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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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ihren Frieden findet. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich wünsche mir nichts mehr, als den Kerl endlich hinter Gittern zu sehen, nur, ich habe kaum noch Kraft genug, um noch mal von vorne anzufangen.« Ludwig starrte ziellos in den Regen und wechselte dann abrupt das Thema. »Holen Sie sich doch noch einen Kaffee!«
    Lichthaus nickte und ging hinein. Als er in die Küche kam, hörte er Stefanie Ludwig leise reden, wobei sie wiederholt abbrach und anfing zu schluchzen. Er nahm sich einen Kaffee und ging zurück. Die beiden Männer unterhielten sich noch eine Weile über das Haus und ihre Erfahrungen auf dem Gebiet des Bauens. Ludwig stieg gern auf das belanglose Thema ein. Das Gespräch zeigte Lichthaus wieder einmal, dass der Ärger, den er und Claudia während des Umbaus erlebt hatten, mehr die Regel denn die Ausnahme war. Endlich kam Sophie Erdmann heraus. Sie deutete ihm an, dass es besser wäre, wenn er nicht hineinginge. Daher verabschiedeten sie sich sofort und gingen zum Wagen. Als Lichthaus in das Auto steigen wollte, hielt ihn Christian Ludwig zurück.
    »Wenn ihr ihn habt, lasst nicht zu, dass er sich umbringt, das wäre zu einfach.« Lichthaus schaute ihm in die Augen und sah Verzweiflung und wilden Hass darin. Er nickte.
    »Ich rufe Sie an. Sagen Sie das Ihrer Frau, und dass ich nicht aufgeben werde.« Dann stieg er ein.
    Eigentlich hatten sie noch zu den Kollegen nach Wiesbaden fahren wollen, doch sie mussten zurück. Der Tote der Nacht hatte den Druck weiter erhöht.
    Sophie Erdmann sah mitgenommen aus. Die Befragung war hart an der Grenze des Erträglichen gewesen. Mit leicht zusammengekniffenen Augen starrte sie dumpf auf die Straße, während der Wagen mit hoher Geschwindigkeit losjagte. Er ließ ihr Zeit, sich zu beruhigen. Als sie dann auf der Autobahn in Höhe Dorsheim waren und zügig hinauf in den Hunsrück fuhren, begann sie zu sprechen.
    »Wir müssen das Schwein unbedingt fassen! Was der mit den armen Frauen anstellt, ist barbarisch.«
    Sie schaute zu ihm hinüber. »Wir nehmen an den Opfern immer nur die äußeren Verletzungen wahr und blenden alles andere aus. Bei den Zeugenaussagen stehen sie irgendwie unter Schock und lassen uns nicht an sich heran. Wenn man aber später mit ihnen spricht und begreift, wie kaputt die da drinnen sind, merkt man erst, dass in diesen paar Stunden ein ganzes Leben zerstört wurde. Unser Täter ist das größte Schwein, das ich mir vorstellen kann. Was die Frauen über Stunden oder Eva Schneider über Tage mitgemacht haben, ist unvorstellbar.«Ihre Stimme war mit jedem Satz lauter geworden.
    Lichthaus blickte sie prüfend von der Seite an. »Haben Sie was Neues erfahren?«
    »Nun«, sie wurde wieder ruhiger, »eigentlich nicht. Es ging ihm wohl eher darum, seine Opfer zu unterwerfen, als um die körperliche Befriedigung. Das ist bei solchen Taten ja häufig der Fall. Die Einzelheiten sind jedes Mal grausam. Neu ist mir, dass er so geschwollen gesprochen hat, fast wie im Mittelalter. Er sprach sie mit Weib an, nannte sie Dirne. Als sie um Gnade gebettelt hat muss er Schweig stille, des Satans elende Brut! gebrüllt haben.« Sie zuckte mit den Schultern. »Der ist völlig durchgeknallt. Aber deswegen auch extrem gefährlich. Ansonsten hat Frau Ludwig eigentlich das geschildert, was schon in den Akten steht. Ich lasse Ihnen eine Kopie des Mitschnitts anfertigen. Im Augenblick habe ich genug.«
    Lichthaus hatte das Gefühl, umsonst nach Bingen gefahren zu sein, und eine tiefe Resignation machte sich in ihm breit. Im Fall Eva Schneider traten sie auf der Stelle. Und dann war da noch die Brandleiche.
    »Kümmern Sie sich bitte um den Film aus der Überwachungskamera in Wiesbaden. Wenn der noch da ist, können wir vielleicht was erkennen.«
    »Das ist sechs Jahre her!«, wandte sie ein, doch er hob die Augenbrauen.
    »Wieso? Die Technik macht vieles möglich.« Wenig später merkte er, dass er allmählich wieder einschlief. Gegen zwölf erreichten sie in strömendem Regen Trier.
    *

Sebastian Elenz wühlte auf seinem Schreibtisch in den Protokollen, die er und seine zwei Kollegen in den vergangenen Monaten aufgenommen hatten, und verfluchte den anderen die Knochen. Nur Unordnung, keiner von beiden heftete etwas ab oder gab die wichtigen Daten in den Rechner ein. Nun musste er alles sortieren und würde sich dann wohl auch an die Erfassung machen. Der Stapel kam ins Rutschen, fiel vom Tisch und verteilte sich auf dem ganzen Boden. Mehrere Blätter rutschten unter

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