Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
sagte Bran. »Der Bärtige See. Hier drüben.«
    Er führte sie weiter den Pfad hinunter, in eine Mulde zwischen Berggipfeln, die sich um einen Hang herum krümmte. Der Regen, der bisher sanft gewesen war, schlug ihnen hier in unregelmäßigen Böen ins Gesicht, während der Wind über das tief eingeschnittene Tal wirbelte. Die Wolken über ihren Köpfen hingen tief.
    »Ein komischer Name: Der Bärtige See«, sagte Jane. Die Worte waren an Bran gerichtet, obwohl sie ihn dabei nicht ansah. Will empfand plötzlich Mitleid mit ihr und dem tastenden unausgesprochenen Versuch, sich zu entschuldigen. »Bärtig. Nicht gerade romantisch.«
    »Ich zeige euch gleich, warum er so heißt«, sagte Bran ohne Groll. »Gebt Acht, wo ihr geht, es gibt hier sumpfige Stellen.« Er ging ihnen allen voran und wich Büscheln von schilfähnlichem Gras aus, die auf nassen Boden schließen ließen. Will blickte auf und sah plötzlich durch den strömenden Regen hindurch vor ihnen wieder die andere Seite des Glücklichen Tales, dunstig und grau. Aber auf dieser Seite, auf ihrem eigenen steilen Grat, der das Tal überragte, lag ein See.
    Es war ein merkwürdiger kleiner, schilfumwachsener See, kaum größer als ein Teich; seine dunkle Oberfläche schien sonderbar fleckig und gemustert. Dann sah Will, dass der freie Teil der Oberfläche vom Wind gekräuselt wurde, doch war nur ein kleiner Teil frei, ein Dreieck an der Seite des Sees, die ihnen am nächsten war. Die ganze übrige Oberfläche, vom Ende am Rand des Tales bis zur dahingezogenen v-Form in der Mitte, war mit Blättern und Stängeln und den cremig weißen Blüten von Wasserlilien bedeckt. Und ein Singen in den Ohren, wie plötzlich hochschlagende Wellen auf einem bewegten Meer, sagte ihm auch, dass irgendwo hier oben doch der Ort war, an dem sie sich einfinden sollten. Irgendetwas erwartete sie hier, irgendwo auf diesem sich dahinwälzenden, mit Felsen übersäten Berggrat zwischen dem Glücklichen Tal und der Mündung des Dyfi.
    Durch einen Nebel, dessen Ursache nicht der Regen war, sondern ein Verschwimmen seiner Gedanken, stellte er vage überrascht fest, dass Bran diese Empfindung nicht zu teilen schien. Bran stand mit Simon und Jane auf dem Pfad und hielt sich wegen Regen und Wind eine Hand schützend vor die Augen, mit der anderen zeigte er auf etwas.
    »Der Bärtige See — es sind die Wasserpflanzen, die ihm den Namen gegeben haben. In manchen Jahren, wenn es nicht viel regnet, wird der See viel kleiner, und die Pflanzen liegen um ihn herum wie ein Bart. John Rowlands sagt, dass der Name vielleicht nicht daher kommt, sondern dass vor langer Zeit vielleicht viel mehr Wasser in dem See war und er manchmal über die Ufer getreten sei und sich in einem Wasserfall in das Tal gestürzt habe. Das könnte auch sein. Aber so wie der See jetzt aussieht, muss es wirklich vor sehr langer Zeit gewesen sein.«
    Der kleine See lag dunkel und schweigend unter dem bewegten grauen Himmel. Sie hörten, wie der Wind über die Berge heulte und durch ihre Kleider raschelte. Unten im Tal, weit weg, ertönte der traurige, gespenstische Ruf eines Brachvogels. Dann hörten sie von irgendwo aus der Nähe einen gedämpften Schrei.
    Barney wandte sich um. »Was war das?«
    Bran schaute über den See auf den Hang, der der höchste Teil des Berges, auf dem sie standen, zu sein schien. Er seufzte. »Urlauber. Sie rufen nach dem Echo. Kommt mit und seht es euch an.«
    Will blieb zurück, als sie sich nacheinander auf den Weg über den schlammigen, mit Felsbrocken übersäten Pfad machten, der um den See herum führte.
    Er schaute noch einmal über das Wasser und den mit weißen Blüten besetzten grünen Teppich aus Wasserpflanzen hinweg auf das andere Ufer, wo das Land steil zum Tal hin abfiel. Der Regen schlug ihm ins Gesicht, der Nebel wirbelte über die Berge. Aber nichts drang ihm ins Bewusstsein, nichts sprach zu ihm. Er hatte nur sehr stark das Empfinden, dass die Hohe Magie hier anwesend war, in einer Form, die er nicht verstand.
    Und so folgte Will den anderen, den Pfad entlang und um den nächsten Steilhang herum. Er fand sie auf einem schroffen Felsen stehend, von dem aus man eine flache Mulde in den Bergen sehen konnte, etwa fünfzig Meter im Quadrat groß, etwa der gleiche Raum, den der Bärtige See einnahm, doch hier nur mit dem auf Sumpf hinweisenden, harten, schilfähnlichen hellen Gras bewachsen. Ein Mann und eine Frau in auffälligen orangefarbenen Anoraks standen weiter unten, umgeben von

Weitere Kostenlose Bücher