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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Kittel, die über dem Knie endeten. Auf den Köpfen trugen sie Helme. Aber diese Helme, die hinten über den Nacken hinunterreichten, hatten eine Form, wie die Kinder sie noch nie gesehen hatten. Zwischen den Gestalten schlangen sich in dichten Windungen Wörter und Buchstaben wie auf manchen Gobelins. Das letzte Feld war ganz mit Schriftzeichen bedeckt, die den verschnörkelten schwarzen Linien auf dem Manuskript glichen. Aber all diese Wörter auf dem goldenen Gral, das wussten die Kinder, gehörten einer Sprache an, die weder Großonkel Merry noch die Museumsexperten verstanden.
    Sie hörten, wie hinter ihnen zwei Männer aus der Menge, in ein Gespräch vertieft, sich näherten und in die Vitrine schauten.
    »... ganz einzigartig. Natürlich ist es schwer, die Bedeutung der Inschrift einzuschätzen. Ganz klar eine Runenschrift, würde ich sagen — seltsam, in einer römischen Umwelt ...«
    »Aber, mein lieber Freund,« — die Stimme des zweiten Mannes war laut und vergnügt; Barney blickte sich um und stellte fest, dass er ein rotes Gesicht hatte und neben seinem kleinen bebrillten Gefährten riesengroß wirkte — »wenn man das Runenelement betont, so setzt man doch eine Verbindung mit den Sachsen voraus, und dieses Ding ist doch ganz wesentlich keltisch. Römisch-keltisch, wenn Sie so wollen, aber bedenken Sie, dass es offensichtlich mit Arthur zu tun hat ...«
    »Arthur«, sagte die erste Stimme näselnd und ungläubig, »da müsste ich schon einen schlagenderen Beweis haben als Professor Lyons fantasievolle Vermutung. Ich denke, Loomis würde da ernste Zweifel haben ... aber trotz allem, ein bemerkenswerter Fund, bemerkenswert ...«
    Sie traten wieder in die Menge zurück.
    »Was in aller Welt sollte das heißen?«, sagte Jane.
    »Glaubt er nicht, dass der Gral mit König Arthur zu tun hat?« Barney starrte wütend hinter dem kleinen Mann her. Dann hörten sie die Stimmen einer anderen Gruppe, die an der Vitrine vorbeikam.
    »Gewiss müssen alle älteren Theorien jetzt revidiert werden; er wirft ein ganz neues Licht auf den ganzen Kanon um Arthur.« Die Stimme war so feierlich wie die andern, aber jünger, und dann hörten sie ein Kichern. »Der arme alte Battersby — sein ganzes Geschwätz über skandinavische Analogien, und hier ist jetzt seit Nennuis der erste Beweis für einen keltischen Arthur — einen wirklichen König.«
    »Die
Times
hat mich um einen Artikel gebeten«, sagte eine tiefere Stimme.
    »Ah, tatsächlich — der Artikel war von Ihnen? Ein bisschen stark, finden Sie nicht? ›... ein Fund, der den ganzen Bereich englischer Wissenschaft erschüttert ...‹«
    »Überhaupt nicht«, sagte die tiefere Stimme. »Der Kelch ist ohne Zweifel echt und er gibt Aufschluss über die Identität von Arthur. Als solches kann man ihn nicht hoch genug einschätzen. Es tut mir nur Leid wegen dieses letzten Feldes.«
    »Ja, die geheimnisvolle Inschrift. Eine Geheimschrift, würde ich sagen. Es muss so sein. Diese seltsamen altenglischen Buchstaben — Runen, wie der alte Battersby behauptet, was natürlich lächerlich ist, ich persönlich bin überzeugt, dass es einen Schlüssel zur Lösung gegeben hat. Vor langer Zeit natürlich, wir werden es also nie wissen ...«
    Auch diese Stimmen verloren sich.
    »Nun, das klingt schon besser«, sagte Simon.
    »Für sie alle ist es nur ein Museumsstück«, sagte Jane traurig. »Ich glaube, es ist so, wie Gummery gesagt hat: Die wirkliche Bedeutung des Grals wäre nur dann bekannt geworden, wenn der Feind ihn in die Hände bekommen hätte, und dann wäre es zu spät gewesen.«
    »Nun«, sagte Simon, »der Feind kann jetzt kommen und ihn betrachten, so viel er will. Ohne das Manuskript hat er keinen Wert für ihn. Ich glaube, der Schlüssel zu der Schrift auf dem letzten Feld war darin enthalten, zu der Geheimschrift, von der der Mann eben gesprochen hat.«
    Jane seufzte. »Aber wir können die Schrift auch nicht lesen. Wir werden also die ganze Wahrheit über König Arthur auch nicht erfahren, die Wahrheit über — wie hat das Manuskript ihn noch genannt — den Pendragon.«
    »Nein. Wir werden nicht genau wissen, wer er war oder was mit ihm geschah.«
    »Wir werden nicht wissen, was sein Geheimnis war, von dem Gummery gesprochen hat und das der Feind erfahren wollte.«
    »Wir werden auch das andere nicht wissen, wovon in dem Manuskript die Rede war — den Tag, an dem der Pendragon wiederkommen wird.«
    Barney, der ihnen zugehört hatte, betrachtete wieder die

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