Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
ein verblüfftes Gesicht. »Nun — hm — ich — «
»Genau«, sagte Großonkel Merry. »Sie wissen es nicht. Die Kinder wissen es auch nicht. Guten Tag.«
»Nur noch eine Frage«, sagte der unverfrorene Bursche und kritzelte schnell etwas in Kurzschrift in sein Notizbuch. »Was habt ihr gerade gemacht, als ihr dieses Ding fandet?«
»Sie meinen den Gral«, sagte Barney.
»Nun ja, so nennt ihr es wohl«, sagte der junge Mann leichthin. Barney starrte ihn empört an.
»Wir haben zufällig eine Höhle untersucht«, sagte Simon hastig. »Und da haben wir ihn auf einem Felsvorsprung gefunden.«
»War da nicht die Rede davon, dass noch andere Leute dahinterher waren?«
»Unsinn«, sagte Großonkel Merry mit fester Stimme. »Nun hören Sie, mein Junge, da drüben ist der Kurator. Der weiß über alles Bescheid. Diese drei hier haben für heute genug Aufregung gehabt.«
Der junge Mann öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, schaute Großonkel Merry an und schloss ihn wieder. Er grinste liebenswürdig und verschwand in der Menge und Großonkel Merry lotste die Kinder in eine stille Ecke hinter einer Säule.
»Nun«, sagte er, »morgen werdet ihr euer Bild in allen Zeitungen sehen und noch nach Jahren werden gelehrte Herren in Büchern über euch schreiben. Und eins der berühmtesten Museen der Welt hat euch hundert Pfund gegeben. Und ich muss sagen, ihr alle verdient es.«
»Gummery«, sagte Simon nachdenklich, »ich weiß, man darf den Leuten nicht sagen, wie es sich in Wirklichkeit mit dem Gral zugetragen hat, aber wäre es nicht doch gut, sie wenigstens vor Mr Hastings zu warnen? Schließlich hat er sich an Mrs Palk und Bill herangemacht und sie verdorben, und nichts wird ihn daran hindern, herumzugehen und es mit allen Leuten so zu machen.«
»Er ist weg«, sagte Großonkel Merry. Zwei eulenähnliche Männer mit dicken Brillen, die gerade vorbeikamen, verneigten sich ehrfürchtig vor ihm, und er nickte flüchtig.
»Ich weiß, aber er könnte zurückkommen.«
Großonkel Merry schaute über all die Köpfe hinweg die lange Galerie hinunter und der alte, verschlossene Ausdruck lag wieder auf seinem Gesicht. »Wenn er zurückkommen sollte«, sagte er, »dann kommt er nicht als Mr Hastings.«
»Hieß er denn gar nicht Mr Hastings?«, fragte Simon neugierig.
»Ich habe ihn unter vielen verschiedenen Namen gekannt«, sagte Großonkel Merry, »zu vielen verschiedenen Zeiten.«
Jane ließ mit unglücklichem Gesicht einen Fuß auf dem glatten Marmorboden hin und her gleiten. »Es kommt mir so schrecklich vor, dass ein Pfarrer so böse sein kann.«
»Er muss alle Bischöfe und diese Leute getäuscht haben«, sagte Simon, »genauso wie alle Leute in Trewissick.«
»Das stimmt nicht«, sagte Großonkel Merry.
Simon starrte ihn an. »Aber das muss er doch ... sie müssen ihn doch sonntags haben predigen hören.«
»Niemand hat ihn predigen hören. Und ich glaube nicht, dass er je in seinem Leben einem Bischof begegnet ist.«
Nun starrten sie ihn alle so verblüfft an, dass seine Mundwinkel zuckten. »Die Sache ist ganz einfach. Man nennt so etwas die Macht der Suggestion. Unser Mr Hastings war nicht der Pfarrer von Trewissick und hatte mit diesem auch nichts zu tun. Ich kenne den wirklichen Pfarrer flüchtig, er ist auch ein großer Mann, aber sehr dünn und etwa siebzig Jahre alt ... er heißt Smith.«
»Aber Mr Hastings wohnte im Pfarrhaus«, sagte Barney.
»Es war einmal das Pfarrhaus. Es wird jetzt vermietet... Der Gemeinderat fand schon vor Jahren, dass es für Mr Smith viel zu groß wäre — der müsste sich darin ganz verloren vorkommen — und hat für ihn ein Häuschen auf der anderen Seite der Kirche gefunden.«
»Und als ich ihn aufsuchen wollte«, sagte Jane langsam und versuchte, sich zu erinnern, »da habe ich nicht nach dem Pfarrer gefragt, ich sagte zu dem alten Mann auf dem Friedhof: Ist das das Pfarrhaus? Und er sagte Ja, nichts anderes ... ich fand ihn ziemlich übellaunig ... Und weißt du, Großonkel Merry, ich glaube, Mr Hastings hat mir tatsächlich gar nicht gesagt, dass er der Pfarrer wäre; ich nahm es einfach an, als er sagte, er sei im Haus der Nachfolger von Mr Hawes-Mellor. Aber er muss gewusst haben, dass ich ihn für den Pfarrer hielt.«
»Oh ja, er wollte dir diese Illusion nicht nehmen, bevor er nicht wusste, was du vorhattest. Er wusste genau, wer du bist.«
»Wirklich?«
»Von dem Augenblick an, als er dir die Tür öffnete.«
»Oh«, sagte Jane. Sie dachte darüber
Weitere Kostenlose Bücher