Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
auftauchen. Er war Maggie Barnes, das Hexenmädchen.
    Lachend sagte sie etwas zu Hawkin und machte einen kleinen Knicks. Hawkin lächelte höflich, etwas zögernd und schüttelte den Kopf. Das Lächeln des Mädchens vertiefte sich, sie schüttelte kokett die Locken, sprach wieder zu ihm, blickte ihm dabei fest in die Augen.
    »Ach«, sagte Will, »wenn wir nur hören könnten, was sie sagt.«
    Merriman betrachtete ihn düster, gedankenverloren.
    »Oh«, sagte Will und kam sich sehr dumm vor, »natürlich.« Es würde noch einige Zeit dauern, bis er sich daran gewöhnte, seine neuen Kräfte zu gebrauchen. Er blickte wieder zu Hawkin und dem Mädchen hinüber; er wünschte sie zu hören und er hörte sie.
    »Wirklich, mein Fräulein«, sagte Hawkin, »ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich tanze nicht.«
    Maggie ergriff seine Hand. »Weil Sie nicht in Ihrem eigenen Jahrhundert sind? Man tanzt hier mit seinen Füßen, genau wie man es vor sechshundert Jahren getan hat. Kommen Sie.«
    Hawkin starrte sie fassungslos an, während sie ihn in den Kreis führte. »Wer sind Sie?«, flüsterte er. »Gehören Sie zu den Uralten?«
    »Um nichts in der Welt«, sagte Maggie Barnes in der Alten Sprache. Hawkin wurde ganz blass und blieb stehen.
    Sie lachte leise und sagte auf Englisch: »Nichts mehr davon. Tanzen Sie, sonst werden die Leute aufmerksam. Es ist ganz leicht. Schauen Sie nur, wie es Ihr Nebenmann macht.«
    Hawkin quälte sich, blass und erregt, durch den ersten Teil des Tanzes; allmählich begriff er die Schritte.
    Merriman sagte Will ins Ohr: »Ich habe ihm versichert, dass niemand hier von ihm weiß und dass er um keinen Preis die Alte Sprache einem anderen als dir gegenüber gebrauchen darf.«
    Dann hörten sie Maggie wieder sprechen.
    »Für einen Mann, der eben dem Tod entronnen ist, sehen Sie gut aus, Hawkin.«
    »Wie kannst du davon wissen, Mädchen? Wer bist du?«
    »Sie hätten dich sterben lassen, Hawkin. Wie konntest du nur so dumm sein?«
    »Mein Herr liebt mich«, sagte Hawkin, aber es klang unsicher.
    »Er hat dich benutzt, Hawkin. Du bedeutest ihm nichts. Du solltest besseren Herren folgen, die wirklich etwas für dein Leben geben. Sie würden es um Jahrhunderte verlängern, dich nicht auf deine eigene Zeit beschränken.«
    »Wie das Leben der Uralten?«, sagte Hawkin; zum ersten Mal klang seine Stimme lebhaft. Will erinnerte sich, dass Hawkin mit Neid von den Uralten gesprochen hatte; nun war auch Gier zu spüren.
    »Die Finsternis und der Reiter sind gütigere Herren als das Licht«, sagte Maggie Barnes schmeichlerisch an Hawkins Ohr. Der erste Teil des Tanzes war nun zu Ende, er stand wieder still und starrte sie an, bis sie um sich blickte und mit lauter Stimme sagte: »Ich glaube, ich brauche etwas Kühles zu trinken.« Hawkin fuhr zusammen und führte sie weg. Das Mädchen hatte seine Aufmerksamkeit erregt, sie würde jetzt Gelegenheit haben, allein mit ihm zu sprechen, und er würde ihr willig lauschen. Abscheu erfüllte Will beim Gedanken an den kommenden Verrat und er wollte nichts mehr hören. Er sah, dass Merriman immer noch düster ins Leere starrte.
    »Es wird also geschehen«, sagte Merriman. »Die Finsternis wird ihm verlockend erscheinen, so wie es Menschen oft geschieht, und dagegen wird er die Forderungen des Lichts setzen, die immer schwer waren und es bleiben werden. Und der Groll, den er gegen mich hat, weil ich sein Leben hätte opfern können, ohne ihn dafür zu belohnen, wird wachsen. Du kannst sicher sein, die Finsternis stellt keine solchen Forderungen — noch nicht. Ihre Herren wagen es nie, den Tod zu fordern, sie bieten stattdessen ein schwarzes Leben ... Hawkin«, sagte er leise und traurig, »mein treuer Hawkin, wie kannst du tun, was du jetzt tun wirst?«
    Furcht überkam Will und Merriman spürte es. »Nichts mehr davon«, sagte er. »Es ist schon klar, wie alles kommen wird. Hawkin wird eine undichte Stelle im Dach sein, ein Zugang in den Keller. Und wie die Finsternis ihm nichts anhaben konnte, als er mein Gefolgsmann war, so kann auch das Licht ihn nicht töten, jetzt, da er ein Gefolgsmann der Finsternis ist. Er wird das Ohr der Finsternis in unserer Mitte sein, in diesem Haus, das unsere starke Burg gewesen ist.«
    Seine Stimme war kalt, er hatte das Unausweichliche angenommen, der Schmerz war vergangen. »Obgleich es dem Hexenmädchen gelungen ist, hier einzudringen, hätte sie hier keinen Zauber ausüben können, ohne vom Licht vernichtet zu werden.

Weitere Kostenlose Bücher