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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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lassen.«
    Sie zweifelten nicht, dass er die Wahrheit sagte. Aber Barney glühte vor leidenschaftlicher Empörung und war entschlossen, nie wieder etwas zu glauben, was Mr Hastings sagte. Wenn er es tat, das wusste er, würde er wieder diesem Bann unterliegen.
    »Ich werde es tun! Ich werde es tun! Wenn Sie es nicht versprechen, werde ich es tun!« Er hob den Gral mit der rechten Hand noch höher und spannte seine Muskeln, um ihn wegzuschleudern. Simon und Jane waren wie gebannt.
    Die ganze Welt schien stillzustehen und sich um den hoch aufgerichteten, schwarz gekleideten Mann und den kleinen Jungen zusammenzuziehen: Ein Wille stand gegen den andern, wobei Barney durch seinen eigenen Zorn vor der vollen Gewalt des herrischen Blicks geschützt wurde, der sich ihm in die Augen bohren wollte. Dann verzog sich Mr Hastings' Gesicht, und er schrie mit unterdrückter Wut: »Withers!«
    Und von diesem Augenblick an schien sich für die Kinder die Welt in einen Albtraum zu verwandeln, und nichts von dem, was geschah, schien mit dem Verstand zu fassen zu sein.
    Von beiden Seiten sprangen Norman Withers und Mr Hastings auf Barney zu. Simon schrie: »Barney, nicht!«, und stürzte vor, um seinen ausgestreckten Arm zu fassen. Withers, der sich näher an Barney befand, machte vom Boot aus einen großen Sprung auf die Klippen, sodass dieses wie wild zu schaukeln anfing und Bill sich verzweifelt ans Steuerruder klammerte. Aber als sein vorgestreckter Fuß da herunterkam, wo der Klippenrand hätte sein sollen, sahen sie, wie die Bosheit in seinem Gesicht sich in Entsetzen verwandelte; er warf die Arme hoch und verschwand unter Wasser.
    Er war in dem überfluteten Graben zwischen den Felsen gelandet: diesem Spalt, der schon bei Ebbe mit tiefem Wasser gefüllt und jetzt bei zurückkehrender Flut noch tiefer war. Jane, die sich mit dem Rücken dicht an die Steilwand presste, wurde ganz kalt vor Schrecken, als ihr klar wurde, dass sie alle drei, wären sie nur ein kleines Stück weitergelaufen, kopfüber hineingestürzt wären.
    Withers tauchte wieder auf, spuckte und hustete, und Barney zögerte, den Gral immer noch hoch erhoben. Mr Hastings war auf die Klippen gesprungen, ohne zu stürzen, und kam jetzt in langen Sprüngen von der anderen Seite heran. Seine dunklen Brauen bildeten einen drohenden Strich quer über sein Gesicht, die Lippen waren in einem schrecklichen stummen Grinsen zurückgezogen. Simon sprang ihm verzweifelt in den Weg, wurde aber von dem langen Arm beiseite gefegt. Im Fallen jedoch bekam er das eine Bein des Mannes zu fassen und Mr Hastings stürzte krachend in voller Länge auf die schlüpfrigen Felsen.
    Trotz seiner Länge bewegte sich Mr Hastings wie ein Aal. Im nächsten Augenblick war er wieder auf den Füßen. Seine große Hand schloss sich um Simons Arm. Mit einer schnellen, grausamen Bewegung drehte er Simon den Arm auf den Rücken und riss ihn nach oben, sodass der Junge vor Schmerz aufschrie. Das Mädchen im Boot lachte leise. Sie hatte sich von Anfang an nicht gerührt. Jane hörte ihr Lachen und hasste sie, aber dann erstarrte sie vor dem Ausdruck abgrundtiefer Grausamkeit auf dem Gesicht von Mr Hastings. Es war wie ein gespenstisches Feuer hinter seinen Augen, etwas, was nicht menschlich war und was sie mit einem Entsetzen erfüllte, das größer und tiefer war als alles, was sie bisher gefühlt hatte.
    »Leg es hin, Barnabas«, keuchte Mr Hastings. »Leg das Manuskript hin, sonst breche ich ihm den Arm.« Simon wand sich in seinem Griff und trat nach hinten aus, aber dann schrie er auf und wurde schlaff, während sein Arm mit einem wilden Ruck nach oben gerissen wurde und der Schmerz ihm glühend durch alle Adern schoss.
    Aber noch bevor Barney, dessen Gesicht sich vor Mitleid verzog, etwas tun konnte, gellte von der Yacht her ein Schrei über das Wasser. Eine raue Stimme voller Angst schrie warnend: »Meister!«
    Im gleichen Augenblick hörten sie ein neues Geräusch, das das leise Tuckern der wartenden Yacht übertönte: ein helles Dröhnen, das immer lauter wurde und immer näher kam. Plötzlich sahen sie um die Biegung der Landzunge von Trewissick her einen glitzernden Schaumbogen, der vom Bug eines Schnellbootes hoch-spritzte. Es kam mit großer Geschwindigkeit heran, fuhr in einem Bogen um die seewärts gelegene Seite der Yacht und kam auf die Stelle zu, an der sie standen. Und einen Augenblick lang sahen sie durch den Gischt hindurch die einzige ihnen bekannte Gestalt, die sich genauso hoch

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