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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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wenig, ein freundliches, normales Gesicht mit einer etwas spitzen Nase und schmalen Lippen, eine Durchschnittsstimme, weder tief noch hoch, und die gleiche exakte Aussprache, die, das hatte Will inzwischen festgestellt, allen Nordwalisern eigen war. Seine Kleidung war normal, Hemd und Hose und Stiefel, wie jeder auf einem Bauernhof sie trug. Sogar der Hund, der neben ihm stand und sie alle ruhig beobachtete, war der übliche walisische Schäferhund mit schwarzem Rücken, weißer Brust und schwarzem Schwanz — nicht bemerkenswert. Nicht wie Cafall, ebenso wenig wie Brans Vater so wie Bran war.
    »In der Teekanne ist Tee, Bran, falls ihr eine Tasse wollt. Ich habe meinen schon getrunken und gehe jetzt hinüber zu der großen Weide. Und heute Abend gehe ich zu einer Versammlung in der Kirche. Mrs Evans wird sich um dein Abendessen kümmern.«
    »Wunderbar«, sagte Will fröhlich. »Er kann mir bei meinen Hausaufgaben helfen.«
    »Hausaufgaben?«, fragte Bran.
    »O ja. Dies sind nicht bloß Ferien für mich. Sie haben mir in der Schule alle möglichen Aufgaben mitgegeben, damit ich nicht zurückfalle. Heute ist Algebra dran. Und Geschichte.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Mr Davies ernsthaft, während er seine Weste anzog, »solange Bran sich auch um seine eigenen Aufgaben kümmert. Ich weiß natürlich, dass er das tun wird. Nett, dass wir uns kennen gelernt haben, Will. Bis später, Bran. Cafall kann hier bleiben.«
    Er ging, ihnen beiden freundlich, aber vollkommen ernst zunickend, was Will zu der Überlegung veranlasste, dass etwas ganz und gar nicht Durchschnitt war an Owen Davies: Es war nicht eine Spur von Lachen in ihm.
    Brans Gesicht war ausdruckslos, als er gleichmütig sagte: »Mein Vater ist ein großer Anhänger der Kirche. Er ist Diakon und er hat zwei oder drei Versammlungen in der Woche. Und sonntags gehen wir zweimal zur Kirche.«
    »Oh«, sagte Will.
    »Ja. Oh ist richtig. Eine Tasse Tee?«
    »Nein, danke. Wirklich nicht.«
    »Dann lass uns nach draußen gehen.« Mit geistesabwesender Gewissenhaftigkeit spülte Bran die Teekanne aus und ließ sie umgekehrt auf dem Abtropfbord stehen.
»Tyrd yma,
Ca-fall.«
    Der weiße Hund sprang fröhlich um sie herum, als sie den Hof verließen und quer über die Felder gingen, das Tal hinauf und in Richtung auf die Berge und den einsamen nahen Gipfel. Er stand im rechten Winkel zum Berg hinter ihm und ragte in das flache Tal hinein.
    »Komisch, wie der Felsen da vorspringt«, sagte Will.
    »Craig yr Aderyn? Das ist etwas Besonderes, es ist der einzige Ort in Britannien, wo Kormorane im Binnenland nisten. Natürlich nicht sehr weit vom Meer entfernt; vier Meilen sind es von hier bis an die Küste. Bist du noch nicht dort gewesen? Komm, wir haben genug Zeit.« Bran schlug eine etwas andere Richtung ein. »Du kannst die Vögel von der Straße aus gut sehen.«
    »Ich dachte, die Straße führt dort entlang«, sagte Will und zeigte in die Richtung.
    »Tut sie auch. Wir können so aber ein Stück abschneiden.« Bran öffnete eine Pforte zu einem Fußweg, überquerte den Weg und kletterte an der anderen Seite über eine Mauer. »Die Sache hat nur einen Haken«, sagte er und grinste. »Wir dürfen keinen Lärm machen. Dies Land gehört Caradog Prichard.«
    »Pst, Cafall«, flüsterte Will weithin hörbar und drehte sich um. Aber Cafall war verschwunden. Will blieb verdutzt stehen. »Brav? Wo ist Cafall geblieben?«
    Bran pfiff. Sie standen beide wartend da und blickten auf die lange schiefergedeckte Steinmauer, die das Stoppelfeld begrenzte. Nichts rührte sich. Die Sonne schien. In der Ferne blökten Schafe. Bran pfiff noch einmal — ohne Erfolg. Dann kehrte er um und Will folgte ihm dicht auf den Fersen. Sie kletterten wieder über die Mauer, hinunter zu dem Fußweg, den sie überquert hatten.
    Bran pfiff zum dritten Mal und rief etwas auf Walisisch. Seine Stimme klang beunruhigt.
    Will sagte: »Wohin kann er nur gelaufen sein? Als ich über die Mauer kletterte, war er direkt hinter mir.«
    »So etwas tut er nie. Nie. Er verlässt mich nie ohne Erlaubnis, und er kommt immer, wenn ich ihn rufe.« Bran blickte besorgt den Fußweg hinauf und hinunter. »Es gefällt mir nicht. Ich hätte ihn nicht so nahe an Mr Prichards Land herankommen lassen sollen. Du und ich, das ist eine Sache, aber Cafall ...« Er pfiff wieder, laut und verzweifelt.
    »Du glaubst doch nicht ...« Will hielt inne.
    »Dass Prichard ihn erschießen würde, wie er es gesagt hat?«
    »Nein, ich wollte

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