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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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bist du wie ein Erwachsener. Wer bist du, Will Stanton?
    Sie sagte: »Gumerry, was sollen wir tun? Möchtest du, dass Simon und ich oben Wache halten?«
    »Ich möchte, dass ihr alle zu Bett geht«, sagte Merriman. »Es ist spät.«
    »Bett!« Die Empörung in Barneys Stimme war lauter als die der andern. »Aber jetzt wird doch alles erst richtig spannend!«
    »Spannend ist eine Bezeichnung dafür.« Merrimans knochiges Gesicht war grimmig. »Später könnte euch eine andere einfallen. Tut, was man euch sagt, bitte.« Seine Worte hatten eine Schärfe, die keinen Widerspruch zuließ.
    »Gute Nacht«, sagte Jane ganz zahm. »Gute Nacht, Will.«
    »Bis morgen früh allerseits«, sagte Will beiläufig und verschwand in die Haushälfte der Stantons.
    Jane schauderte.
    »Was ist los?«, fragte Simon.
    »Ich hab so ein komisches Gefühl... ich weiß nicht, vielleicht hab ich mich erkältet.«
    »Ich mach euch allen was Heißes zu trinken und bring's euch nach oben«, sagte Merriman.
    Oben blieb Simon in dem kleinen Korridor stehen, der die Schlafzimmer verband. Er fasste sich in einer Art wilder Verzweiflung an den Kopf. »Das ist doch lächerlich! Verrückt! Erst sind wir mitten in etwas Schrecklichem, Großem... sehen dieses, dieses
Ding...
und dann taucht Gumerry auf, und ehe man sich's versieht, steckt er uns mit einer Tasse Kakao ins Bett.«
    Barney musste herzhaft gähnen. »Na ja... aber ich bin... müde...«
    Jane zitterte wieder. »Ich glaube, ich auch. Ich weiß nicht.
    Ich fühle mich komisch. Als ob... Könnt ihr auch dieses Summen hören, ganz schwach und weit weg?«
    »Nein«, sagte Simon.
    »Ich bin müde«, sagte Barney. »Gut' Nacht.«
    »Ich komme auch«, sagte Simon. Er sah Jane an. »Macht es dir nichts aus, so ganz allein?«
    »Nun, wenn etwas passiert«, sagte Jane, »dann komme ich angerannt und flitze unter dein Bett, so schnell, dass du mich nicht einmal siehst.«
    Simon grinste ein wenig gequält. »Tu das nur, aber eins ist gewiss: Kein Einziger wird heute Nacht ein Auge zutun.«
    Aber als Merriman kurz darauf leise an Janes Zimmertür klopfte, standen die drei dampfenden Becher immer noch auf seinem Tablett. »Ich hätte mir die Mühe sparen können«, sagte er, »Simon und Barney schlafen -schon fest.«
    Jane saß in Schlafanzug und Bademantel am Fenster und schaute nach draußen. Ohne sich umzuwenden, sagte sie: »Hast du sie verzaubert?«
    Merriman sagte leise: »Nein.« Etwas in seiner Stimme veranlasste sie, sich umzuwenden. Er stand in der offenen Tür, seine Augen glitzerten in den schwarzen Schattenlöchern unter den vorspringenden weißen, buschigen Augenbrauen. Er wirkte so groß in dem kleinen, niedrigen Zimmerchen, dass sein weißer Haarschopf die Decke zu berühren schien. »Jane«, sagte er, »keinem von euch ist etwas angetan worden und das wird auch nicht geschehen. Das habe ich euch zu Anfang versprochen. Und hier kann euch kein Leid geschehen. Denk daran. Du kennst mich gut genug, ich werde euch nie in Todesgefahr bringen, weder jetzt noch später.«
    »Ich weiß. Natürlich weiß ich das«, sagte sie.
    »Dann schlaf gut«, sagte Merriman. Er streckte seinen langen Arm aus und sie reichte ihm ihre Hand und berührte seine Fingerspitzen; es war wie ein Versprechen. »Hier. Trink den Kakao. Es ist kein Schlaftrunk darin, das verspreche ich. Nur Zucker.«
    Jane sagte unwillkürlich: »Ich hab mir schon die Zähne geputzt.«
    Merriman lachte leise: »Dann putz sie nachher noch mal.« Er stellte den Becher hin, ging hinaus und machte hinter sich die Tür zu.
    Jane nahm den Kakao und setzte sich wieder ans Fenster. Sie wärmte sich die Finger an der heißen, glatten Wand des Bechers; im Zimmer war es kalt. Sie schaute aus dem Fenster, aber die Spiegelung ihrer Nachttischlampe störte sie. Ohne zu überlegen, streckte sie die Hand aus und knipste die Lampe aus. Dann setzte sie sich wieder und wartete, bis sich ihre Augen an die matte Dunkelheit gewöhnt hatten...
    Dann konnte sie schließlich wieder sehen, aber das, was sie sah, schien unglaublich.
    Vom Haus aus, das hoch auf dem Hang über der See lag, hatte sie einen Überblick über den ganzen Hafen und den größten Teil des Dorfes. Hier und da bildeten Straßenlaternen eine gelbe Lichtpfütze: zwei auf dem Kai, drei auf der anderen Seite des Hafens an der Straße, die am Grauen Haus vorbeiführte. Noch andere standen in weiterer Entfernung innerhalb des Dorfes. Aber diese Lichtflecken waren klein. Alles andere lag im Dunkeln. Aber

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