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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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wunderte sich, wie viel sie eigentlich schon hatten. Als er geendet hatte, schaute von Falkberg eine kleine Ewigkeit aus dem Fenster und dachte nach. Er hatte sich keine Notizen gemacht, sondern schien auf sein Gedächtnis zu vertrauen.
    »Wollen Sie einen Kaffee?«, begann er und bereitete ihm, als Lichthaus nickte, geistesabwesend einen Pulverkaffee zu. Dann fing er an.
    »Ohne die Akten eingesehen zu haben und ohne die genauen Fund- und Tatortprofile zu kennen, glaube ich sagen zu können, dass der Täter ein sogenannter Soziopath ist. Das sind planerisch vorgehende Mörder, die erbarmungslos töten. Es gilt in der Psychologie als Tatsache, dass diese Typen völlig emotionslos sind und nur dann etwas empfinden, wenn sie andere quälen. Eine Untersuchung hat bewiesen, dass Fehlentwicklungen im Hirn das emotionale Zentrum und das Angstzentrum haben verkümmern lassen. Einige Kollegen glauben auch, dass die Täter nur in diesen Extremsituationen überhaupt ihr Menschsein spüren, also Emotionen erfahren können. Dass sie diesen auslösenden Kick brauchen.« Er grinste Lichthaus schief an, der höflich an der braunen Brühe des viel zu starken Kaffees nippte, während er aufmerksam zuhörte und sich hier und da Notizen machte. »Sie wollen keinen Sex von den Opfern, sondern absolute Macht über diese. Die Sexualität ist nur Mittel zum Zweck. Sie suchen ihre Omnipotenz und die totale Beherrschung des anderen. Solche Täter sind nicht zu therapieren und hören niemals mit dem Morden auf.«
    »Glauben Sie, dass Eva Schneider sein erstes Opfer war?«
    »Wohl kaum. So, wie Sie es schildern, ist er sehr umsichtig vorgegangen, was eine gewisse Intelligenz, aber auch ausreichend Erfahrung vermuten lässt. Nein, ich denke, da gibt es noch mehr Tote, vor allem wenn man den Zeitabstand seit den Vergewaltigungen sieht. Soziopathen neigen dazu, immer schneller einen neuen Kick zu suchen.«
    »Da können wir uns ja auf einiges gefasst machen.«
    Von Falkberg stand auf und suchte mit erstaunlicher Sicherheit aus all dem Chaos einen Artikel heraus, den er Lichthaus reichte.
    »Das ist eine Ausarbeitung zum Thema. Heißt: Der Serienmörder, Analyse serieller Tötungsdelikte in Deutschland. Der ist zwar schon einige Jahre alt, doch eigentlich hat sich wenig geändert. Lesen Sie den mal durch, da haben wir viele interessante Details zusammengetragen.«
    Lichthaus dachte kurz nach. Der Besuch bei von Falkberg hatte sich für ihn bereits gelohnt, er verstand nun besser, was den Täter antrieb, und er wollte den Psychologen unbedingt in die Fahndung mit einbeziehen. »Wie sieht es aus? Machen Sie uns ein Profil?«
    Von Falkberg nickte und zog ein Formular aus der Schublade. »Der Fall interessiert mich.« Er reichte Lichthaus ein Blatt Papier. »Das sind meine Bedingungen, die ich auch mit dem BKA vereinbart habe. Wenn Sie mir Ihr Okay geben, kann ich loslegen.«
    »Das bekommen Sie. Ich kläre das heute noch ab. Welche Informationen brauchen Sie?«
    »Alles! Tatortmappe, alle Fakten, gesicherte Erkenntnisse und so weiter.«
    »Stellen wir Ihnen zusammen.« Er machte sich eine Notiz und stand auf. »Ich muss los. Vielen Dank schon mal. Bis bald also.«
     
    Es hatte aufgehört zu regnen und Lichthaus spazierte langsam zu seinem Auto. Die Fahndung verdichtete sich immer mehr zu der Herkulesaufgabe, die er von Beginn an gefürchtet hatte. Und die Zeit drängte, denn wenn von Falkberg Recht hatte, war über kurz oder lang mit weiteren Opfern zu rechnen. Als er den Wagen starten wollte, klingelte sein Handy. Er kramte es aus seiner Tasche hervor und ließ sich im Sitz zurückfallen. Es war Güttler.
    »Ich habe die Autopsie von eurem Grillwürstchen fast beendet.«
    Lichthaus schüttelte den Kopf. »Was kam denn raus, du alter Metzger?«
    »Nichts.«
    »Wie bitte?«
    »Na ja. Fast nichts. Das, was ich noch sehen konnte, war, dass er sehr schlechte Zähne und eine Säuferleber hatte. Außerdem etwa zweieinhalb Promille im Blut. Der war seit Jahren nicht mehr beim Zahnarzt. Einen Vergleich des Zahnschemas kannst du da vergessen. Die Leber sieht schlimm aus, aber damit ist er ja nicht der Einzige auf der Welt.«
    »Wie alt schätzt du ihn?«
    »Ende vierzig. Dem Gebiss nach wahrscheinlich aus Osteuropa. So läuft hier niemand rum.«
    »Fingerabdrücke?«
    »Verbrannt. DNA steht noch aus. Ach, übrigens, er hatte eine künstliche Herzklappe. Ziemlich alt schon. Vielleicht hilft die uns weiter.«
    »Gut. Danke für den Anruf, Stefan. Gib uns den

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