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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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in der falschen Richtung, siehst du es? Wir sind um die ganze erste Schleife herumgegangen, sodass wir jetzt rückwärts blicken, in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Und wenn wir uns jetzt nach rechts wenden, wenden wir uns in Wirklichkeit nach links.«
    »Und wiederholen die gleiche Schleife noch einmal. Stimmt, tut mir Leid. Ich hab's zu eilig, das ist es.« Bran holte mit den Armen seitlich aus und machte einen sauberen Sprung in die andere Richtung. Er musterte mit Abscheu die endlosen Spiegelbilder, die mit ihm gesprungen waren. »Lass uns gehen. Ich
hasse
diese Spiegel.«
    Will sah ihn nachdenklich an, während sie dem gewundenen Flur zur Rechten folgten. »Das meinst du wirklich, nicht? Ich meine, ich mag sie auch nicht, sie sind unheimlich. Aber du ...«
    »Es ist die Helligkeit.« Bran sah sich nervös um und beschleunigte seine Schritte. »Und mehr als das. All die Spiegelbilder, sie
bewirken
irgendetwas, es ist, als würde dir dein Verstand ausgesaugt. Aah!« Er schüttelte den Kopf, weil ihm die Worte fehlten.
    »Hier ist die nächste Kreuzung. Das ging wesentlich schneller.«
    »Das sollte es auch, wenn wir die richtige Lösung gefunden haben. Wieder nach rechts.«
    Viermal wandten sie sich nach rechts, begleitet von den endlosen Reihen ihrer Spiegelbilder, die mit ihnen Schritt hielten.
    Und dann, als sie nach der vierten Abzweigung um eine Biegung kamen, standen sie plötzlich sich selbst gegenüber: erschrockene Gesichter, die ihnen von einer Spiegelwand entgegenstarrten.
    »Nein!«, rief Will heftig und hörte seine Stimme zittern, während er sah, wie Bran Kopf und Schultern verzweifelt hängen ließ.
    Bran sagte leise: »Sackgasse.«
    »Aber was können wir falsch gemacht haben?«
    »Weiß der Himmel. Aber wir haben etwas falsch gemacht. Vermutlich müssen wir zurückgehen und ... wieder von vorn anfangen.« Brans Knie gaben nach und er hockte sich wie ein Häufchen Elend auf den schwarzen Glasboden.
    Will sah ihn im Spiegel an. »Ich glaube es nicht.«
    »Aber so sieht es aus.«
    »Ich meine, ich glaube nicht, dass wir noch einmal von vorn anfangen müssen.«
    »O doch, wir müssen.« Bran schaute düster auf ihre Spiegelbilder: den blauen Sweater und die Jeans des aufrecht stehenden Jungen, den weißen Kopf und die dunkle Brille des auf dem Boden zusammengekauerten. »So etwas ist uns schon einmal passiert, vor langer Zeit, als wir vor einer nackten Wand standen und nicht weiterkonnten. Aber damals konnten deine magischen Kräfte als Uralter helfen. Das können sie hier nicht, oder?«
    »Nein«, sagte Will. »Nein, im Verlorenen Land nicht.«
    »Na also.«
    »Nein«, sagte Will eigensinnig. Er biss auf seinem Daumennagel herum und starrte auf die blinden Spiegelwände rundum, die nur das spiegeln konnten, was ihnen angeboten wurde, und die dennoch irgendwie in sich eine umfassende eigene Welt zu bergen schienen. »Nein. Es gibt etwas ... es muss etwas geben, an das wir uns erinnern sollten ...« Er blickte auf Bran hinunter, ohne ihn ganz wahrzunehmen. »Denke nach, was alles hat Gwion uns gesagt, seit wir ihn kennen lernten, das sich wie eine Botschaft anhörte? Was hat er uns
geraten
zu tun?«
    »Gwion? Er hat gesagt, wir sollten in die Kutsche steigen ...« Bran rappelte sich auf, die blasse Stirn gefurcht, während er versuchte, sich zu erinnern. »Er sagte, er würde sich mit uns treffen, wenn wir den Weg fänden — aber das war das Letzte. Davor ... da war etwas, von dem er sagte, dass wir es uns merken sollten, du hast Recht. Was war es? Merkt es euch, sagte er, merkt es euch ...«
    Will erstarrte. »Merkt es euch. Das Gesicht des Mannes im Regenbogen und danach die andere Sache, die Inschrift auf dem Springbrunnen.
Ich glaube, ihr solltet euch die Worte vielleicht merken ...«
    Er erinnerte sich und stand sehr aufrecht da, beide Arme steif vor sich ausgestreckt und mit allen zehn Fingern auf die Spiegelglaswand zeigend, die ihnen den Weg versperrte.
    »Ich bin der Schoß einer jeden Freistatt«,
sagte er, langsam und deutlich, mit den Worten, die sie durch das verhüllende Gras auf dem moosigen Stein des Springbrunnens im Park gesehen hatten.
    Und über ihren Köpfen begann auf dem Glas nach und nach eine andere Zeile von Worten zu leuchten und wurde immer heller, bis ihr Strahlen so intensiv war, dass sie jedes andere Licht um sie herum verdunkelte. Sie hatten gerade genug Zeit, um sich die Worte anzuschauen und sie zu begreifen:
Ich bin die lodernde Flamme auf jedem Berg.
Und

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