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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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»Wer hat es angefertigt?«
    »Jemand, der dem Licht nahe stand«, sagte Gwion, »aber weder einer der Herren des Lichts noch einer der Uralten war — von denen ist keiner aus diesem Land hervorgegangen ... Er war der Einzige, der die Geschicklichkeit hatte, ein solches Wunder anzufertigen. Selbst hier, wo viele geschickt sind. Ein großer Kunsthandwerker ohne seinesgleichen.« Er sprach langsam und ehrerbietig und schüttelte staunend den Kopf, während er sich erinnerte. »Aber die Reiter der Finsternis konnten das Land ungehindert durchstreifen, da wir weder den Wunsch noch einen Grund hatten, irgendein Lebewesen nicht hereinzulassen. Und als sie erfuhren, dass das Licht um das Schwert gebeten hatte, forderten sie, dass es nicht hergestellt würde. Sie wussten natürlich, dass schon vor langer Zeit ein Text geschrieben worden war, der voraussagte, dass Eirias, wenn es erst geschmiedet war, für die Bezwingung der Finsternis benutzt werden würde.«
    Will fragte: »Wie hat er sich verhalten, der Kunstschmied?«
    »Er rief alle im Land, die etwas Eigenes herstellten, zusammen«, sagte Gwion. Er hob den Kopf etwas höher. »All jene, die schrieben oder die Leben in die Worte oder Musik anderer brachten oder die schöne Dinge herstellten. Und er sagte zu ihnen, ich habe diese Idee, und ich weiß, dass es das Größte sein wird von allem, was ich jemals machen oder tun kann, und die Finsternis will versuchen, mich davon abzuhalten. Es ist möglich, dass wir alle leiden müssen, wenn ich ihrem Wunsch nicht nachkomme, darum kann ich nicht allein die Verantwortung für meine Entscheidung tragen. Helft mir. Sagt mir, was ich tun soll.«
    Bran blickte ihn an. »Was haben sie gesagt?«
    »Sie sagten,
du musst es machen.«
Gwion lächelte voller Stolz. »Ohne eine einzige Ausnahme.
Du musst das Schwert machen,
sagten sie. So ging er fort in ein Haus, das ihm gehörte, und schmiedete Eirias, und in einem Land voller Wunder war es der schönste und wirkungsvollste Gegenstand, der je angefertigt worden war. Der Zorn der Finsternis war groß, aber ohnmächtig, denn die Herren der Finsternis wussten, dass sie weder ein für das Licht geschaffenes Werk zerstören noch stehlen noch seinem Schöpfer in irgendeiner Weise ... schaden konnten.«
    Er verstummte und blickte hinaus auf den dunstigen Horizont.
    »Weiter«, sagte Bran drängend. »Weiter!«
    Gwion seufzte. »So ließ die Finsternis sich etwas ganz Einfaches einfallen«, sagte er. »Sie zeigten dem Schöpfer des Schwertes seine eigene Unsicherheit und Angst. Angst, das Falsche getan zu haben, Angst, dass er nach diesem großen Werk nie wieder fähig sein würde, etwas von großem Wert anzufertigen, Angst vor dem Alter, vor Unzulänglichkeit, vor nicht eingehaltenen Versprechungen. Alles endlose Ängste, die das Verhängnis von Menschen sind, die eine schöpferische Begabung haben, und die immer irgendwo in ihren Vorstellungen lauern. Und allmählich überkam ihn Verzweiflung. Die Angst wuchs in ihm und er suchte Zuflucht in Teilnahmslosigkeit — und so starb die Hoffnung und eine schreckliche lähmende Schwermut trat an ihre Stelle. Sie umfängt ihn auch jetzt; er ist ein Gefangener seiner eigenen Vorstellungen. Denn bei großen Männern können die eigenen Vorstellungen riesige Gespenster von großer Macht erzeugen. Und König Gwyddno ist ein großer Mann.«
    »Der König!«, sagte Will langsam. »Der König des Verlorenen Landes hat das Schwert geschmiedet?«
    »Ja«, sagte Gwion. »Vor langer, langer Zeit ging der König allein in seine Burg, in den Glasturm von Caer Wydyr. Und er schmiedete das Schwert Eirias und dort sind er und das Schwert seitdem immer gewesen, allein. Gefangen in einer Falle, die der König selbst aufgestellt hat. Und nur ihr könnt — vielleicht — diese Falle aufschnappen lassen.« Er schien zu beiden zu sprechen, aber er sah Bran an.
    Bran sagte, das blasse Gesicht verzerrt vor Entsetzen: »Ganz allein? Seit damals ganz allein? Hat ihn niemals jemand besucht?«
    »Ich habe ihn besucht«, sagte Gwion. Aber es lag plötzlich ein solcher Schmerz in seiner Stimme, dass ihm keiner weitere Fragen stellte.
    Die Sonne schien warm auf ihre Gesichter; zwischen den Gold- und Kristallstreifen der Kuppel entwickelte sich Hitze und die Dächer der Stadt schimmerten unter ihnen. Irgendwo in der Ferne, hinter den grünen Feldern des Verlorenen Landes, hörte Will den Schrei einer Möwe.
    Er hatte plötzlich die Illusion, dass Merriman anwesend sei, und gleich

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