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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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dass wir in London Nachbarn sind.«
    »Wirklich?«, fragte Barney neugierig vom Tisch her. »Wo denn?«
    »Marylebone High Street, direkt um die Ecke von euch«, sagte das Mädchen und zeigte seine Grübchen. »Norman verkauft Antiquitäten.« Sie schaute zu Mutter hinüber. »Ich vermute, wir beide kaufen in denselben Läden ein, Mrs Drew — Sie kennen doch die kleine
Patisserie,
wo man die köstlichen Rumtörtchen bekommt.«
    »Ich meide sie«, sagte die Mutter und lächelte nun auch. »Nun, es ist wirklich sehr freundlich von ihnen, wenn man bedenkt, dass wir uns nicht kennen. Aber ich weiß nicht, ob ... nun, die drei können einen ganz schön auf Trab halten.«
    »Mutter!« Simon war entgeistert.
    Mr Withers zog scherzhaft die Nase kraus. »Aber meine Einladung erstreckt sich auf die ganze Familie, Mrs Drew. Wir hoffen — und das ist uns ganz ernst —, dass Sie und Ihr Gatte unsere kleine Mannschaft vervollständigen. Nur eine Fahrt auf die offene See hinaus und wieder zurück, wissen Sie — rund um die Bucht. Vielleicht fischen wir auch ein wenig. Es würde mir Freude machen, Ihnen das Boot vorzuführen. Vielleicht morgen? Das Wetter soll gut werden, wie man mir sagt.«
    Was für eine altmodische Art zu reden er hat, ging es Jane durch den Kopf. Vielleicht kommt das daher, dass er Antiquitäten verkauft. Ihr Blick fiel auf Simon und Barney, die ganz aufgeregt waren bei dem Gedanken, einen Tag auf der fremden Yacht zu verbringen, und ängstlich zu ihren Eltern hinüberschauten. Dann wanderte ihr Blick zu Mr Withers' makelloser weißer Flanellhose und dem sorgfältig geschlungenen Schal zurück. Ich mag ihn nicht, dachte sie. Ich wüsste gern, warum.
    »Nun, jedenfalls danken wir Ihnen sehr«, sagte die Mutter schließlich. »Verzeihen Sie, aber ich glaube, ich werde nicht mitkommen — wenn die Sonne herauskommt, werde ich draußen oberhalb des Hafens arbeiten. Aber ich weiß, dass Dick und die Kinder schrecklich gern mitkämen.«
    »Ach ja, Dr. Drew hat uns gesagt, dass Sie malen«, sagte Mr Withers herzlich, »nun, für uns wird es ein Verlust sein — aber wenn die Muse ruft, liebe Dame ... der Rest der Familie wird doch hoffentlich mitkommen?«
    »Sehr gern«, sagte Simon schnell.
    »Es klingt fantastisch«, sagte Barney. Dann besann er sich und fügte hinzu: »Vielen Dank.«
    »Also«, sagte der Vater munter, »das ist eine noble Geste, das muss ich sagen. Wir sind Ihnen alle sehr dankbar. Eigentlich« — er blickte sich unsicher im Raum um — »eigentlich sollte noch ein anderes Familienmitglied hier sein, aber er scheint verschwunden zu sein. Der Onkel meiner Frau. Er hat das Haus für uns gemietet.«
    Die Kinder folgten unwillkürlich dem Blick ihres Vaters. Sie hatten Großonkel Merry vergessen. Jetzt merkten sie, dass sie nichts mehr von ihm gesehen hatten, seit die beiden Besucher so plötzlich aufgetaucht waren. Die Tür, die in das Frühstückszimmer im hinteren Teil des Hauses führte, stand ein wenig offen — aber als Barney hinlief, um nachzusehen, war niemand dort.
    »Sie meinen Professor Lyon?«, sagte das Mädchen.
    »Ja.« Vater starrte sie einen Augenblick lang an. »Ich wüsste nicht, dass ich ihn heute Morgen erwähnt hätte. Sie kennen ihn also?«
    Mr Withers gab an ihrer Stelle eine schnelle und glatte Antwort. »Ich glaube, wir sind uns ein- oder zweimal begegnet. Aber das war ganz woanders. Im Laufe unserer Arbeit, müssen Sie wissen. Ein charmanter alter Herr, soweit ich mich erinnere, aber ein wenig unberechenbar.«
    »Das ist er ganz gewiss«, sagte Mutter nachdenklich. »Immer auf dem Sprung. Er hat nicht mal fertig zu Abend gegessen. Aber darf ich Ihnen nicht doch eine Tasse Tee oder Kaffee anbieten?«
    »Vielen Dank, aber ich glaube, wir müssen jetzt gehen«, sagte das Mädchen. »Vayne wird mit dem Abendessen auf uns warten.«
    Mr Withers zog das Revers seines makellosen Blazers mit einer genauen, weiblichen Geste glatt. »Du hast ganz Recht, Polly, wir dürfen uns nicht verspäten.« Er ließ sein weißes Lächeln im Zimmer kreisen wie ein Leuchtturm sein Licht. »Vayne ist unser Kapitän — der Berufsseemann an Bord. Und außerdem ein vorzüglicher Koch. Sie müssen morgen sein Essen probieren. Also — werden wir Sie alle morgen unten im Hafen sehen, falls das Wetter gut ist? Um halb zehn vielleicht? Das Beiboot wird am Kai auf Sie warten«
    »Ausgezeichnet.« Der Vater begleitete ihn in die Diele hinaus und alle drängten sich hinter ihm her. Im Flur blieb Polly

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