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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Himmel.
    Will hörte nur das Trillern einer Singdrossel aus einem nahen Baum, das vereinzelte Blöken von Schafen von den Hängen und das leise Summen von Autos auf der fernen Straße.
    Bran hob den Kopf und nahm seine Brille ab; seine gelbbraunen Augen in dem blassen Gesicht hatten geschwollene Lider mit roten Rändern. Er saß zusammengekrümmt da, mit hochgezogenen Knien und schlaff herunterhängenden Armen.
    »Geh«, sagte er. »Geh. Ich wollte, du wärest nie hierher gekommen. Ich wollte, ich hätte nie von dem Licht und der Finsternis gehört und von deinem verdammten alten Merriman und seinen Versen. Wenn ich jetzt deine goldene Harfe hätte, würde ich sie ins Meer werfen. Ich nehme nicht mehr teil an deiner blöden Suche, mir ist egal, was dabei herauskommt. Und Cafall hat auch nie teilgenommen und gehörte auch nicht zu deinem hübschen Muster. Er war mein Hund und ich habe ihn mehr geliebt als irgendetwas auf der Welt und jetzt ist er tot. Geh.«
    Die rot umrandeten Augen sahen Will einen langen Augenblick kalt und unverwandt an, dann setzte Bran seine dunkle Brille wieder auf und wandte den Kopf ab, um auf das Tal hinunterzublicken. Bran wies ihn ab. Wortlos richtete Will sich auf und stapfte weiter bergauf.
    Eine lange Zeit schien vergangen zu sein, bevor er John Rowlands einholte. Der magere, sehnige Schafzüchter kauerte halb kniend über einem schadhaften Zaun und reparierte ihn mit einem Stück Stacheldraht. Er hockte sich auf die Fersen zurück, als Will angekeucht kam, und blickte ihn aus zusammengezogenen Augen an, das hagere braune Gesicht voller Falten wegen des strahlend hellen Himmels. Ohne ein Grußwort sagte er: »Dies sind die höchsten Clwyd-Weiden. Das Land dahinter gehört den Bergbauern — und der Zaun soll unsere Schafe von ihrem Land fern halten. Aber sie sind sehr schlau beim Zerreißen von Zäunen, besonders jetzt, wo die Widder draußen sind.«
    Will nickte unglücklich.
    John Rowlands sah ihn einen Moment lang an, dann stand er auf und wies auf einige hervorstehende Felsen etwas höher am Berg. Sie setzten sich an die windgeschützte Seite, aber selbst da war die Stelle wie ein Ausguck, von dem man das ganze Tal überblicken konnte. Will sah sich kurz um, alle Sinne wach, aber der Graue König hielt sich noch zurück; das Tal war so ruhig wie seit dem Augenblick, da Cafall starb.
    John Rowlands sagte: »Ich muss den Rest des Zauns noch überprüfen, aber ich könnte eine Pause gebrauchen. Ich habe eine Thermosflasche dabei. Hättest du gern einen Schluck Tee, Will?«
    Er reichte Will den mit bitterem starken Tee gefüllten Verschlussbecher der Thermosflasche. Will war selbst erstaunt über seinen Durst. Als er fertig war, fragte John Rowlands leise: »Wusstest du, dass du hier in der Nähe von Cadfans Weg sitzt?«
    Will sah ihn scharf an, und es war nicht der Blick eines Elfjährigen, und er gab sich nicht die Mühe, das zu verheimlichen.
    »Ja«, sagte er. »Natürlich wusste ich das. Und Sie wussten, dass ich es weiß, darum haben Sie es erwähnt.«
    John Rowlands seufzte und goss sich Tee ein. »Ich vermute«, sagte er mit sonderbarer Stimme, in der Neid mitschwang, »dass du jetzt mit verbundenen Augen den ganzen Weg von Tywyn nach Machynlleth auf Cadfans Weg über die Berge marschieren könntest, obwohl du noch nie in diesem Land gewesen bist.«
    Will schob sich das glatte braune Haar aus der vom Klettern feuchten Stirn. »Die Alten Wege gibt es in ganz Britannien«, sagte er, »und wir können jedem folgen, wenn wir ihn erst gefunden haben. Ja.« Er blickte über das Tal. »Es war Brans Hund, der ihn anfangs hier oben für mich gefunden hat«, sagte er traurig.
    John Rowlands schob seine Mütze zurück, kratzte sich am Kopf und zog sie wieder nach vorn. »Ich habe von euch gehört«, sagte er. »Mein ganzes Leben, hin und wieder, wenn auch in der letzten Zeit nicht so oft. Öfter, als ich noch ein Junge war. Ich glaubte sogar, ich hätte einmal einen von euch kennen gelernt, als ich noch sehr jung war, aber vermutlich war es nur ein Traum ... Und jetzt habe ich darüber nachgedacht, wie der Hund gestorben ist, und ich habe mich ein wenig mit Bran unterhalten.«
    Er hielt inne, und Will wartete besorgt auf seine nächsten Worte, benutzte aber nicht seine Fähigkeiten, um es herauszufinden.
    »Und ich glaube, Will Stanton«, sagte der Schafzüchter, »dass ich dir in jeder Weise helfen sollte, wann immer es nötig ist. Aber ich möchte nicht wissen, was du tust, ich möchte

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