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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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ja. Ich denke, du wirst ihn im Haus finden. Oder oben bei ...« Seine leise, besorgte Stimme verstummte.
    Will sagte sanft: »Bei Cafall.« Sie hatten den Hund am Abend zuvor auf dem unteren Hang des Berges begraben und einen schweren Stein auf das Grab gelegt, um Raubtiere fern zu halten.
    »Ja, wahrscheinlich. Dort oben«, sagte Owen Davies.
    Will hatte plötzlich das Bedürfnis, etwas zu sagen, aber es war schwierig. »Mr Davies, es tut mir Leid. Alles. Gestern. Es war schrecklich.«
    »Nun, ja, vielen Dank.« Owen Davies war verlegen, scheute zurück vor der Berührung mit Gefühlen. Er richtete die Augen auf den Motor des Traktors und sagte: »Da war nichts zu machen. Man kann nie wissen, wann ein Hund plötzlich auf die Idee kommt, Schafe zu reißen. Es geschieht einmal unter tausenden von Malen, aber es kann passieren. Auch bei dem besten Hund der Welt ...« Er blickte plötzlich auf, und ausnahmsweise sah er Will in die Augen, obwohl er nicht Will anzusehen schien, sondern über ihn hinaus, in die Zukunft oder in die Vergangenheit. Seine Stimme klang fester, wie die eines jüngeren Mannes. »Ich bin überzeugt, wohlgemerkt, dass Caradog Prichard nur auf eine Gelegenheit gewartet hat, den Hund zu erschießen. Was er getan hat, war sehr drastisch und nicht das, was man normalerweise dem Tier eines anderen zufügt, zumindest nicht vor den Augen des Besitzers. Wir waren alle da und wir hätten Cafall mühelos festhalten können. Und manchmal kann man einen Hund, der Schafe reißt, woanders unterbringen, wo es keine Schafe gibt, und braucht ihn nicht zu töten ... Aber das kann ich Bran nicht sagen und du darfst es auch nicht tun. Es wäre ihm keine Hilfe.«
    Er wandte die Augen wieder ab, und Will beobachtete fasziniert und beunruhigt, wie der helle Widerklang einer anderen Zeit von Owen Davies abfiel wie ein Mantel und die vertraute farblose Gestalt mit der humorlosen, immer etwas schuldbewussten Art zurückblieb.
    »Ja«, sagte Will. »Ich glaube, dass Sie Recht haben, aber ich werde es Bran gegenüber natürlich nicht erwähnen. Ich mach mich jetzt mal auf die Suche nach ihm.«
    »Ja«, sagte Owen Davies eifrig und wandte sein besorgtes, hilfloses Gesicht den Bergen zu. »Ja, du könntest ihm helfen, glaube ich.«
    Aber Will wusste, während er den matschigen Weg entlang-trottete, dass für ihn oder sonst jemanden vom Licht nur wenig Hoffnung bestand, Bran trösten zu können.
    Als er an den Rand des Tales kam, wo es allmählich bergauf ging, sah er sehr klein und fern, auf halber Höhe des Berges, die Gestalt John Rowlands', der wie ein Spielzeugmann aussah. Seine beiden Hunde, schwarzweiße Punkte, sprangen um ihn herum. Will blickte unentschlossen an eine Stelle weiter unten, wo Bran zu finden sein würde, allein mit seinem Kummer. Dann folgte er einer plötzlichen Eingebung und begann, durch Farn und Stechginster hindurch direkt nach oben zu klettern. Es wäre vielleicht gut, zuerst mit John Rowlands zu sprechen.
    Trotzdem sah er zuerst Bran.
    Er traf plötzlich auf ihn, ohne damit gerechnet zu haben. Er hatte die Hälfte des Hanges hinter sich und keuchte, wie er es immer noch tat, wenn er irgendwo hinaufstieg, und als er eine Atempause machte und den Kopf hob, sah er vor sich, auf einem Felsblock sitzend, die vertraute Gestalt: dunkle Jeans und dunkler Sweater, weißes Haar wie ein Leuchtsignal, dunkle Brille über hellen Augen. Aber weder die Brille noch die Augen waren im Augenblick sichtbar, weil Bran mit gesenktem Kopf regungslos dasaß, obwohl er Wills keuchendes Atmen gehört haben musste.
    Will sagte: »Hallo, Bran.«
    Bran hob langsam den Kopf, sagte aber nichts.
    Will sagte: »Einen Hund wie ihn hat es nie zuvor gegeben, nirgends.«
    »Nein, hat es nicht«, sagte Bran. Seine Stimme klang klein und heiser; er hörte sich müde an.
    Will suchte nach Worten des Trostes, aber er konnte nicht anders, als mit der Weisheit eines Uralten denken, und so konnte er Bran nicht erreichen. Er sagte: »Es war ein Mann, der ihn getötet hat, Bran, aber das ist der Preis, den wir zu zahlen haben für die Freiheit des Menschen auf der Erde. Dass er die bösen Dinge ebenso wie die guten tun kann. Es sind Schatten in dem Muster, ebenso wie Sonnenschein. Wie du mir einmal gesagt hast, Cafall war kein gewöhnlicher Hund. Er war ein Teil des großen Musters, wie die Sterne und das Meer. Und niemand hätte seine Sache besser machen können, niemand auf der ganzen Welt.«
    Das Tal war still unter dem gewittrigen grauen

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