Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Jane fröhlich, um nicht auf die Geräusche der See achten zu müssen, »du hast wohl inzwischen den ganzen Kuchen aufgegessen.«
»Mmmmf«, sagte Barney. Er schluckte. »Wisst ihr, dass er immer noch da ist?«
»Was?« Sie starrten ihn an.
»Ich hab mich nicht nur in der Küche voll gestopft. Ich bin schnell nach hinten ums Haus herumgegangen und hab vor dem Haus die Straße überquert und über die Mauer in den Hafen geguckt — ich dachte mir, er würde das Licht sehen, wenn ich die Vordertür aufmachte. Und er ist immer noch da! Genau an derselben Stelle. Weißt du, Simon, er muss wirklich verrückt sein. Ob finster oder nicht. Ich meine, er sitzt immer noch im Dunkeln vor der Staffelei und malt. Er malt im Stockdunkeln! Irgendeine Art Licht hat er, wenn dieses Glühen nicht wäre, könnte man gar nicht sehen, dass er da ist. Aber trotzdem — «
Kapitän Toms ließ sich in einen Sessel fallen. Er sagte halb zu sich selbst: »Das gefällt mir nicht. Es gibt keinen Sinn. Ich versuche zu sehen, aber da ist nur Schatten...«
»Der Wind ist jetzt viel lauter«, sagte Jane. Sie fröstelte.
»Draußen kann man hören, wie die Wellen richtig gegen die Landzunge donnern«, sagte Barney munter. Er stopfte das letzte Stück Kuchen in den Mund.
Simon sagte: »Wird es Sturm geben, Kapitän?«
Der alte Mann gab keine Antwort. Er saß zusammengesunken in seinem Sessel und starrte in den leeren Kamin. Rufus, der friedlich auf dem Teppich davor gelegen hatte, stand auf und leckte ihm winselnd die Hand. Ein plötzlicher Windstoß heulte im Kamin und rüttelte an der Haustür. Jane fuhr zusammen.
»Mein Gott«, sagte sie. »Ich hoffe nur, dass Gumerry in Sicherheit ist. Hätten wir nur ein richtiges Signal verabredet, das ihn zurückrufen könnte, wenn wir ihn brauchen. So was wie ein Rauchsignal, wie die Indianer es machen.«
»Jetzt, wo es dunkel ist, bräuchten wir ein Feuer«, sagte Barney. »Ein Leuchtfeuer.«
»In dieser Gegend«, sagte Kapitän Toms, in Gedanken versunken, »sind Leuchtfeuer so alt wie die Menschheit. Man hat sie hier immer entzündet. Eine Warnung, von Anbeginn der Zeit...« Er neigte sich vor. Seine Hände lagen übereinander auf dem geschnitzten Knauf seines Stocks. Mit leerem Blick starrte er vor sich hin, als schaute er zurück in die Jahrhunderte und hätte das Zimmer und die Kinder darin vergessen. Als er wieder sprach, schien seine Stimme jünger, klarer, stärker, sodass sie erstaunt aufsahen.
»Und als die Finsternis schließlich über dieses Land kam«, sagte Kapitän Toms, »da kam sie von der See her, und die Männer von Cornwall entzündeten überall Leuchtfeuer, um vor ihr zu warnen. Von Estols nach Trecobben nach Carn Brea flammten die Warnfeuer auf, von St. Agnes nach Belovely und St. Bellamine's Tor, und von da sprangen sie nach Cadbarrow und Rough Tor und Brown Willy. Und das letzte Feuer brannte in Vellan Druchar und dort lieferten sich die Mächte des Lichts und der Finsternis eine Schlacht. Die Mächte der Finsternis wurden auf die See zurückgeworfen, auf diese Weise hätten sie entkommen können, um später wieder anzugreifen. Aber die Herrin schickte einen Westwind, der ihre Hoffnung auf ein Entkommen an der Küste zerschellen ließ, und so wurden die Mächte der Finsternis für dieses Mal besiegt. Aber der Erste der Uralten prophezeite, dass von derselben See her und an der gleichen Küste die Mächte der Finsternis später wieder angreifen würden.«
Plötzlich schwieg er und sie starrten ihn sprachlos an. Schließlich sagte Simon leise und heiser: »Greift... greifen diese Mächte jetzt an?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Kapitän Toms schlicht mit seiner normalen Stimme. »Ich glaube nicht, Simon. Es ist fast unmöglich, dass sie sich jetzt schon wieder erheben. Aber hier geschieht etwas anderes, was ich überhaupt nicht verstehe.« Er stand auf und stützte sich auf die Lehne seines Sessels. »Es ist wohl Zeit, dass ich nach draußen gehe, um zu sehen, was da zu sehen ist.«
»Wir kommen mit«, sagte Simon sofort.
»Seid ihr sicher?«
»Um Ihnen die Wahrheit zu sagen«, sagte Jane, »was immer auch da draußen geschieht — wir wollen lieber bei Ihnen sein, als allein hier zu bleiben.«
»Das stimmt«, sagte Barney.
Kapitän Toms lächelte. »Dann holt eure Jacken. Rufus, du bleibst hier. Sitz!«
Der rote Hund blieb widerwillig auf dem Kaminvorleger liegen, während sie aus dem Grauen Haus hinaustraten und langsam den Hügel hinabschlichen, um mit dem
Weitere Kostenlose Bücher