Lichthaus Kaltgestellt
hat keine Adressen mehr. Bekommt aber eine Anzeige wegen Steuerhinterziehung.« Sie grinste breit.
»Versucht mal, etwas über die Waffen herauszubekommen. Wir haben ja das Foto. Auf dem ist das Schwert ganz gut drauf. Ich gebe dir die Nummer von Heike Andries. Die kennt einen Schmied. Aber es gibt sicher noch andere, hängt euch an alle dran. Wenn er sein Schwert machen lassen hat, sollte sich der Schmied an ihn erinnern. Ich glaube nicht, dass er auch da ohne persönlichen Kontakt geblieben ist.« Er zögerte. »Was mich noch umtreibt, ist die Frage, wieso er die Überwachung erkannt hat.«
»Er hat uns beobachtet.«
»Bei all den Menschen?«
Steinrausch zuckte die Schultern, doch Lichthaus fuhr fort. »Scherers Mikrofon war kaum zu sehen. Woran sollte er den Polizisten in ihm erkannt haben?«
»Haben die Schwertkämpfer geredet?«, folgte Sophie Erdmann seinen Gedanken.
»Glaube ich nicht. Die wussten doch nur von der Aktion unmittelbar am Kampfplatz, kannten unsere Leute nicht einmal.«
»Aber irgendwie muss er doch Wind von der Sache bekommen haben.«
»Und wenn er im Bilde war, wieso hat er sich dann trotzdem offen gezeigt?«
Marx war skeptisch. »Ich glaube, er hat es erst kapiert, als Scherer direkt an ihm dran war.«
»Ja, das ist natürlich möglich, aber ich weiß nicht. Findet ihr es nicht auch merkwürdig, dass er genau in dem Moment erscheint, als Scherer allein ist?«
»Zufall.«
»Könnte sein. Es ist jedoch auch möglich, dass er Scherer absichtlich abgepasst hat. Hört euch noch mal den Mitschnitt an. Er ist am Rande des Festes aufgetaucht und hat sich Richtung Steg, also weg vom Kampfplatz bewegt, noch bevor Thomas ihn angesprochen hat.«
»Du denkst an eine undichte Stelle?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, aber wir sollten vorsichtig sein.«
Er schaute in die Runde, und alle nickten nachdenklich.
*
Als sie gegangen waren, sichtete er noch die Post. Reine Bürokratie. Arbeitsanweisungen, Neueinstellungen. Lehrgangsangebote und dergleichen mehr. Er fühlte sich ausgelaugt nach der langen Sitzung und der anschließenden Besprechung.
Der Himmel war den Tag über meist bewölkt gewesen, doch nun schien die Sonne und erwärmte den Abend angenehm. Zu Hause zog er sich um und inspizierte gemächlich ihren Weinberg. Er war über den Verlauf der Sitzung erleichtert und fühlte sich erstmals seit dem vergangenen Samstag wieder wohl in seiner Haut. In den nächsten Tagen würde er wieder zur Arbeit können und brannte schon darauf, die Jagd aufzunehmen.
Ausnahmsweise dröhnte mal kein Traktor oder Rasenmäher durch den Ort, und Lichthaus entschied sich für einen ruhigen Abend. Er machte sich Brote und wanderte mit einem Glas Wein auf die Terrasse, als das Handy klingelte.
»Hallo.«
»Ja, hier Hermann. Ich hab den Namen. Hab Glück gehabt, dass Lothar überhaupt mit mir gesprochen hat. Der fühlt sich so toll, der glaubt, ihm scheint auch noch nachts die Sonne in den Arsch.«
Lichthaus dachte mit Abscheu an den Gestank in Hermanns Haus und an sein entstelltes Gesicht, dann konzentrierte er sich.
»Wie heißt der Mann?«
»Der Alte, da war sich Lothar sicher, hieß Ernst und der kleine Scheißer Uli.«
»Und wie weiter?«
»Lothar meint Bäumler, die Eltern haben sich irgendwann getrennt. Bei dem Drachen wäre ich auch gerannt. Die könnten Sie mir auf den Bauch binden, und nichts würde passieren. Ich habe mal nachgesehen, einen Ulrich Bäumler habe ich nicht finden können.«
»Wir werden dem nachgehen. Eventuell hat er den Namen seiner Mutter angenommen.«
»Kann sein. Also die kamen aus so einem Kuhkaff. Richtung Saarland rauf.«
»Wo genau?«
»Daran konnte Lothar sich nicht mehr erinnern. Hat etwas von einem Aussiedlerhof bei Steinbachweier, Paschel oder Zerf gefaselt. Der Kerl ist schon so verkalkt wie mein Wasserkocher.« Hermann lachte widerlich. »Fahren Sie doch mal nach Steinbachweier. In der Kneipe da stehen immer ein paar versoffene Wracks, die sich über jeden freuen, der sich volllallen lässt. Du spendierst ihnen ein Bier, und die beschreiben dir aufs Haar genau, wie sie zuletzt geschissen haben.«
Lichthaus schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Hermanns Sprache begann, ihn zu nerven. Er bedankte sich und würgte ihn freundlich ab. Morgen würde er sich auf den Weg nach Steinbachweier machen.
An diesem Abend ging er früh zu Bett und schlief augenblicklich ein. Traumlos dämmerte er hinweg. Er lernte mit seiner Schuld zu leben. Genau, wie Otto es
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