Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
sich gierig über das saftige Gras her.
John Rowlands holte den Landrover und nahm Will mit, um das verletzte Schaf zu holen; im letzten Augenblick sprang der schwarze Hund Pen in den Wagen und ließ sich zwischen Wills Füßen nieder. Will streichelte seine seidigen Ohren.
»Es ist doch sicher ein Hund gewesen, der das Schaf angefallen hat, nicht?«, fragte er, während sie fuhren.
Rowlands seufzte. »Ich hoffe nicht. Aber ich wüsste auch nicht, welches Wesen sonst eine von Menschen und Hunden begleitete Herde angreifen sollte. Das würde höchstens ein Wolf tun und Wölfe gibt es in Wales seit zweihundert Jahren oder länger nicht mehr.«
Sie fuhren vor der Kate vor. Rowlands wendete den Wagen, sodass die Hintertür leicht zu erreichen war, und betrat das kleine, aus Steinen errichtete Haus.
Fast sofort war er wieder draußen, mit leeren Händen, und sah sich beunruhigt um. »Es ist verschwunden!«
»Verschwunden?«
»Es muss irgendeinen Hinweis geben — Pen!
Tyrd yma!«
John Rowlands ging suchend um das Häuschen herum, Gras, Farn und Ginster scharf musternd, und der schwarze Hund umkreiste ihn, die Nase auf dem Boden. Auch Will hoffte, eine Spur zu finden, und hielt Ausschau nach zerdrückten Pflanzen oder Wollbüscheln und Blutflecken. Er fand nichts. Ein zerklüfteter Felsen aus weißem Quarz glitzerte vor ihnen im Sonnenschein. Eine Heidelerche sang. Dann bellte Pen einmal kurz und kräftig auf und folgte mit gesenktem Kopf zuversichtlich einer Fährte durch das Gras.
Sie folgten ihm. Aber Will war verwirrt, und er sah die gleiche Verwirrung in John Rowlands' gefurchtem Gesicht — denn die Fährte, der der Hund folgte, führte durch unberührtes Gras; kein Halm war geknickt, nicht einmal vom Hindurchlaufen eines kleinen Tieres, und schon gar nicht von einem Schaf. Irgendwo vor ihnen hörten sie Wasser rauschen, und kurz darauf kamen sie an einen kleinen Bach, der hinunter zum Fluss lief; die herausragenden Felsblöcke in seinem Bett zeigten, wie viel niedriger das Wasser jetzt in der Trockenperiode stand.
Pen blieb stehen, suchte dann das Ufer in beide Richtungen erfolglos ab und kam winselnd zu John Rowlands.
»Er hat es verloren«, sagte Rowlands, »was es auch gewesen sein mag. Kann natürlich nicht mehr als ein Kaninchen gewesen sein — obwohl ich noch nicht von vielen Kaninchen gehört habe, die so viel Verstand hatten, ihre Spur in laufendem Gewässer zu verwischen.«
Will sagte: »Aber was ist mit dem Schaf geschehen? Es war verletzt, es hätte nicht davonlaufen können.«
»Schon gar nicht durch eine geschlossene Tür«, sagte Rowlands trocken.
»Ist ja wahr! Glauben Sie, dass das Tier, was es auch gewesen sein mag, das das Schaf angefallen hat, klug genug gewesen sein kann, um zurückzukommen und es davonzuschleppen?«
»Klug genug vielleicht«, sagte Rowlands und starrte zurück zum Häuschen. »Aber nicht stark genug. Ein einjähriges Schaf wiegt etwa einhundert Pfund, und ich habe mir beinahe das Kreuz gebrochen, als ich es nur ein kleines Stück trug. Es müsste schon ein riesiger Hund sein, der das Gewicht schleppen könnte.«
Will hörte sich selbst fragen: »Zwei Hunde?«
John Rowlands sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Für jemanden, der nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, hast du manchmal ungewöhnliche Ideen, Will ... ja, zwei Hunde könnten zusammen ein Schaf wegschleppen. Aber wie sollten sie es anstellen, ohne eine große breite Spur zu hinterlassen? Und überhaupt: Wie sollten zwei oder zwanzig Hunde die Tür dort öffnen?«
»Weiß der Himmel«, sagte Will. »Na ja — vielleicht war es gar kein Tier. Vielleicht ist jemand vorbeigefahren und hat das Schaf blöken gehört und es aus dem Haus geholt und mitgenommen. Ich meine, es konnte ja keiner wissen, dass wir zurückkommen würden.«
»Ja«, sagte John Rowlands. Es hörte sich nicht überzeugt an. »Gut, wenn jemand das getan hat, werden wir das Schaf zu Hause vorfinden. Es hat die Markierung von Pentref am Ohr, und jeder aus der Gegend weiß, dass William Pentrefs Einjährige bei uns überwintern. Komm jetzt.« Er pfiff seinem Hund.
Auf der Rückfahrt schwiegen sie, jeder in Besorgnis und Mutmaßungen verloren. John Rowlands, das wusste Will, machte sich Gedanken, wie er das Schaf schnell finden sollte, um seine Verletzung zu versorgen. Er, Will, hatte seine eigenen Sorgen. Obwohl er es Rowlands gegenüber nicht erwähnt hatte und kaum wagte, darüber nachzudenken, was es bedeuten könnte,
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