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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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schien Teilnahmslosigkeit sie wieder zu ergreifen; der Kopf fiel schlaff nach unten und die Hand ...
     
    ... und dann war nur noch der Regenbogen da, der sich durch den glitzernden Sprühnebel des Springbrunnens wölbte. Bran sagte mit angespannter Stimme:
»Eirias.
Das war das Schwert. Wer war der Mann?«
    »So traurig«, sagte Will. »Ein so trauriger Mann.«
    Gwion atmete tief aus, seine eigene Spannung beiseite schiebend. »Habt ihr es gesehen? Habt ihr es deutlich gesehen?« Es lag große Besorgnis in seiner Stimme.
    Will sah ihn erstaunt an. »Haben Sie es nicht gesehen?«
    »Dies ist der Springbrunnen des Lichts«, sagte Gwion. »Der einzige kleine Hinweis auf das Wirken des Lichts, der im Verlorenen Land erlaubt ist. Nur jene, die zum Licht gehören, dürfen sehen, was er ihnen zu geben hat. Und ich gehöre ... nicht ganz zum Licht.« Er blickte Will und Bran durchdringend an. »Ihr werdet das Gesicht wieder erkennen? Das kummervolle Gesicht und das Schwert?«
    »Überall«, sagte Will.
    »Immer«, sagte Bran. »Es war ...« Er hielt inne und sah Will ratlos an.
    Will sagte: »Ich weiß. Man kann es nicht beschreiben. Aber wir werden ihn erkennen. Wer ist es?«
    Gwion seufzte. »Es ist der König. Gwyddno, der verlorene König des Verlorenen Landes.«
    »Und er hat das Schwert«, sagte Bran. »Wo ist er?« Ein merkwürdiger Eifer schien immer dann Besitz von ihm zu ergreifen, stellte Will fest, wenn das Kristallschwert erwähnt wurde.
    »Er hat das Schwert, und vielleicht wird er es euch geben, falls er euch hört, wenn ihr zu ihm sprecht. Er hat schon seit langem niemanden mehr gehört — nicht weil er nicht hören
kann,
sondern weil er sich in sich selbst zurückgezogen hat.«
    Bran fragte wieder: »Wo ist er?«
    »In seinem Turm«, sagte Gwion. »In seinem Turm in
Caer Wydyr.«
    Als er den walisischen Namen nannte, wurde Will plötzlich klar, dass sein Englisch die ganze Zeit einen leichten walisischen Akzent gehabt hatte, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei Bran.
    »Caer Wydyr«,
sagte Bran. Er sah Will mit gerunzelter Stirn an. »Das heißt: Burg aus Glas.«
    »Ein Glasturm«, sagte Will. »Den du in einem Regenbogen sehen kannst.« Er blickte zurück auf die in Spiralen hochschießenden Wasserstrahlen des Springbrunnens, die sich brachen und in einem wie Diamanten schimmernden Regen auf die glänzenden Rücken der Delfine fielen. Dann stockte er und sah schärfer hin. »Sieh mal, dort unten, Bran. Ich habe es vorher nicht bemerkt. Auf dem Springbrunnen steht etwas geschrieben, ganz unten.«
    Sie beugten sich beide vor, um zu schauen, und schützten ihre Gesichter mit vorgehaltenen Händen vor dem Sprühregen. Eine Schriftzeile war in den Marmor eingeritzt, halb verdeckt vom Gras; die Buchstaben hatten moosige grüne Flecken.
    »Ich bin der ...«
Will teilte das Gras mit den Händen.
»Ich bin der Schoß einer jeden Freistatt.«
    Bran runzelte die Stirn.
»Der Schoß einer jeden Freistatt.
Der Schoß, aus dem kommst du, wenn du geboren wirst, das muss also ... der Anfang sein, nicht wahr? Aber Freistatt? Was soll das sein? Was ist eine Freistatt?«
    »Eine Zuflucht«, sagte Gwion leise.
    Bran schob seine dunkle Brille die Nase hinunter und spähte über die Gläser hinweg auf die eingeritzten Wörter. »Der Anfang einer jeden Zuflucht? Was soll das heißen?«
    »Das kann ich euch nicht sagen«, entgegnete Gwion. »Aber ich glaube, ihr solltet euch die Worte vielleicht merken.« Er zeigte durch den überwölbten Eingang zum Rosengarten auf die wartende blaue Kutsche. »Kommt ihr mit?«
    Während sie in die Kutsche hineinkletterten, fragte Will: »Was für ein goldenes Wappen ist das auf der Tür, mit dem springenden Fisch und den Rosen?«
    »Ein Lachs aus dem Dyfi, dieser Fisch«, sagte Gwion. »Die Heraldiker werden später sagen:
Blaues Feld, ein fliegender goldener Lachs zwischen drei silbernen Rosen.«
Er schwang sich auf den Kutschersitz, ergriff die Zügel und seine letzten Worte waren nur noch leise von oben zu hören. »Es ist das Wappen von Gwyddno, dem König.«
    Dann zog er die Zügel an und die schwarzen Pferde warfen die Köpfe zurück und setzten sich in Bewegung. Die Kutsche schaukelte und ratterte durch die Anlagen des weiten grünen Parks und hinaus auf die gepflasterten Straßen der Stadt. Hier und dort gingen Leute in Gruppen oder zu zweit spazieren; jetzt hoben sie die Köpfe, als die Kutsche vorbeirasselte, und blickten ihr nach, überrascht und manchmal neugierig. Niemand

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