Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Barney.
Hoch oben, hinter dem Gehöft, standen die beiden kleinen schwarzen Gestalten neben einer weiteren Pforte und schauten zu ihnen zurück.
»Komm, Jane«, sagte Simon und klopfte ihr vorsichtig auf die Schulter.
Barney sagte, als sei er plötzlich auf etwas gestoßen: »Weißt du, wenn du richtig Angst hast — sieht dir gar nicht ähnlich —, solltest du darüber nachdenken, ob du ...«, er machte eine unbestimmte Handbewegung, »... ob du als Zielscheibe dienst.«
»Als Zielscheibe?«, fragte Jane.
»Die Finsternis«, sagte Barney. »Du weißt doch noch, wie sie sich manchmal in deinen Gedanken einnistet, sodass du denkst,
ich will dich nicht, verschwinde ...
Und du hast das Gefühl, etwas Schreckliches wird geschehen.«
»Ja«, sagte Jane. »O ja. Ich weiß es noch.«
Barney hüpfte vor ihr herum wie ein kleines wildes Tier. »Na ja, wenn du dagegen ankämpfst, kann sie nicht Fuß fassen. Schieb sie weg, lauf davon vor ihr ...« Er packte ihren Ärmel. »Komm schon. Wer zuerst oben ist!«
Jane versuchte zu lächeln. »Okay!«
Sie rannten den Pfad hinauf auf die wartenden Gestalten zu. Von ihren Regenhäuten spritzten Tropfen nach allen Seiten. Simon folgte ihnen etwas langsamer. Er hatte nur mit halber Aufmerksamkeit zugehört. Während Barney sprach, waren ihm zwei geschmeidige Tiere mit rotem Fell aufgefallen, die sich aus dem Farn in ein Stechginsterdickicht geschlichen hatten, und wenn er es sich nicht einbildete, wurden er und seine Gefährten aus dem Stechginster heraus von zwei glänzenden Augenpaaren beobachtet.
Aber es schien nicht der geeignete Augenblick, das Jane gegenüber zu erwähnen.
Während sie zusahen, wie Barney und Jane den Pfad heraufgerannt kamen, fragte Bran: »Worum mag die ganze Diskussion wohl gegangen sein?«
»Vielleicht haben sie nur darüber gestritten, ob es schon Zeit fürs Mittagessen sei«, entgegnete Will.
Bran schob seine Brille auf die Nasenspitze und die goldbraunen Augen musterten Will eine Weile gelassen. »Uralter«, sagte er leise, »du weißt es doch besser.« Dann schob er die Brille zurück und grinste. »Es ist sowieso noch zu früh.«
Aber Will sah den näher kommenden Gestalten entgegen und sagte sachlich: »Das Licht braucht die drei. Es hat sie immer gebraucht, während dieser ganzen langen Suche. Darum wird die Finsternis sie jetzt sehr scharf beobachten. Wir müssen in ihrer Nähe bleiben, Bran, vielleicht besonders auf Barney achten.«
Barney kam keuchend bei ihnen an; seine Kapuze flatterte ihm um die Schultern und sein blondes Haar war feucht und dunkel vom Regen. »Wann essen wir?«, fragte er.
Bran lachte. »Carn March Arthur ist gleich hinter dem nächsten Hang«, sagte er.
»Wie sieht er aus?« Ohne auf eine Antwort zu warten, machte Barney sich mit flatterndem Regenmantel wieder auf den Weg bergaufwärts.
Bran wandte sich um, um ihm zu folgen. Aber Jane stand ihm im Weg. Sie stand dort, unregelmäßig atmend, und sah sie beide kühl an, auf eine Weise, die Will an ihr nicht kannte. »So geht es nicht weiter«, sagte sie. »Wir marschieren alle durch die Gegend, als wäre alles ganz normal, aber wir können einander nicht ständig etwas vortäuschen.«
Will sah sie an, zwischen Geduld und der Notwendigkeit zu sprechen schwankend. Er neigte den Kopf einen Augenblick auf die Brust und atmete tief aus. »Also gut. Was willst du von uns hören?«
»Irgendetwas über das, was wir finden könnten, dort oben«, sagte Jane stammelnd und erzürnt. »Über das, was wir hier
tun.«
Bran stürzte sich auf ihre Worte wie ein Terrier auf einen Knochen, bevor Will den Mund öffnen konnte. »Tun? Nichts, Mädchen — du wirst wahrscheinlich nichts anderes tun, als auf ein Tal hinunterzuschauen und auf einen See, und sagen, oh, wie hübsch. Warum die ganze Aufregung? Wenn dir der Regen nicht gefällt, knöpf dir den Mantel gut zu und geh nach Hause. Geh doch!«
»Bran!«, sagte Will scharf.
Jane stand mit weit geöffneten Augen sehr still da.
Bran sagte zornig: »Zum Teufel mit allem! Wenn du das Wachsen von Angst gesehen hast und das Töten von Liebe und die Finsternis, die sich überall ausbreitet, stellst du keine dummen Fragen. Du tust das, was dir bestimmt ist, und machst kein Theater. Und das ist es, was wir jetzt alle tun sollten: weitergehen zu dem Ort, wo wir vielleicht einen Hinweis auf den nächsten richtigen Schritt finden.«
»Und kein Theater!«, sagte Jane mit gepresster Stimme. Simon trat hinter sie, schweigend,
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