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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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behaupteten sogar, Roger Toms hätte den Schuss selber abgegeben. Aber vielleicht haben sie auch nur einen der Ihren schützen wollen, denn Tom Potter war in Polperro geboren, Roger Tom aber war aus Trewissick.«
    Simon sagte streng: »Er hätte seinen Kameraden nicht verraten dürfen, selbst wenn Potter es getan hatte. Das war wie Mord.«
    »So ist es«, sagte Kapitän Toms leise. »Von dem Tag an bis zu seinem Tode hat Roger Toms nie mehr gewagt, Cornwall zu betreten. Aber niemand hat je erfahren, warum er es eigentlich getan hat. Einige sagen, dass Potter wirklich schuldig war und dass Toms ihn wegen all der Frauen und Kinder verriet, da er es für sicher hielt, dass, wenn nicht ein Schuldiger vor Gericht gestellt würde, die ganze Mannschaft der
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früher oder später gefangen genommen und gehängt würde. Aber die meisten denken schlecht von ihm. Er ist ein Schandfleck der Stadt, den man bis jetzt nicht vergessen hat.« Er blickte aus dem Fenster in den dunkelnden Himmel und die blauen Augen in dem runden, freundlichen Gesicht wurden plötzlich hart. »Das Allerbeste und das Allerschlimmste ist aus Cornwall gekommen. Und auch nach Cornwall gekommen.«
    Jane und Simon sahen ihn verwundert an. Bevor sie etwas sagen konnten, trat Barney ins Zimmer.
    »Du bist dran, Simon. Kapitän, kann ich mir wohl noch etwas von dem prima Kuchen holen?«
    »Man kriegt Hunger vom Wacheschieben«, sagte Kapitän Toms feierlich. »Natürlich darfst du.«
    »Vielen Dank.« Barney blieb einen Augenblick in der Tür stehen und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. »Man kann ja gar nichts mehr sehen«, sagte er und knipste das Licht an.
    »Du meine Güte!«, sagte Jane und blinzelte in die plötzliche Helligkeit. »Es ist wirklich dunkel geworden. Wir haben erzählt und es gar nicht gemerkt.«
    »Und er sitzt immer noch da draußen«, sagte Barney. »Immer noch? Im Dunkeln? Wie kann er denn im Dunkeln malen?«
    »Er tut's aber. Er malt vielleicht nicht das, was er vor sich sieht, vielleicht tupft er nur ganz kaltschnäuzig Farbe auf die Leinwand. Der Mond ist aufgegangen, er ist erst halb voll, aber er gibt genug Licht, um den Mann weiter durch das Glas beobachten zu können. Ich sag euch, der muss vollkommen verrückt sein.«
    Simon sagte: »Erinnere dich an den Wohnwagen. Er ist nicht verrückt. Er ist ein Mann der Finsternis.« Er ging aus dem Zimmer und stieg die Treppe hinauf. Barney zuckte die Schultern und ging in die Küche, um sich den Kuchen zu holen.
    Jane sagte: »Kapitän Toms, wann wird Gumerry zurück sein?«
    »Wenn er herausgefunden hat, was er herausfinden wollte. Mach dir keine Sorgen. Sie werden sofort herkommen.« Kapitän Toms zog sich mit Mühe hoch und griff nach seinem Stock. »Ich denke, ich sollte doch auch einmal einen Blick durch das Fernrohr werfen. Entschuldige mich für einen Augenblick, Jane.«
    »Kommen Sie denn zurecht?«
    »O ja, vielen Dank. Ich muss mir nur Zeit lassen.«
    Er humpelte hinaus und Jane kniete sich auf die Fensterbank und blickte auf den Hafen hinunter. Draußen hatte sich ein Wind erhoben, sie konnte ihn leise in den Fensterrahmen pfeifen hören. Sie dachte: Es wird ihm da draußen bald kalt werden, dem finsteren Maler. Warum bleibt er dort?
Was macht er?
    Der Wind wurde stärker. Der Mond erlosch. Der Himmel war jetzt ganz dunkel, und Jane konnte die Umrisse der Wolken, die vorher undeutlich zu sehen gewesen waren, nicht mehr erkennen.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie das Meer rauschen hörte. Sonst war das sanfte Plätschern der Wellen gegen die Hafenmauer wie eine ständige leise Musik, die zum Leben gehörte, die immer da war und die man gar nicht mehr wahrnahm. Aber jetzt konnte man jede einzelne Welle deutlich unterscheiden; Jane konnte jedes Saugen und Klatschen hören. Die See und der Wind erhoben sich.
    Simon und Kapitän Toms kamen ins Zimmer zurück. Jane sah ihr geisterhaftes Spiegelbild im Fenster und drehte sich um.
    »Wir können ihn nicht mehr sehen«, sagte Simon. »Es ist nicht mehr hell genug. Aber ich glaube nicht, dass er weg ist.«
    Jane sah Kapitän Toms an: »Was sollen wir tun?«
    Das Gesicht des alten Seemanns war sorgenvoll und nachdenklich; er legte den Kopf schräg und lauschte dem Wind. »Ich werde noch ein wenig abwarten, wie das Wetter wird, und das hat mehr Gründe, als ihr vielleicht denkt. Danach — danach werden wir sehen.«
    Barney tauchte mit einem großen Stück goldgelbem Kuchen in der Tür auf.
    »Du meine Güte«, sagte

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