Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
regungslos auf seinem Thron saß. Dann wandte er sich um und führte Bran, dessen Finger immer noch leise eine Melodie auf der Harfe zupften, auf das schmale Treppenhaus zu, durch das sie gekommen waren. Als Bran hinaufzuklettern begann, wandte Will sich noch einmal um, um grüßend einen Arm zu heben, dann folgte er Bran.
Bran stand in der steinernen Kammer oben und spielte immer noch, während Cafall und Will nach ihm die Treppe hinaufkletterten. Und während er spielte, nahmen an der leeren Wand am Ende der Kammer, wo der einsame goldene Schild hing, die beiden großen Türen, durch die sie ins Herz des Vogelfelsens vorgedrungen waren, Gestalt an.
Die Melodie der Harfe kletterte höher hinauf und langsam öffneten sich die Türen nach innen. Draußen sahen sie den grauen, wolkenbedeckten Himmel zwischen den steilen Wänden der Felsspalte. Obwohl das Feuer auf dem Berg nicht mehr brannte, hing der durchdringende, tote Geruch nach Verbranntem noch in der Luft. Als sie hinaustraten, sprang Cafall an ihnen vorbei durch den Spalt und verschwand.
Von der plötzlichen Furcht ergriffen, ihn wieder zu verlieren, hörte Bran auf zu spielen und rief: »Cafall! Cafall!«
»Sieh nur!«, sagte Will leise.
Er hatte sich halb zurückgewandt. Hinter ihnen schlugen die großen Steinplatten stumm zusammen und schienen nicht mehr zu existieren. Zurück blieb nur eine verwitterte Felswand, die genauso aussah wie seit tausenden von Jahren. Und ein schwaches Nachklingen zarter Musik hing in der Luft. Aber Bran dachte nur an Cafall. Nach einem hastigen Blick auf den Felsen schob er die Harfe unter den Arm und lief auf die Öffnung zu, durch die der Hund verschwunden war ...
Bevor er die Öffnung erreichte, warf sich ihnen durch eine Wolke feiner Asche ein weißer Wirbelwind entgegen: Knurrend und springend, stieß er Bran so heftig zur Seite, dass er fast die Harfe hätte fallen lassen. Es war Cafall, aber ein wahnsinniger, tobender, verwandelter Cafall, der die Zähne fletschte, sie aus wilden Augen anfunkelte und immer tiefer in den Spalt zurücktrieb, als seien sie Feinde. Nach kurzer Zeit hatte er sie gegen die Felswand gedrängt und kauerte vor ihnen, die langen Eckzähne knurrend entblößt.
»Was ist denn los?«, sagte Bran ratlos, als er wieder genug Atem geschöpft hatte, um sprechen zu können. »Cafall? Was um alles in der Welt ...«
Einen Moment später wussten sie es — oder hätten es gewusst, wenn sie noch Zeit zum Nachdenken gehabt hätten. Denn plötzlich bestand die ganze Welt um sie herum aus einem tobenden Wirbel krachender Zerstörung. Abgebrochene, verkohlte Äste schossen oben über den Felsspalt hinweg, Steine polterten aus dem Nichts herunter, sodass sie sich instinktiv duckten und die Köpfe bedeckten. Sie ließen sich flach auf den Boden fallen und quetschten sich in den Winkel zwischen Erde und Felsen, Cafall nahe bei ihnen. Rundherum heulte der Wind und riss mit einem Geräusch wie das hohe, wahnsinnige, hundertfach verstärkte Kreischen eines Menschen an den Felsen. Es war, als habe sich die Luft aus ganz Wales in einem Trichter gesammelt zu einem gewaltigen Tornado alles vernichtender Zerstörung und trommelte in einer Raserei enttäuschter Wut gegen die schmale Öffnung, hinter der sie verzweifelt kauerten.
Will richtete sich taumelnd auf Hände und Knie auf. Er tastete mit einer Hand, bis er Brans Arm fasste. »Die Harfe!«, krächzte er. »Spiel die Harfe!«
Bran blinzelte ihn an, betäubt von dem Krach über ihnen, und dann verstand er. Er kämpfte sich hoch gegen den schrecklichen Wind, der sich zwischen die Felswände drückte, presste die goldene Harfe an sich und ließ die rechte Hand zitternd über die Saiten fahren.
Sofort ließ der Aufruhr nach. Bran begann zu spielen, und als die lieblichen Laute wie der Gesang einer Lerche erklangen, legte sich der gewaltige Wind, bis nichts mehr von ihm übrig war. Draußen waren nur noch vereinzelte Kieselsteine zu hören, die nach und nach über die Felsen hinunterrollten. Für einen Augenblick drang ein einsamer Sonnenstrahl zu ihnen und ließ das Gold der Harfe aufleuchten. Dann war er verschwunden und der Himmel schien trüber, die Welt grauer. Cafall krabbelte auf die Füße, leckte Bran die Hand und lief ihnen voran fügsam hinaus auf den Hang vor dem schmalen Spalt, der sie vor der Raserei des Sturmes geschützt hatte. Sie merkten, dass ein leichter Regen zu fallen begann.
Bran ließ die Finger gemächlich, aber beharrlich über die Saiten
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