den Tisch hinweg wie vom Donner gerührt an. Es dauerte einige Sekunden bis Lichthaus wieder sprach. »Herr Verschooten, Sie haben uns sehr geholfen, diese Informationen sind von äußerster Wichtigkeit. Geben Sie uns bitte Ihre Adresse. Ein Kollege Ihrer Polizei wird Sie aufsuchen, um ein Protokoll aufzunehmen.«
»Ein dunkelgrüner Toyota ist jetzt also Favorit. Ein Pick-up. Schweiger kann Gas geben.«
Lichthaus brannte vor Eifer und hoffte auf einen guten Ausgang der Anhörung.
*
Der Präsident, Cornelia Otten und Alexander Rech, der Kollege, der die interne Untersuchung leitete, schauten Lichthaus betroffen an. Sie hörten gerade die Audioprotokolle ab und erlebten Scherers Sterben. Wieder zog die Nacht an ihm vorbei, und die Erinnerung lastete schwer auf ihm, doch er hatte eine harte, unbewegliche Miene aufgesetzt, denn er wurde beobachtet. Auf der kurzen Seite des langen Tischs saß Müller. Er hatte ihn nur frostig begrüßt und kaum eines Blickes gewürdigt. Der Präsident hingegen war freundlich auf ihn zugekommen und hatte gefragt, wie er sich fühle. Aber Lichthaus blieb misstrauisch. Der Präsident stand nicht gerade im Ruf, besonders besorgt um die Belange seiner Mitarbeiter zu sein. Es sei denn, er profitierte persönlich davon. Irgendetwas war hier im Busch.
Als das Abspielgerät vernehmlich knackend stoppte, herrschte betretenes Schweigen im Raum, doch es war klar geworden, dass er den Einsatz lehrbuchmäßig geleitet hatte und Scherer angewiesen hatte, auf die Kollegen zu warten. Dass der dies nicht getan hatte, war nicht seinem Vorgesetzten anzukreiden.
»Wo war der zweite Mann?« Rech blätterte in den Unterlagen. »Marx?«
»Seiner Auskunft nach auf der Toilette.«
»Und die anderen Kollegen?«
»Wir hatten ein – wenn Sie so wollen – Rotationsprinzip. Die Teams deckten beim Observieren rasterartig den Festplatz ab. In dem Augenblick, als der Mörder auftauchte, befanden sie sich exakt an den entgegengesetzten Enden des beobachteten Bereichs. Die Mitte war vakant.«
»Wieso?«
»Hierzu wäre ein zusätzliches Team vonnöten gewesen. Aber in dieser Situation hätte auch das nicht geholfen, der Wohnwagen stand ja genau im Zentrum, und ich bin sofort los.«
»Das Einsatzteam war damit führungslos.«
»Es gab nichts mehr zu führen. Der Einsatz war geplatzt und Scherer verletzt. Sie haben ja gerade gehört, dass ich die Kollegen zusammengezogen habe. Und ich war ja weiter über Funk mit ihnen verbunden.«
»Hmh.« Rech war wenig überzeugt. »Wieso haben Sie geschossen?«
Sophie Erdmann hielt er aus der Sache heraus. »Er war zu sehen. Das Schwert in den Himmel gehoben stand er da und brüllte: Gral Gral.«
»Und das hat Ihnen gereicht um zu schießen? Sie konnten ihn nicht eindeutig identifizieren. Sie hätten ebenso gut einen Unbeteiligten treffen können. Das war nicht sauber.«
»Ich habe mich auch nicht sauber gefühlt. Ich hatte gerade einen Kollegen verloren, ihn aus einem Fluss gezogen und sinnloserweise beatmet. Als der Kerl da oben seinen Triumph herausgeschrien hat, wollte ich die Gelegenheit nutzen.«
»Es sieht eher so aus, als ob Sie Ihre Niederlage nicht akzeptieren wollten.«
Lichthaus beobachtete Rech. Er stellte nur fest, wirkte sonst aber neutral. Das Schlimmste aber war Müllers Gesicht. Als er das Lächeln darin sah, kochte Wut in ihm hoch.
»Nun«, griff Cornelia Otten schnell ein. Hatte sie gemerkt, dass er kurz davor stand zu explodieren? »Da niemand zu Schaden gekommen ist, außer vielleicht einige Bäume«, sie grinste und entkrampfte die Situation, »sehe ich aus Perspektive der Staatsanwaltschaft im Augenblick keinen Tatbestand, der zu weiteren Ermittlungen Anlass geben könnte.«
»Ich schließe mich Ihnen da an«, stimmte Rech zu.
»Dann können wir also die Suspendierung aufheben.« Der Präsident meldete sich zu Wort. »Die Presse sitzt uns im Nacken. Die suchen nach Fehlern.« Daher wehte also der Wind. Eine Wende um 180 Grad. Er wollte nach außen
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