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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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dass die Autos sie nicht stören«, sagte Barney. »Oder Menschen überhaupt.«
    »Es sind keine angenehmen Wesen«, sagte Bran wieder und betrachtete das Loch zum Kaninchenbau nachdenklich. »Bösartig. Furchtlos. Sie töten sogar zum Spaß.«
    »Wie die Nerze«, sagte Will. Seine Stimme klang rau. Er räusperte sich ungeduldig. Jane sah überrascht, dass er offensichtlich sehr blass geworden war; auf seiner Stirn glitzerte Schweiß und eine seiner Hände war zur Faust geballt.
    »Nerze?«, sagte Bran. »Haben wir in Wales nicht.«
    »Sie sehen wie die da aus. Nur schwarz. Oder braun, glaube ich. Sie ... haben auch Spaß am Töten.« Wills Stimme klang immer noch belegt. Jane beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, bemüht, nicht neugierig zu erscheinen.
    »Ein Stück weiter ist ein Bauernhof, darum drücken sie sich vielleicht tagsüber hier herum.« Bran schien das Interesse an den Wieseln verloren zu haben; er marschierte weiter die Straße hinauf. »Kommt — wir haben noch einen langen Weg vor uns.«
    Jane blieb stehen, um eine Socke hochzuziehen, und ließ die Jungen vorbei; dann folgte sie ihnen, allein und nachdenklich. Oberhalb des Bauernhofes wurde die Straße etwas breiter, und die Böschungen, die manchmal von Drahtzäunen überragt wurden, senkten sich auf nur noch etwa einen Fuß Höhe. Der Weg führte jetzt sanfter nach oben, durch mit Felsblöcken übersätes Weideland, auf dem hier und dort die schwarzen walisischen Rinder grasten, wenn sie nicht — wie in Gedanken versunken — mitten auf der Straße standen. Jane machte vorsichtig einen großen Bogen um einen riesigen Ochsen und versuchte, Ordnung in die schwer fassbaren Empfindungen zu bringen, die ihr wie Quecksilber durch den Kopf liefen. Was passierte eigentlich? Warum war Will beunruhigt und warum schien Bran im Gegensatz dazu überhaupt nichts zu fühlen und wer
war
dieser Bran überhaupt? Sie spürte einen vagen Unmut über die Art, wie seine Anwesenheit irgendwie ihrer aller Verhältnis zu Will komplizierter machte:
Es sind einfach nicht mehr nur noch wir,
dachte sie,
so wie es letztes Mal war ...
Und über alles andere hinaus beunruhigte sie das, was vor ihnen lag, allmählich immer mehr, als ob irgendein Gefühl ihr insgeheim etwas mitzuteilen versuchte, was sie bewusst nicht zur Kenntnis genommen hatte.
    Dann stolperte sie über Barney, da sie nicht auf ihre Umgebung geachtet hatte, und stellte fest, dass die anderen plötzlich schweigend stehen geblieben waren. Sie blickte auf und sah, warum.
    Sie standen am Rand eines überwältigend schönen Tales. Zu ihren Füßen führte der Hang hinunter in einer weiten Fläche wogenden grünen Farns, auf der hier und dort auf verstreuten Grasflecken Schafe unsicher nach Futter suchten. Tief, tief unten, zwischen den grünen und goldenen Feldern der Talsohle, lief eine Straße wie ein zitternder Faden an einer Spielzeugkirche und einem winzigen Bauernhof vorbei. Und jenseits des Tales, auf der Seite, die von Wolkenschatten blau und von dicht gepflanzten Tannen schwarz gefleckt war, erstreckten sich, Gipfel hinter Gipfel, die massigen alten Berge von Wales.
    »Oh!«, sagte Jane leise.
    »Cwm Maethlon«, sagte Bran.
    »Das Glückliche Tal«, sagte Will.
    »Jetzt seht ihr, warum sie diesen Weg Panoramaweg nennen«, sagte Bran. »Das hier lockt die Autos an. Und die Wanderer auch, um fair zu sein.«
    »Wach auf, Jane«, sagte Will leichthin.
    Jane stand völlig regungslos da und starrte mit weit geöffneten Augen über das Tal. Sie wandte langsam den Kopf und sah Will an, doch ohne zu lächeln. »Es ist ... es ist ... ich kann es nicht erklären. Wunderschön. Lieblich. Aber ... irgendwie Furcht einflößend.«
    »Dir ist schwindelig«, sagte Simon selbstsicher. »Gleich wirst du dich besser fühlen. Schau nicht über den Rand.«
    »Komm weiter«, sagte Will ausdruckslos und erinnerte sie plötzlich an Merriman. Er machte kehrt und folgte weiter dem Pfad am Rande des Glücklichen Tales. Simon ging hinter ihm.
    »Schwindelig, dass ich nicht lache«, sagte Jane.
    Bran sagte kurz angebunden: »Furcht einflößend, dass ich ebenfalls nicht lache. Wenn du hier oben damit anfängst, auf alberne Gefühle zu hören, wirst du gar nicht mehr aufhören können. Will hat auch ohne das schon genug Probleme am Hals.«
    Jane sah ihn überrascht an, aber er hatte kehrtgemacht und stapfte wieder mit Simon und Will die Straße entlang.
    Sie schaute ärgerlich hinter ihm her. »Was bildet er sich ein? Meine Gefühle sind

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