Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
von der untergehenden Sonne vergoldet wurde. Dann schrie Mr Withers ihm etwas zu, indem er sich über den Außenbordmotor des zweiten Bootes beugte, und während das Boot anfuhr, warf sich der Junge hinein.
Die Kinder standen immer noch da und schauten. Auch an Bord des Schnellbootes, das von der Dünung auf den Klippenrand zugetragen wurde, rührte sich niemand. Das Beiboot drehte, summend wie eine wütende Wespe, vom Land weg, und dann sahen sie im Wasser neben ihm einen dunklen Kopf auftauchen und hörten das Rasseln verzweifelter Atemzüge. Das Boot verlangsamte seine Fahrt und der Mann und der Junge darin zogen die lange schwarze Gestalt an Bord. Sie hatte nichts in der Hand.
Mr Hastings lag, würgend und nach Atem ringend, auf dem Boden des Bootes, hob dann aber noch unter ihren Blicken den Kopf. Das dunkle nasse Haar klebte auf der Stirn wie eine Maske.
Er streckte eine Hand nach Withers aus, damit dieser ihm half, sich aufzurichten. Mit wut- und hassverzerrtem Gesicht starrte er Großonkel Merry an.
Großonkel Merry stand im Schnellboot, die eine Hand stützte sich auf die Windschutzscheibe, in der anderen hielt er den Gral. Die Sonne stand hinter ihm und umstrahlte sein weißes Haar. Er stand so groß und aufrecht da, dass er einen Augenblick lang wie ein geheimnisvolles, herrliches Geschöpf aus Fels und Meer aussah. Und mit einer kraftvollen Stimme, die von den Felsen widerhallte, rief er einige Worte in einer Sprache, die die Kinder nicht verstanden, aber in ihnen klang etwas, was sie erschauern ließ.
Bei diesen Lauten schien die dunkle Gestalt in dem anderen Boot zu schrumpfen, sodass wie auf einen Schlag alle Macht und alle Bedrohung von ihr geschwunden war. Mr Hastings sah plötzlich nur noch lächerlich aus in den nassen schwarzen Kleidern, die ihm am Leib klebten, er schien auch kleiner geworden zu sein.
Während das Boot im Bogen zur Yacht zurückkehrte, blieben seine drei Insassen geduckt sitzen, ohne Bewegung und ohne einen Laut.
Die Kinder rührten sich. »Oh Gott!«, flüsterte Barney. »Was hat er gesagt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ich bin froh, dass wir es nicht wissen«, sagte Jane zögernd.
Sie beobachteten, wie sich die drei Gestalten an Bord der Yacht schwangen. Fast gleichzeitig verstärkte sich das Klopfen des Schiffsmotors und der lange weiße Rumpf der
Lady Mary
glitt davon. Das breite Beiboot schaukelte einsam hinterher, aber das andere blieb leer zurück und trieb auf den Wellen.
Die Yacht drehte in die Bucht hinaus, vorbei am Hafen von Trewissick und weiter die Küste hinunter. Schließlich war sie nur noch ein kleiner weißer Punkt auf der sonnenvergoldeten See. Und als sie schließlich alle an Bord des Schnellbootes geklettert waren und noch einmal zu ihr hinüberschauten, war sie verschwunden.
Epilog
Das Händeklatschen hallte zwischen den schimmernden Säulen der lang gestreckten Museumsgalerie, und Simon, der ganz rot im Gesicht war, suchte sich seinen Weg durch die Menge der feierlich lächelnden Gelehrten und Professoren hindurch zurück zu Jane und Barney. Es kam wieder Bewegung in die Menge und um sie herum erhob sich das Stimmengewirr eines allgemeinen Geplauders.
Neben ihnen tauchte ein junger Mann mit blitzenden Augen und einem Notizbuch auf. »Das war eine sehr schöne Rede, Simon — du erlaubst doch, dass ich das sage. Und dies sind Jane und Barney, nicht wahr?«
Simon blinzelte ihn an und nickte.
»Ich bin vom Presseverband«, sagte der junge Mann munter. »Darf ich euch fragen, wie hoch der Scheck war, den der Kurator euch überreicht hat?«
Simon blickte auf den Umschlag in seiner Hand, steckte nervös den Finger unter die Klappe und riss sie auf. Er nahm den sauber gefalteten Scheck heraus, starrte einen langen Augenblick darauf und reichte ihn dann ohne ein Wort an Jane weiter.
Jane schaute auf den Scheck und schluckte. »Nein, so was — einhundert Pfund.«
»Mein Gott!«, sagte Barney.
»Na, das ist aber nett«, sagte der junge Mann lachend, »ich gratuliere. Und was wollt ihr damit machen?«
Sie schauten ihn mit leerem Blick an.
»Ich weiß nicht«, sagte Simon schließlich.
»Na, hör mal«, sagte der junge Mann hartnäckig. »Du musst doch eine Vorstellung haben. Was habt ihr euch denn immer schon kaufen wollen?«
Die Kinder sahen einander hilflos an.
»Junger Mann«, sagte da Großonkel Merrys tiefe Stimme neben ihnen, »wenn Sie plötzlich hundert Pfund geschenkt bekämen, was würden Sie sich denn kaufen?«
Der Reporter machte
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