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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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nichts mehr tun, als zuzusehen und auf die Folgen zu warten.«
    »Es ist Hawkin, nicht wahr? Es hat etwas damit zu tun, dass Sie ihn herbrachten.«
    »Der Zauber, der das Buch schützte«, sagte Merriman schmerzlich, »hatte zwei Teile, Will. Du hast den ersten erlebt, der das Buch gegen Menschen schützte — es war das Pendel, das jeden vernichtete, der es berührte, außer einem Uralten. Aber ich verwob noch einen zweiten Zauber hinein, der es vor den Mächten der Finsternis schützen sollte. Ich bestimmte, dass ich das Buch nur herausnehmen könnte,
wenn ich gleichzeitig mit der anderen Hand Hawkins Schulter berührte.
Als das Buch für den letzten Uralten herausgeholt werden musste, musste auch Hawkin aus seiner eigenen Zeit herausgeholt werden, um anwesend zu sein.«
    Will sagte: »Wäre es nicht sicherer gewesen, einen anderen Uralten zu bestimmen und nicht einen gewöhnlichen Menschen?«
    »Nein, es musste ein Mensch sein. Wir führen einen kalten Krieg, Will, und müssen manchmal kalte Dinge tun. Der Zauber wurde um mich, den Hüter des Buches, gewoben. Die Finsternis kann mich nicht zerstören, denn ich bin ein Uralter, aber SIE hätten mich durch einen Zauber dazu bringen können, das Buch herauszuholen. Die anderen Uralten mussten deshalb ein Mittel haben, mich zu hindern, bevor es zu spät gewesen wäre. Auch sie könnten mich nicht zerstören, mich nicht daran hindern, den Zwecken der Finsternis zu dienen. Aber ein Mensch kann zerstört werden. Wenn es zum Schlimmsten gekommen wäre, wenn die Finsternis mich durch Zauber gezwungen hätte, das Buch für sie herauszuholen, so würde das Licht Hawkin getötet haben, bevor ich beginnen konnte. Damit wäre das Buch auf immer in Sicherheit gewesen. Ich hätte das Buch nicht hervorholen können, weil ich ja gleichzeitig Hawkin berühren musste. Das Buch wäre also unerreichbar gewesen, unerreichbar für mich, für die Mächte der Finsternis, für jeden.«
    »Er hat also sein Leben gewagt«, sagte Will langsam, als er Hawkin beobachtete, der mit leichtem Schritt auf die Musikanten zuging.
    »Ja«, sagte Merriman. »In unserem Dienst war er vor den Mächten der Finsternis sicher, aber sein Leben war trotzdem in Gefahr. Er war einverstanden, denn er war mein Gefolgsmann und er war stolz darauf. Ich wünschte, ich hätte mich vergewissert, dass ihm wirklich klar war, welches Wagnis er einging. Es war ein doppeltes Wagnis, denn er hätte auch durch mich getötet werden können, hätte ich heute das Pendel berührt. Du hast gesehen, was geschah, als ich es beim zweiten Mal tat. Du und ich, wir wurden nur erschüttert, weil wir Uralte sind; aber wenn Hawkin da gewesen wäre und ich ihn berührt hätte, wäre er sofort tot gewesen, ausgelöscht wie das Buch selbst.«
    »Er muss nicht nur sehr tapfer sein, er muss Sie lieben wie ein Sohn«, sagte Will, »wenn er das für Sie und für das Licht freiwillig auf sich genommen hat.«
    »Und doch ist er nur ein Mensch«, sagte Merriman und seine Stimme war rau und sein Gesicht von tiefem Schmerz aufgewühlt. »Und er liebt wie ein Mensch, der einen Beweis der Gegenliebe braucht. Mein Fehler war, dass ich das nicht bedacht habe. Und das ist der Grund, warum in den nächsten Minuten und in diesem Raum Hawkin mich verraten wird; er wird auch das Licht verraten und dem Weg, den du gehen musst, eine andere Richtung geben, Will. Es ist ihm eben erst klar geworden, dass er für mich und das Buch
Gramarye
wirklich sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, und das war zu viel für seine Treue. Vielleicht hast du sein Gesicht in dem Augenblick gesehen, als ich seine Schulter fasste und das Buch aus seinem gefährlichen Versteck holte. Erst in diesem Augenblick hat Hawkin wirklich verstanden, dass ich bereit war, ihn sterben zu lassen. Und nun, da er dies verstanden hat, wird er mir nie verzeihen, dass ich ihn — so wie er es versteht — nicht so sehr geliebt habe, wie er mich, seinen Herrn, geliebt hat.
    Und er wird sich gegen uns wenden.« Merriman wies zur anderen Seite des Saals hin: »Sieh, da beginnt es schon.«
    Die Musik setzte neu ein und die Gäste begannen sich in Paaren zum Tanz zu ordnen. Ein Mann, den Will als einen Uralten erkannte, trat auf Miss Greythorne zu, verneigte sich und bot ihr den Arm. Überall traten die Paare zu den Figuren eines Tanzes zusammen, den Will nicht kannte. Er sah, wie Hawkin zögernd dort stand und den Kopf leicht im Takt der Musik bewegte. Dann sah er ein Mädchen im roten Kleid an seiner Seite

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