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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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wurde, welche gegenwärtig in einer genau berechneten niedrigen Umlaufbahn um den Mond kreiste, damit ihr Spinglasgitter bei erfrischend kühlen siebenundzwanzig Grad Kelvin arbeiten konnte. Aber als Cohens letzter Meta-Agent, der fürs Routing von Kommunikationssignalen zuständig war, sich aus Protest über Lis Ankunft davonmachte, hatte dieser Decomposer – wenn auch mit endlosem Murren, weil er von seiner geliebten Spinglasforschung abgehalten wurde –, auch die Verwaltung von Cohens den Ameisen abgeschauten Routing-Algorithmen übernommen.
    Als er seinen neuen Job antrat, hatte der Decomposer logischerweise auch seinen Namen geändert, zu Router/Decomposer oder unter Freunden 01110010 01101111 01110101 01110100 01100101 01110000 01011100 01100100 01100101 01100011 01101111 01101101 01110000 01101111 01110011 01100101 01110010.
    Eine funktionelle Nomenklatur behagte Cohen genauso wenig wie die Persönlichkeitsarchitektur, die gewöhnlich damit einher ging. Aber der Router/Decomposer war saumäßig gut in seinem Job, voll empfindungsfähig und sehr gut dazu in der Lage, sich in seine eigenen autonomen Aggregationen abzusondern.
Keine andere Emergente KI kam auch nur annähernd an die nahtlose Integration und die schwindelerregende Verarbeitungsleistung heran, die Cohen dank seiner eleganten Lösungen für Routing-Probleme im Spinstrom erreichen konnte. Und der Router/Decomposer hätte schon längst seine eigene Toffoli-Nummer beantragt und wäre ins Geschäftsleben eingestiegen, hätte er nicht, nach seinen eigenen treffenden Worten, »eine so niedrige Tolenzschwelle gegenüber den sozialen Reibungsverlusten beim Umgang mit Arschlöchern« gehabt.
    Unnötig zu erwähnen, dass Cohen sich redlich bemühte, die sozialen Reibungsverluste beim Umgang mit Cohen zu minimieren.
    , fragte Router/Decomposer.
    , scherzte Cohen.
    Der Router/Decomposer demonstrierte seine Abenteuerlust, indem er einen extrem derben chaotischen Attraktor schickte, der durch die verborgenen Schichten ihrer gemeinsamen Kohonen-Netzwerke flackerte.
    »Sag ihm, er soll sich endlich mal einen richtigen Namen zulegen, ja?«, sagte Li, die einen schmutzigen Witz des Router /Decomposer am Schwanzende erwischt hatte.
    »Sag’s ihm doch selbst«, erwiderte Cohen.
    »Würde ich machen, aber im Moment spricht er offenbar nicht mit mir.«
    »Was? Wieso?«
    »Würde ich auch gern wissen.«
    , fragte Cohen den Router/Decomposer über den Administratorstrom.
    peinlich. Außerdem>, schlug der Router/Decomposer zaghaft vor, immer noch auf dem Administratorstrom,
    
    
    
    , sagte der Router/Decomposer gelassen.
    
     Ein affektives Fuzzy-Set trieb über den Spinstrom heran und verteilte sich über Cohens neuronale Netzwerke wie die eisige Fahne eines Bergflusses, der sich mit dem Meer vermischte. Es »fühlte« sich wie alle Algorithmen des Routers/Decomposers an: so kalt, kompliziert und inhuman wie sein geliebtes Quanten-Spinglas. Doch das Gefühl, das das Fuzzy-Set ausdrückte, war allzu menschlich: süffisante Selbstgerechtigkeit.