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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Macht der Finsternis«, sagte die
Greenwitch
noch einmal mit wachsender Zuversicht, die sie selbst zu verwundern schien. »Wenn die Finsternis sich erhebt, dann kommt sie nicht als ein Mann, sondern als eine schreckliche große Schwärze, die Himmel und Erde erfüllt. Ich sehe es, meine Mutter zeigt es mir. Aber du bist allein. Du bist von den Mächten der Finsternis geschickt, aber nur mit einem einzigen kleinen Auftrag, und du versuchst jetzt, dich zu einem der großen Herren zu machen, zu einem der Meister. Indem du eins der mächtigen Dinge ganz in deinen Besitz bringst, willst du groß werden. Aber noch bist du nicht groß
und du kannst mir nicht befehlen!«
    Leise sagte Kapitän Toms: »Tethys hat gesehen, was wir nicht sehen konnten.«
    »Ich habe alle Macht, die nötig ist«, sagte der Maler laut. »Jetzt,
Greenwitch,
jetzt! Tu, was die Finsternis verlangt!«
    Die
Greenwitch
gab einen neuen Laut von sich. Ein dumpfes Grollen, so bedrohlich, dass die Kinder sich fester an die Mauer drückten. Es war wie das Knurren eines Hundes, aber auch wie das Schnurren einer Katze, und es sagte: »Hüte dich! Hüte dich!«
    Der Maler schrie jetzt voller Wut: »Beim Zauber des Mana und dem Zauber des Reck und dem Zauber des Lir!« Und sie sahen an einem letzten schwachen Aufglimmen, dass er seine Leinwand und den darauf gemalten leuchtenden Zauber wieder hoch über den Kopf hob und ihn der Schwärze der
Greenwitch
entgegenhielt. Aber er konnte nichts bewirken. Das Grollen der
Greenwitch
wurde zu einem Brüllen, die Luft war zum Bersten voll von Aufruhr und Angst, und Jane hörte in der Erinnerung später immer wieder den Schrei:
Lass mich in Ruhe! Lass mich in Ruhe! Lass mich in Ruhe!
Aber sie hätte nicht sagen können, ob dieser Schrei laut gewesen war oder nicht.
    Sie waren sich nur eines lauten Rauschens bewusst. Es klang wie rachedurstige Wut, wie das lang gezogene Donnergrollen, mit dem die Wellen gegen den Fels schlagen. Und plötzlich war die ganze Welt von einem grünen Licht erhellt und einen schrecklichen Augenblick lang stand die
Greenwitch
in all ihrer wilden Gewalt vor dem Himmel: Jede Einzelheit der Gestalt leuchtete in einem Glanz, den die Kinder auch später niemals erwähnten, wenn sie untereinander von dem Ereignis sprachen. Mit einem Aufschrei warf sich der Maler zurück und stürzte zu Boden. Und die
Greenwitch,
die ihre Wut aus einem riesigen Mund hinausbrüllte, breitete schreckliche Arme aus, als wolle sie das ganze Dorf mit sich reißen — dann verschwand sie. Sie versank nicht in der See. Sie verschwand nicht wie ein zerplatzter Ballon. Sie wurde blass wie Rauch und löste sich in nichts auf. Und sie fühlten sich nicht von Furcht befreit, sie spürten eine noch größere Spannung, so als läge ein Gewitter in der Luft.
    Barney flüsterte: »Ist sie weg?«
    »Nein«, sagte Kapitän Toms ernst. »Sie ist im ganzen Dorf. Sie ist bei uns und um uns herum. Sie ist wütend und ist überall und das ist eine große Gefahr. Ich muss euch sofort nach Hause bringen. Merry hat diese Häuser mit gutem Grund ausgesucht, sie sind ebenso sicher wie das Graue Haus, sie stehen unter dem Schutz der Mächte des Lichts.«
    Barneys Blick fiel auf die stille Gestalt auf dem Kai. »Ist er tot?«
    »Das ist nicht möglich«, sagte Kapitän Toms ruhig. Er blickte auf den Maler hinunter. Der Mann lag auf dem Rücken und atmete gleichmäßig, sein langes Haar lag wie eine schwarze Lache um seinen Kopf. Seine Augen waren geschlossen, aber es war keine Verletzung zu sehen. Er sah aus, als schliefe er.
    Von der Straße, die zum Hafen führte, hörten sie Motorengeräusch, das näher kam, dann um die Ecke bog. Simon trat vor, um den Wagen anzuhalten, aber das war nicht nötig. Als die Lichter des Wagens die Gruppe auf dem Kai erfassten, kreischten die Bremsen, und der Wagen kam zum Stehen.
     
    Hinter den blendenden Scheinwerfern erklang eine amerikanische Stimme: »He! Was ist da los?«
    »Es sind die Stantons!« Die Kinder stürzten auf die Wagentüren zu, aus denen zwei verwunderte Gestalten herauskletterten. Kapitän Toms wandte sich schnell um; seine Stimme war klar und er sprach in befehlendem Ton.
    »Guten Abend — Sie kommen zur richtigen Zeit. Wir haben gerade diesen Mann hier gefunden — wir waren auf dem Heimweg — sieht so aus, als wäre er angefahren worden. Fahrerflucht, denke ich!«
    Bill Stanton kniete neben dem Maler nieder und tastete nach seinem Herzen, hob ein Augenlid, betastete vorsichtig Arme und

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