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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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und in der Nähe einen grauweißen Haufen von Schafen und Gestalten von Männern. Plötzlich blieb er rutschend stehen. Die Harfe! Er konnte nicht erklären, woher sie kam, falls jemand sie sehen sollte. In wenigen Augenblicken würde er unter den Männern sein. Er musste die Harfe verstecken. Aber wo?
    Er sah sich gehetzt um. Dieses Feld war vom Feuer verschont geblieben. Am Ende des Feldes sah er einen kleinen Schuppen, nicht mehr als drei Wände aus Steinen und ein Schieferdach, ein offener Unterstand für Schafe im Winter oder ein Lagerplatz für Winterfutter. Er war schon mit frischen Heuballen gefüllt. Will lief hin und schob die glänzende kleine Harfe zwischen zwei Heuballen, sodass sie von außen nicht sichtbar war. Dann trat er zurück, streckte eine Hand aus und belegte in der Alten Sprache die Harfe mit dem Bann von Caer Garadawg, dessen Macht bewirkte, dass nur das Lied eines Uralten es ermöglichen würde, die Harfe hervorzuholen oder auch nur sichtbar zu machen.
    Dann rannte er quer über das Feld auf Prichards Hof zu, wo ferne Rufe auf das Ende der Verfolgungsjagd hinwiesen. Er sah auf einer Weide jenseits des Gehöfts den riesigen grauen Fuchs immer wieder ausweichen und Sprünge machen, um Cafall abzuschütteln, während Cafall ihm verbissen auf den Fersen blieb. Der Fuchs schien wie vom Wahnsinn besessen; weißer Schaum tropfte ihm von den Lefzen. Will stolperte außer Atem auf den Hofplatz, wo Bran sich durch eine Gruppe von Männern und Schafen am Hoftor hindurchzuquetschen versuchte. John Rowlands war dort und Owen Davies mit Wills Onkel. Ihre Kleidung und ihre müden Gesichter waren immer noch rußgeschwärzt, und Caradog Prichard stand mit finsterem Gesicht dabei, das Gewehr mit gespanntem Hahn unter dem Arm.
    »Der verdammte Hund ist wahnsinnig geworden!«, knurrte Prichard.
    »Cafall! Cafall!« Bran drängte sich durch bis zum Feld und jagte dabei die Schafe auseinander. Er kümmerte sich um niemanden. Prichard knurrte ihn wütend an, und Owen Davies sagte scharf: »Bran! Wo bist du gewesen? Was hast du vor?«
    Der graue Fuchs sprang hoch in die Luft, wie sie ihn es schon einmal zuvor hatten tun sehen, am Vogelfelsen. Cafall sprang hinterher und schnappte mitten in der Luft nach ihm.
    »Der Hund
ist
wahnsinnig«, sagte David Evans unglücklich. »Er wird sich über die Schafe hermachen ...«
    »Er will nur diesen Fuchs erwischen!« Brans Stimme klang schrill vor Angst. »Cafall! Tyrd yma! Lass ihn!«
    Wills Onkel sah Bran an, als traue er seinen Ohren nicht. Dann blickte er auf Will hinunter. Er fragte verwirrt: »Welchen
Fuchs?«
    Entsetzen durchfuhr Will, als er plötzlich verstand, was da geschah, und er stieß einen lauten Schrei aus. Aber es war zu spät. Der graue Fuchs drehte sich um die eigene Achse und kam in großen Sätzen direkt auf sie zu. Cafall folgte ihm dicht auf den Fersen. Im letzten Augenblick änderte der Fuchs seine Richtung ein wenig, stürzte sich auf eines der Schafe, das jetzt angstvoll vor dem Tor umherlief, und schlug die Zähne in seinen wolligen Hals. Das Schaf blökte durchdringend. Cafall stürzte sich auf den Fuchs. Zwanzig Meter weiter stieß Caradog Prichard einen lauten wutentbrannten Schrei aus, riss sein Gewehr hoch und schoss Cafall mitten in die Brust.
    »Cafall!« Brans liebevoller, entsetzter Schrei traf Will so sehr, dass er einen Augenblick lang die Augen schloss; er wusste, dass der Kummer, der aus diesem Schrei sprach, ihm für immer in den Ohren klingen würde.
    Der graue Fuchs stand da und wartete darauf, dass Will ihn ansah, und die rote Zunge hing ihm aus einem Maul heraus, das von noch röterem Blut tropfte. Er starrte Will mitten ins Gesicht, mit einem unmissverständlichen höhnischen Zähnefletschen. Dann trottete er in pfeilgerader Richtung über die Wiese davon und verschwand hinter der Hecke am anderen Ende.
    Bran kniete schluchzend neben Cafall und wiegte den weißen Kopf des Hundes auf seinen Knien. Er rief verzweifelt seinen Namen und streichelte seine Ohren. Ein letztes Mal senkte er den Kopf, um seine Wange liebevoll gegen den seidigen Hals zu drücken. Aber er konnte nichts mehr tun. Die Brust des Hundes war zerschmettert. Die silbernen Augen waren glasig und blicklos. Cafall war tot.
    »Mörderischer verdammter Köter!« Prichard stammelte noch vor Wut, in einer Art primitiver Befriedigung. »Der wird meine Schafe nicht mehr töten! Den wären wir los!«
    »Er war nur hinter dem Fuchs her. Er hat versucht, Ihre blöden Schafe

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