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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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da im Spiegel sehe. Ich sehe wie ein englischer High-Society-Schwachkopf aus, der auf Safari geht. Kein netter französischer Junge sollte je solche Schuhe tragen!«
    »Lieber altmodisch und am Leben als schick und tot«, sagte Li gedehnt.
    Als sich im achten Geschoss schließlich die Türen öffneten, wurde Cohen bewusst, dass er vergessen hatte, wie sehr einen dieses Gebäude einschüchtern konnte. Selbst im achten Stock – vielleicht besonders dort – haftete dem Mossad-Hauptquartier die gleiche amtliche Verschlissenheit wie allen israelischen Regierungsgebäuden an. Alle Möbel waren im eintönigen IAS-Graubraun lackiert, aber trotzdem sah es so aus, als sei die Farbe bei fünf verschiedenen Hinterhofverkäufen erworben worden. Es gab keinen Empfangsbereich, nur einen schmalen Korridor, der in einen behelfsmäßigen Kontrollposten umgewandelt worden war, indem man zwei schwere Schreibtische zusammengeschoben und dahinter einen muskulösen, jungen, in der Ausbildung befindlichen Katsa auf einem durchhängenden Bürostuhl postiert hatte, der vermutlich älter war als er selbst.
    Die Waffe des Wachmanns steckte im Halfter, aber selbst nach der aufwendigen Überprüfung, die sie über sich hatten ergehen lassen müssen, bevor sie den Fahrstuhl besteigen konnten, war er, noch bevor sich die Tür öffnete, auf den
Beinen und bereit, die Waffe in Anschlag zu bringen. Dies war kein Land und kein Gebäude, in dem man Risiken einging. Li und Cohen hielten ihre linken Hände dem implantierten Scanner des Wachmanns hin, dann setzten sie sich in die Stühle, auf die er zeigte, und warteten.
    Und warteten.
    Und warteten.
    Sie waren für eine Sitzung um vier eingeladen worden, und jetzt sahen sie zu, wie die Uhrzeiger auf fünf zu krochen. Im achten Geschoss herrschte die übliche Grabesstille, aber hinter ihren Rücken konnten sie immer noch die Kabel des alten Fahrstuhls knirschen hören, während zahllose Jungspione und Büroangestellte wie jeden Tag um diese Zeit zum Ausgang strebten.
    Und die ganze Zeit kreiste eine nervige, nörgelnde, aufdringliche kleine Klage ziellos durch Cohens Gedanken:
    Gavi hat mich nie so lang warten lassen.
     
    Cohens Beziehung zum Mossad hatte bescheiden angefangen. Ein paar Besprechungen beim Mittagessen, während er in Tel Aviv oder Jerusalem Urlaub machte. Ein offenes Ohr für nützliche Informationen. Weitergabe von versteckten Andeutungen und Fehlinformationen, die die Meinungsmacher am König-Saul-Boulevard ausheckten, um Israels Feinde in die Irre zu führen. Seine gut gesicherten Häuser, ohne Fragen zu stellen, den auffällig athletischen jungen Männern und Frauen zur Verfügung stellen, die sie gelegentlich benötigten. Einem sympathisierenden UN-Beamten eine Anfrage nach begehrten Informationen ins Ohr flüstern und dabei betonen, dass ein Jude seiner eigenen Regierung gegenüber loyal sein und trotzdem eine moralische Verpflichtung empfinden konnte, alle Nachrichten weiterzuleiten, die dazu beitragen würden, dass mehr von den netten Jungen und Mädchen, die an der Grünen Grenze dienten, auf eigenen Beinen statt im Leichensack zu ihren Eltern zurückkehren würden. Kurz gesagt:
Er war der perfekte Sayan gewesen, ein Freiwilliger, der seinem Geburtsland loyal gesonnen war, aber bereit, soweit es diese Loyalität zuließ, alle möglichen Kleinigkeiten zu erledigen, die Israel helfen konnten.
    Und natürlich war klein eine Frage der Perspektive. Achtzehn Prozent der nichtmilitärischen Spinstromkommunikation der UN lief durch Cohens Netzwerke oder durch die Netzwerke verschiedener, früher mit ihm assoziierter KIs. Er hatte die Software geschrieben, die die Pensionsverwaltung für den öffentlichen Dienst der halben Peripherie abwickelte. Alle halb bewussten KIs, die der UNSR als bedenklich einstufte, hatten sich mehr oder weniger direkt aus Cohens eigenen Expertensystemen entwickelt, und im Laufe der Jahre hatte er klammheimlich die Mehrheit der Anteile an den Rüstungsunternehmen erworben, die sie produzierten. Im UN-Raum geschah wenig, von dem Cohen nicht früher oder später Kenntnis erhielt. Und wenn er konnte – diskret und ohne bei jedem einzelnen Schritt zu viel politisches und soziales Kapital zu riskieren –, sorgte er dafür, dass Israels Interessen gewahrt blieben.
    Die meiste Zeit beschränkte er sich darauf. Aber ein bis zweimal pro Jahrhundert wurde mehr von ihm erwartet. Und jedes Mal, wenn das Amt anrief, wurde er daran erinnert – eine Erinnerung, die ihn zur

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